Gute Filme müssen nicht zwangsläufig aus Hollywood stammen, auch hierzulande haben wir mehr zu bieten als miefige Heimatfilme oder die immer gleichen Beziehungskomödien. Wir haben uns daher mit dem deutschen Film näher beschäftigt und präsentieren euch die 10 besten deutschen Filme aller Zeiten.
Die besten deutschen Filme
Immer mehr Menschen gehen ins Kino, um einen deutschen Film zu schauen. Das ist zwar erfreulich, war aber nicht immer so. Bis auf wenige Ausnahmen galt Deutschland eher als Filmland zweiter Klasse und wenn der Blick schon mal von Hollywood weg in Richtung Europa ging, dann hatten meist Länder wie Italien oder Frankreich die Nase vorn. Höchste Zeit also, den deutschen Film näher zu betrachten und angemessen zu würdigen.
Wer generell die Komödie als Genre bevorzugt, findet hier unsere Top-Liste der zehn besten deutschen Komödien.
Hier kommt unsere Top-Ten der besten deutschen Filme. Auf ein Ranking haben wir verzichtet, dafür nehmen wir euch mit auf eine Reise durch fast 100 Jahre Filmgeschichte.
„Metropolis“ (1927, Regie: Fritz Lang)
Bevor in den 1930 Jahren die erste große Blütezeit Hollywoods dafür sorgte, die sogenannte Traumfabrik als ultimativen Standort für Filmproduktionen aller Art und Sehnsuchtsort Nummer 1 zu definieren, gehörten deutsche Filmproduktionen zur absoluten Weltspitze. Exemplarisch für Großwerke wie Fritz Langs Thriller „M - Eine Stadt sucht einen Mörder“ richten wir unseren Blick auf ein weiteres Meisterwerk aus der Zeit der Weimarer Republik. „Metropolis“ ist nicht nur der erste Langfilm des Science-Fiction-Genres, sondern gilt bis heute als monumentaler Stummfilm, der Generationen von Filmemachern beeinflusste.
Erzählt wird die Geschichte der gigantischen, futuristischen Stadt Metropolis, deren Bewohner in einer klar voneinander getrennten Zwei-Klassen-Gesellschaft leben: Die Obrigkeit schwimmt im Luxus, während die Unterschicht an riesigen Maschinen für deren paradiesische Welt schuften muss und tief unter der Erde lebt. Die Strukturen geraten ins Wanken, als der Sohn des mächtigen Erbauers der Stadt in die Unterwelt hinabsteigt und sich in eine Arbeiterin verliebt und sich daraufhin einer revolutionären Bewegung anschließt. „Metropolis“ gilt vielen Cineasten als einer der besten Filme aller Zeiten und wurde mittlerweile aufwendig restauriert, so dass eine aktuelle Sichtung auch heute noch viel Vergnügen bietet.
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„Der blaue Engel“ (1930, Regie: Josef von Sternberg)
Unser zweiter Ausflug in die frühen Jahre des Kinos führt uns zu einem der berühmtesten Filme der 1930 Jahre. Josef von Sternbergs Heinrich Mann-Verfilmung „Der blaue Engel“ ist der wohl legendärste Film des größten deutschen Filmstars aller Zeiten: Marlene Dietrich. Erzählt wird die Geschichte eines pedantischen Lehrers (Emil Jannings), der sich in die Bar-Sängerin Lola Lola (Marlene Dietrich) verliebt und ihr in einer zerstörerischen Beziehung verfällt. Die laszive Lola Lola ist vornehmlich an dem Geld des Professors interessiert, doch der hat mittlerweile seinen Beruf aufgegeben und die Ersparnisse sind aufgebraucht.
Auch dank des ikonischen Liedes Ich bin mit Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt bedeutete „Der blaue Engel“ für Marlene Dietrich den endgültigen Beginn einer Welt-Karriere und avancierte zu einem der größten internationalen Erfolge, die der deutsche Film jemals hatte und immer noch hat. Auch heute funktioniert der Film noch als erschütternde Charakterstudie eines Mannes, dessen psychischer und physischer Zerfall nicht mehr aufzuhalten ist und zeigt uns ganz nebenbei, wozu die deutsche Filmindustrie jener Zeit in der Lage war.
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„Es geschah am hellichten Tag“ (1958, Regie: Ladislao Vajda)
Nach der Terrorherrschaft der Nazi-Zeit und den verheerenden Folgen des zweiten Weltkriegs war Deutschland geteilt und lag am Boden. Folglich waren die ersten Filme, die in der BRD entstanden, rückwärts gerichtete Heimatfilme, die vom Schrecken des Alltags ablenken sollten und vor allem eine heile Welt vorgaukelten. Nur wenige wirklich sehenswerte Beiträge wie Wolfgang Staudtes „Die Mörder sind unter uns“ setzten sich glaubhaft mit der jüngsten Vergangenheit unseres Landes auseinander. Erst nach dem Wirtschaftswunder wagten sich einige Filmemacher wieder an anspruchsvollere Stoffe und so entstanden ab Ende der 1950er Jahre wieder einige relevante Beiträge aus deutschen Landen.
Einer davon ist die Friedrich Dürrenmatt-Adaption „Es geschah am hellichten Tag“ mit Heinz Rühmann, der als Kommissar den Mord an einem Mädchen aufklären muss. Die eigentliche Sensation an diesem atmosphärisch beeindruckenden und höchst spannenden Thriller ist aber die schauspielerische Leistung von Gert Fröbe, der den Kindermörder mit solch einer Intensivität spielt, dass es einem kalt den Rücken herunter läuft. Lohn für seine Darstellung war eine internationale Karriere und die Rolle des Schurken „Goldfinger“ im gleichnamigen James Bond-Abenteuer mit Sean Connery.
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„Angst essen Seele auf“ (1974, Regie: Rainer Werner Fassbinder)
In den 1960er Jahren wurde der starre Konservatismus der 1950er Jahre abgeschüttelt und die deutsche Vergangenheit von einer aufgeschlossenen neuen Generation kritisch hinterfragt. Im Hintergrund der weltweiten gesellschaftlichen Umbrüche entstand ein Klima, in dem sich eine alternative Filmszene etablieren konnte, die endgültig mit dem miefigen Heimatfilm-Kino Schluss machte. Das (west-)deutsche Pendant zu New Hollywood hieß Neuer Deutscher Film und ihr wohl berühmtester Vertreter war Rainer Werner Fassbinder, der in seinem kurzen Leben und in einem Zeitraum von nur 15 Jahren über 40 Spielfilme drehte.
„Angst essen Seele auf“ ist zweifelsohne einer seiner berühmtesten und zugleich zugänglichsten Filme, da der Regisseur hier auf seine typischen, manchmal verstörenden und oft bizarren Wendungen und Einlagen verzichtet, und mit einer poetischen und zugleich rauen Bildsprache von einer unmöglichen Liebe zwischen einer älteren Frau und einem jungen ausländischen Einwanderer erzählt. Für Brigitte Mira bedeutete der Film die Rolle ihres Lebens, für uns ist ein berührender Film geblieben, dessen Sichtung sich bis heute jederzeit lohnt.
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„Das Boot“ (1981, Regie: Wolfgang Petersen)
Bevor Wolfgang Petersen mit Filmen wie „In the Line of Fire“ in Hollywood für Furore sorgen konnte, lieferte er mit dem Antikriegsfilm „Das Boot“ ein wahrhaft meisterliches Epos gewaltigen Ausmaßes ab. Nahezu alles, was in deutschen Landen seinerzeit Rang und Namen hatte (Herbert Grönemeyer, Jürgen Prochnow und Uwe Ochsenknecht, um nur einige wenige zu nennen) spielt die Besatzung eines deutschen U-Boots, das während des U-Boot-Kriegs in der Atlantikschlacht im zweiten Weltkrieg unter Beschuss gerät.
Mit einer Länge von 143 Minuten war bereits die Kinoversion nicht gerade ein knackiger Kurzfilm, doch es existiert noch ein Director`s Cut von 208 Minuten und eine TV-Fassung von beeindruckenden 282 minütiger Laufzeit. Dass selbst bei diesen Versionen keine Langeweile aufkommt liegt an den imposanten Aufnahmen der Unterwasserschlachten und den durchgehend hervorragenden schauspielerischen Leistungen des Ensembles. Der Wechsel zwischen den beklemmenden Bildern aus dem engen Inneren des U-Boots und den Szenen auf dem offenen Meer sorgen für eine ganz spezielle Atmosphäre und heben „Das Boot“ weit über den Durchschnitt anderer Produktionen seiner Zeit.
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„Der Himmel über Berlin“ (1987, Regie: Wim Wenders)
Wim Wenders hatte bereits die goldene Palme von Cannes für sein wunderbar sprödes Road-Movie „Paris Texas“ in der Tasche, als er unserer noch geteilten Hauptstadt ein berauschendes filmisches Denkmal setzte. „Der Himmel über Berlin“ ist voller Engel, die alle Sorgen der menschlichen Erdenbewohner hören können aber es nicht schaffen, in das Leben der Menschen einzugreifen, geschweige denn sich ihnen als überirdische Wesen erkennen zu geben. Der Wunsch von Engel Damiel (Bruno Ganz), ein Mensch zu werden und an den Freuden des Lebens teilzunehmen ist so groß, dass er seinen Kumpanen Cassiel (Otto Sander) über den Wolken Berlins zurücklässt und sich in das geteilte Berlin herab werfen lässt.
Was im Hollywood-Remake „Stadt der Engel“ zu reinem Kitsch verkommt, ist in Wim Wenders Original ein poetischer Film über die Sehnsucht nach dem Leben und existenziellen Gefühlen wie Freude und Schmerz. 1991 entstand die ebenfalls sehenswerte Fortsetzung „In weiter Ferne so nah“, in der Heinz Rühmann im Alter von über 90 Jahren seinen Abschied von der Leinwand feierte. „Der Himmel über Berlin“ ist ein Ausnahme-Film, der nicht nur allen Bewohnern Berlins ein angenehm-wohliges Gefühl bei der Sichtung bescheren sollte.
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„Pappa Ante Portas“ (1991, Regie: Loriot)
Deutschland ist spätestens seit den 1990er Jahren filmisch gesehen vor allem ein Komödienland und Filme wie „Der Schuh des Manitu“ locken Millionen von Menschen in die Kinos. So darf auch in unserer Top-Liste eine Komödie vertreten sein, jedoch verzichten wir auf vordergründige Blödeleien und immer gleiche Beziehungskomödien und präsentieren euch stattdessen ein Meisterwerk an feinsinnigem Humor, das bis heute unerreicht geblieben ist.
Loriot beschreibt in „Pappa Ante Portas“ das aus den Fugen geratende Leben einer Kleinfamilie, die mit ihrem neuerdings zwangspensionierten Oberhaupt zu kämpfen hat. Wie aus seinen zahlreichen Sketchen und dem ebenfalls prächtig gelungenen Vorgänger-Film „Ödipussi“ gewohnt, schafft es Loriot einmal mehr, die Marotten des gehobenen Mittelstands intelligent und pointiert auf die Schippe zu nehmen und mit der ein oder anderen Absurdität und Slapstick-Einlage zu garnieren. Auch 20 Jahre nach seinem Erscheinen bleibt kein Auge trocken, etwa wenn Herr Lose einen Supermarkt mit den an die Allgemeinheit gerichteten Worten: Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein! betritt oder seine Filmgattin Evelyn Hamann einen Drögel-Riegel verköstigt und dabei ein Eichhörnchen entdeckt.
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„Lola rennt“ (1998, Regie: Tom Tykwer)
Der nächste Berlin-Film nähert sich unserer Metropole Nummer 1 ganz anders als etwa der sanfte „Himmel über Berlin“ und spiegelt den pochenden Puls der wiedervereinigen Hauptstadt der 1990er Jahre mit Techno-Beats und einer rasanten Montage wieder, die auch international Maßstäbe setzte. Nachdem er aus Versehen einen Beutel mit 100 000 DM in der U-Bahn vergessen hat, bleibt Ganove Manni (Moritz Bleibtreu) weniger als eine halbe Stunde Zeit, das fehlende Geld aufzutreiben und es seinem Auftraggeber wieder zu bringen. Panisch ruft er seine Freundin Lola (Franka Potente) an und die handelt sofort und beginnt zu rennen.
„Lola rennt“ genau drei Mal durch Berlin, denn der Film spult immer wieder auf seine Ausgangssituation zurück und präsentiert dem Zuschauer durch minimale Abwandlungen in Lolas Lauf drei verschiedene Varianten eines möglichen Filmverlaufs. Diese Zeitschleife ist natürlich das herausragende Stilmittel des Films. Doch die blitzschnell zusammengeschnittenen, in den Hauptfilm integrierten Kurzfilme über die Nebenfiguren und ihr jeweiliges Leben in den unterschiedlichen Varianten von Lolas Marathon sind ebenfalls äußerst kreativ und rasant, so dass sie bei der ersten Sichtung schnell übersehen werden. Ein schöner Grund also, sich diesen knackigen Meilenstein von Tom Tykwer aus den 1990er Jahren noch einmal anzuschauen.
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„Das Leben der Anderen“ (2006, Regie: Florian Henckel von Donnersmarck)
Selten löste das Debüt eines deutschen Regisseurs national sowie international für so viele Begeisterungsstürme aus wie Florian Henckel von Donnersmarcks Vergangenheitsbewältigung „Das Leben der Anderen“. Nach zahlreichen Komödien wie „Good Bye Lenin“ wird sich nun endlich im großen Stil und dem nötigen Ernst mit der Geschichte der DDR und dem von der STASI geführten Überwachungsstaat beschäftigt.
Der kurz danach an Krebs verstorbene Ulrich Mühe gibt als spitzelnder Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler eine grandiose Abschiedsvorstellung vor der Kamera und Sebastian Koch brilliert als Theaterschriftsteller Georg Dreyman, dessen Familie zum Opfer des gnadenlosen Systems wird. Neben zahlreichen nationalen Auszeichnungen gewann „Das Leben der Anderen“ für Deutschland den Auslands-Oscar, erst den dritten seit „Die Blechtrommel“ und „Nirgendwo in Afrika“. Das aufrüttelnde Drama funktioniert sowohl als Mahnung gegen das Vergessen als auch als perfider Thriller und hochwertiger Schlagabtausch zweier Ausnahme-Schauspieler.
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„Sein letztes Rennen“ (2013, Regie: Kilian Riedhof)
Eine Top 10-Liste mit den besten deutschen Filmen und Dieter Hallervorden ist dabei? Kann das denn überhaupt sein? Viele werden sich wundern, denn sie haben den Komiker und Kabarettisten nur als Ulknudel Didi aus den zahlreichen Blödel-Filmen der 1980er Jahre in Erinnerung. Doch was dem oft verkannten Schauspieler in hohem Alter in der wunderbaren Tragikomödie „Sein letzten Rennen“ von Kilian Riedhof gelingt, ist ganz großes Kino und zutiefst berührend.
Dieter Hallervorden spielt den ehemaligen Profi-Läufer Paul Averhoff, der nach einem langen und erfüllten Leben in einem trostlosen Altersheim landet. Allen Widerständen zum Trotz versucht er, aus den Engen der würdelosen Massenabfertigung alter Leute zwischen Bastelstunde und Bettruhe zu entfliehen. Sein Ziel ist es, noch einmal beim Berliner Marathon anzutreten und der rüstige Sportler ist durch seinen entwaffnenden Witz und seine Sturheit bestens vorbereitet. Auch als das Schicksal erneut zuschlägt, bleibt Averhoff eisern seinem Training treu. „Sein letztes Rennen“ ist sowohl einer der schönsten und anrührendsten Filme der letzten Jahre als auch ein kämpferisches Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben und hat sich seinen Platz in dieser Liste redlich verdient.
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Das war sie also, unsere Reise durch die deutsche Filmgeschichte. Natürlich fehlen einige Meilensteine, allen voran sicher der Oscar-gekrönte Antikriegsfilm „Die Blechtrommel“, aber so ist es nun mal mit Top-Listen, der Platz ist begrenzt. Umso mehr geht der Kelch nun an euch weiter. Schreibt uns doch in den Kommentaren, welche Filme es in die Top 10 eurer Meinung nach definitiv verdient hätten und im Idealfall auch, warum.