Alternative zum Google Übersetzer gesucht? Da gibt's etwas: Das deutsche Unternehmen DeepL bietet mit seinem gleichnamigen Übersetzer-Dienst ein einfaches Tool für Texte an, das uns auf Anhieb überzeugt hat.
Wer schnell mal eine Übersetzung eines Textes in eine andere Sprache benötigt, gibt diesen häufig in Google ein und hängt noch das Stichwort „Übersetzung“ oder die Sprache („englisch“) an die Suchanfrage. Meist nimmt sich Google selbst der Aufgabe an und blendet eine Übersetzung an, etwa bei der Suche nach „Bäckerei englisch“.
Gelegentlich aber landet auch die Seite Linguee ganz oben in der Trefferliste, hier werden ganze Textstellen und beispielhafte Übersetzungen angezeigt, sodass sich eine sinngemäßere Übersetzung finden lässt. Linguee stammt von der Kölner DeepL GmbH. Nun bietet das deutsche Unternehmen mit der Weiterentwicklung „DeepL“ einen neuen Dienst an, der sich von Googles und Bings Übersetzungstools qualitativ klar absetzen kann.
DeepL: Superrechner für super Übersetzungen
In Island steht ein Supercomputer mit einer Leistung von 5.1 petaFLOPS (5.100.000.000.000.000 Rechenoperationen pro Sekunde), der DeepL mit der notwendigen Power versorgt. Genauer betrachtet handelt es sich um ein neuronales Netzwerk, das mit einer Milliarde übersetzter Sätze von hoher Qualität trainiert wurde – dieses „Basismaterial“ stammt von Linguee.
Der DeepL Übersetzer versteht aktuell Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch und Niederländisch. Weitere Sprachen wie Mandarin, Japanisch und Russisch sind für die Zukunft eingeplant.
Die Kölner geben sich selbstbewusst: „Die künstliche Intelligenz versteht auch kleinste Details und gibt sie sinnvoll in der Übersetzung wieder.“ Das Unternehmen hat auch schon entsprechende Tests durchgeführt, hierbei wurden 100 Sätze von DeepL Übersetzer, Google, Microsoft und Facebook übersetzt und von Profis beurteilt. Das Ergebnis: „DeepLs Übersetzungen wurden etwa drei Mal so häufig als Gewinner ausgewählt, wie die anderer Systeme.“
Eine kleine deutsche Firma schlägt den IT-Riesen Google beim Übersetzen von Sprachen? Wir waren neugierig und haben selbst ein paar Experimente zum Vergleich gemacht. Los geht es mit…
DeepL im Praxistest: Ein Textstück von GIGA
… einem Absatz aus unserem Test zum OnePlus 5. Links das deutsche Original, rechts die englische Übersetzung von DeepL. Diese ist überzeugend, ein englischsprachiger Leser bekommt eine sinngemäße und korrekte Wiedergabe unseres Fazits. Dann ist der Google Übersetzer an der Reihe…
DeepL im Praxistest: Ein Textstück von GIGA
… und bekommt denselben Absatz vorgesetzt. Der Google Übersetzer patzt allerdings, denn einige Stellen (gelb markiert) hat DeepL besser gelöst.
DeepL im Praxistest: „Bildschirmarbeitsplatzverordnung“
Als Nächstes kommt eines dieser fiesen, beamtendeutschen Wörter dran: „Bildschirmarbeitsplatzverordnung“. Die gibt es wirklich, sie ist „eine Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit an Bildschirmgeräten“.
DeepL macht daraus „VDU regulation“ und liegt tatsächlich goldrichtig. VDU steht für „Visual Display Units“, wie Bildschirmarbeitsplätze in der entsprechenden EG-Rahmenrichtlinie genannt werden.
DeepL im Praxistest: „Bildschirmarbeitsplatzverordnung“
Google übersetzt hingegen mit „Screen requirements“ – das klingt zwar nicht schlecht, ist aber falsch.
DeepL im Praxistest: Spanischer Wikipedia-Eintrag
Bei einem spanischen Wikipedia-Absatz über Barcelona schlägt sich DeepL gut, aber…
DeepL im Praxistest: Spanischer Wikipedia-Eintrag
… auch Google bietet eine brauchbare Übersetzung an. Allerdings ist die Stelle „und die elfte der Europäischen Union“ nicht so treffend wie die Variante von DeepL: „und die elftgrößte der Europäischen Union.“
DeepL im Praxistest: Jean-Paul Sartre über Existentialismus
Ein Zitat des in Paris geborenen Philosophen Jean-Paul Sartre (1905 - 1980). Das ist auch auf deutsch nicht so leicht zu verstehen. Hier in der Übersetzung von Hans Georg Brenner:
„Der Mensch kann nichts wollen, wenn er nicht zunächst begriffen hat, dass er auf nichts anderes als auf sich selber zählen kann, dass er allein ist, verlassen auf der Erde inmitten seiner unendlichen Verantwortlichkeiten, ohne Hilfe noch Beistand, ohne ein anderes Ziel als das, das er sich selbst geben wird, ohne ein anderes Schicksal als das, das er sich auf dieser Erde schmieden wird.“ (aus: Der Existentialismus ist ein Humanismus. und andere philosophische Essays, Jean-Paul Sartre)
DeepL ist sehr nah dran und liefert einen verblüffend guten Text ab.
DeepL im Praxistest: Jean-Paul Sartre über Existentialismus
Google kann zwar auch überzeugen, aber im Detail nicht ganz mithalten. Denn wo der menschliche Übersetzer das französische „but“ mit „Ziel“ übersetzt, greift Google zum Wort „Ende“. DeepL ist da treffsicherer mit „Zweck“, was dem Wort hier im Zusammenhang am Nächsten kommt.
DeepL im Praxistest: Bedienungsanleitung Galaxy S8
Eine Passage aus der Bedienungsanleitung des Samsung Galaxy S8. Mit dem englischen Original (links) tut sich DeepL etwas schwer und liefert seltsame Sätze wie diesen: „Sie können auch Ihre Irisblenden verwenden um Ihre Identität beim Einloggen in Ihr Samsung zu überprüfen Konto.“
DeepL im Praxistest: Bedienungsanleitung Galaxy S8
Google setzt noch einen drauf: Der Text klingt noch holpriger und übersetzt zudem „Seizure“ hier mit „einen Beschlagnahme“. DeepL trifft es mit „einen Anfall“ besser. Besonders glänzen können bei diesem Beispiel aber beide Tools nicht.
DeepL im Praxistest: Ein Microsoft-Witz auf deutsch
Links der deutschsprachige Witz, rechts die englische Übersetzung von DeepL. Man achte auf die Pointe am Schluss, die hier richtig übersetzt wurde.
DeepL im Praxistest: Ein Microsoft-Witz auf deutsch
Google verbockt leider den Witz, indem „bei Microsoft“ hier falsch übersetzt wird, sodass der Gag nicht mehr funktioniert.
Fazit: Nach unserem kleinen Experiment können wir bestätigen, dass DeepL gerade in den Details punkten kann und sogar dem IT-Giganten Google immer wieder einen Schritt voraus ist. Das bedeutet nicht, dass der Google Übersetzer grundsätzlich schlecht ist oder DeepL immer alles richtig macht. Im Zweifel liegen auch mal beide falsch, manchmal liegt auch Google vorne. Für den Moment bekommt DeepL auf jeden Fall eine ganz dicke Empfehlung von uns und sollte bei Übersetzungsaufgaben als nützliches und treffsicheres Tool unbedingt berücksichtigt werden.