Muss immer alles logisch sein? Muss jede Szene wirklich Sinn ergeben und muss jeder Plot-Entwicklung irgendwo hinführen? Natürlich nicht. Würden wir es mit den Geschichten, die uns Hollywood erzählt allzu genau nehmen, hätte wir sehr bald keinen Spaß mehr an Blockbustern. Verarschen können wir uns andererseits aber auch selbst. Die meisten Logik-Filmfehler, die den großen Produktionen unterlaufen, haben nämlich rein gar nichts mit dramaturgischen Freiheiten oder willentlich gelassenen Erklärungslücken zu tun. Sie sind schlichtweg Schlamperei! Schlimmer noch – die Schlamperei hat sogar System! Anhand von einigen besonders schlimmen Plot-Hole Beispielen präsentieren wir heute 10 Arten von Logiklöchern, die uns Blockbuster immer wieder unterjubeln.
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INTERSTELLAR (2014)
Zeitreise ist für Hollywood offenbar ein gewaltiges Problem. Kaum ein Film ist den logischen Herausforderungen der Zeitreise-Thematik wirklich gewachsen. Dass wir uns von einem „Zurück in die Zukunft“ dabei keine physikalische Glanzleistung erwarten, versteht sich von selbst. Hier steht der Spaß im Mittelpunkt. Die Zeitreise ist lediglich Mittel zum Zweck.
Doch wenn ein hochtrabender Science-Fiction-Film wie etwa „Interstellar“ mit all seinem wissenschaftlichem Duktus über den Kardinalfehler der Zeitreise stolpert, dann muss man einfach mal den Finger heben. Also noch einmal zum Mitschreiben, liebe Drehbuch-Autoren: Eure Vorstellung von Zeitreise funktioniert so nicht. Sie beruht auf einem Paradoxon.
Die Menschen der Zukunft können kein Wurmloch erschaffen, um ihre Vorfahren zu retten, weil diese ja nicht überlebt haben, was wiederum die Existenz der Wurmloch-Technologie unmöglich macht. Oder um es ganz allgemein für alle Logikfehler dieser Art zu formulieren: Die Jetzt-Figur kann ihr Vergangenheits-Ich nicht selbst vor dem Tod retten. Wenn das Vergangenheits-Ich ohne die Intervention des Zukunfts-Ichs stirbt, dann gibt es das Zukunft-Ich gar nicht. Klingt komplizierter als es ist.
STARSHIP TROOPERS (1997)
Wer A sagt, kann auf B einfach verzichten. Auch dieses spezielle Exemplar von Plot Hole begegnet uns im Kino viel zu oft. Der zum Kultfilm avancierte „Starship Trooper“ soll uns diesbezüglich als Paradebeispiel dienen. Im Film führt die Menschheit einen kompromisslosen Vernichtungskrieg gegen die Bugs. Die komplette Ausrottung der Käfer ist nicht nur das ideologische Mantra des Militärapparats, der Film führt uns diese Form der erbarmungslosen Kriegsführung auch immer wieder vor Augen.
Etwa dann wenn ein ganzer Bau mit einem Atomsprengkopf ausgelöscht wird. Wenn die Vernichtung der Käfer also das A und O dieses Krieges ist und das orbitale Bombardement mit atomaren Sprengköpfen ein probates Mittel – warum werden dann bitteschön zehntausende von Soldaten in einen extrem verlustreichen Nahkampf geopfert? Nur hier haben die Bugs doch die Oberhand. Warum? WARUM?
X-MEN – ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT (2015)
Quicksilver war der heimliche Star der jüngsten Auskopplung aus dem “X-Men“-Franchise. Die Szene in der Gefängnisküche war eine schöne Beweisführung für den sinnvollen Einsatz von Spezial-Effekten. Doch was in dieser Szene so beindruckte, führte den Rest des Streifens komplett ad absurdum. Zumindest wenn man seinen gesunden Menschenverstand einsetzt.
Die Frage, die sich hier gnadenlos aufdrängt: Warum wird Quicksilver nicht eingesetzt, um das eigentliche Problem der Mission zu lösen? Wie kann man eine Figur, die so offenkundig perfekt für die Lösung des grundlegenden Konfliktes des Films ist, im späteren Handlungsverlauf einfach ignorieren? In „X-Men Zukunft ist Vergangenheit“ geht es darum, dass Wolverine und Xavier Mystique fassen. Hätte man Quicksilver nicht nach Hause zu seiner Mutter geschickt (!), sondern einfach kurz mitgenommen, wäre das Problem sauber und in Sekundenschnelle gelöst gewesen. Aber warum einfach, wenn man auch ein Football-Stadion zerstören kann.
PROMETHEUS (2012)
Ridley Scotts für viele Fans beschämender Eintrag in die „Alien“-Reihe steht seit seiner Veröffentlichung im Fadenkreuz der Plot Hole-Detektive. Oft geht es dabei um das ungelenk geschriebene Zurückbleiben der beiden Crew-Mitglieder Fifields und Millburns, die es trotz permanenter Überwachung irgendwie trotzdem schaffen, den Anschluss zu verlieren. Mal geht es dabei um den sorglosen Umgang mit dem Alien Oktopus, den sich Shaw erst aus dem Bauch schneidet, nur um ihn dann zu ignorieren. Und fast immer geht es um die Tatsache, dass man einem umstürzenden Raumschiff auch zur Seite ausweichen darf, anstatt die komplette Länge abzulaufen.
Das dickste Loch klafft jedoch dort, wo die Drehbuchautoren regelmäßig schlampen. Beim großen Ganzen nämlich: Warum überhaupt so viele Menschen mit dieser extrem riskanten Aufklärungsmission in Lebensgefahr bringen, wenn doch die Androiden im Jahr 2089 ohne weiteres diese Aufgabe übernehmen könnten? Na? Nichts? Ist halt so? Okay.
BATMAN BEGINS (2005)
Die finsteren Pläne von größenwahnsinnigen Bösewichten waren schon immer sehr löchrig. Auch der überaus gelungene Auftakt der „Dark Knight“-Trilogie ist hier keine Ausnahme. Ra's Al Ghuls bemerkenswert komplizierter Plan für die Vernichtung der Stadt Gotham basiert auf einem Gift, das erst in die Trinkwasserversorgung gelangen und dann mittels Mikrowellen über die Luft verteilt werden muss.
Einmal komplett davon abgesehen, dass Mikrowellen auch für Gothams Bewohner sehr unangenehm sein sollten, da wir Menschen zudem zum überwiegenden Anteil selbst aus Wasser bestehen, stellt sich hier auch die grundlegende Frage: Warum genau muss das Gift unbedingt eingeatmet werden? Es soll auch Gifte geben, die man trinken kann. Wenn man ohnehin schon am Trinkwasser rumdoktert, vielleicht keine ganz schlechte Idee. Aber diese unnötig komplizierte Sache mit den Mikrowellen geht natürlich auch klar.