Bestimmt hat jeder von euch schon mindestens ein Mal bei Amazon bestellt, sehr wahrscheinlich sogar weitaus öfter. Doch habt ihr euch jemals Gedanken zu den Arbeitsbedingungen bei dem Online-Versandhändler gemacht?
In Deutschland erzielte Amazon im Jahr 2020 einen Umsatz von knapp 30 Milliarden Dollar. Das stellt ein Plus von rund 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. Da müsste man doch meinen, dass auch Amazons Mitarbeiter von dem Umsatzplus profitieren. Weit gefehlt.
Wir zeigen euch 16 Gründe, warum ihr besser die Finger davon lasst, Amazon als Arbeitgeber in Betracht zu ziehen. Nur so viel sei gesagt: Wir haben ziemlich erschreckende Arbeitsbedingungen entdeckt.
Totalüberwachung im Lieferwagen
Wusstet ihr, dass Amazon seit neustem Kameras in seinen Lieferautos installiert hat? Und nein, diese dienen nicht der Sicherheit der Lieferanten, sondern der Totalüberwachung.
Die Kameras sollen vor allem die Körpersprache des Fahrers kontrollieren, aber auch die Geschwindigkeit des Autos, und eine vermeintliche Schläfrigkeit soll dadurch messbar sein. Unklar ist natürlich, ob Amazon in Deutschland dieselbe Kontrolle praktiziert. Dennoch: Auch hierzulande ist Überwachung ein Thema, wie der nächste Fakt zeigt.
Schnelligkeit wie ein Roboter
Auch die Mitarbeiter in Amazons Logistiklagern werden tagtäglich kontrolliert. Ihr fragt euch wie? Ganz einfach: Jedes Paket, das von einem Mitarbeiter eingescannt wird, wird sofort elektronisch an den Vorgesetzten übermittelt.
So ist es ihm möglich nachzuvollziehen, wie viele Pakete der Arbeitnehmer pro Minute und Stunde abfertigen kann. Ist die Arbeitsweise in den Augen des Abteilungsleiters zu langsam, werden Gespräche geführt und Druck ausgeübt. Viele Arbeitnehmer gehen daran sowohl psychisch als auch physisch kaputt. Einigen wird wegen ihrer angeblich schlechten Arbeitsweise ebenso der Vertrag nicht verlängert, auch wenn Amazon das so nicht offen zugibt.
Achtung, Verletzungsgefahr!
Wusstet ihr, dass die Verletzungsrate in Amazons US-Warenlagern drei Mal so hoch ist im Vergleich zu der Verletzungsrate aller nationalen Warenlager?
Ganz schön schockierend zu wissen. Nachdem dieser Fakt bekannt wurde, hat Amazon jedoch nichts getan, außer ein paar zusätzliche Kameras innerhalb seiner Lagerhäuser zu installieren. Die Führungsebene äußerte sich zwar zur mehr als hohen Verletzungsgefahr, doch wies gleichzeitig alle Vorwürfe von sich.
Drastisches Infektionsrisiko
Infektionsschutz: Was ist das?
Das müssen sich wohl auch die Führungskräfte in Amazons Warenlagern gefragt haben. Anders ist nicht zu erklären, wie die Infektionsrate in einem Lagerhaus in Minnesota vier Mal höher sein konnte als im gesamten Bundesstaat. Wir hoffen, dass Amazon seit diesem Geschehen im Juni 2020 eingegriffen und einen Infektionsschutz für dessen Mitarbeiter angeordnet hat.
Fehlende Klimaanlagen
Gleicher Bundesstaat, weiteres Problem: Fehlende Klimaanlagen machen das Arbeiten in Minnesotas Amazon-Warenlager unzumutbar.
2018 machten Schlagzeilen die Runde, dass es in Amazons Warenlager in Minnesota einfach zu heiß für optimales Arbeiten sei: Die Mitarbeiter dort seien dehydriert, erschöpft, es komme immer wieder zu Verletzungen. Besonders für Arbeitnehmer, die sich am Fastenmonat Ramadan beteiligen, wäre es durch die heißen Temperaturen nicht aushaltbar. Regelmäßig pausieren sie daher das Fasten, um ein wenig Wasser zu sich nehmen zu können. Wie natürlich nicht anders von Amazon zu erwarten war, veröffentlichte der Konzern eine eher defensive Erklärung.
Arbeiten an der Armutsgrenze
Hungern trotz Vollzeit-Job? Das gibt's bei Amazon.
Obwohl Amazon eines der profitabelsten Unternehmen weltweit darstellt, zahlt es vielen seiner Mitarbeiter immer noch gerade einmal den Mindestlohn. Dieser beträgt in den USA 15 Dollar, wovon jedoch selbst ein Vollzeit-Arbeiter nicht adäquat leben kann. Aus diesem Grund sind Tausende Mitarbeiter Amazons auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Trinkgeld-Skandal
Wer bisher dachte, dass Amazon seinen Mitarbeitern zumindest das Trinkgeld lässt, der liegt falsch.
Wir alle wissen, dass Lieferanten einen knochenharten Job haben: Schwere Pakete müssen in meist hohe Etagen geschleppt werden. Freuen kann man sich wenigstens auf das Trinkgeld, oder doch nicht?
Ein Skandal, wie er im Buche steht: Anfang des Jahres 2021 wurde bekannt, dass Amazon das Trinkgeld seiner Lieferanten einbehielt und damit den Lohn dieser aufstockte. Versprochen und vereinbart wurde allerdings ein Stundenlohn von 18 bis 25 Dollar und das volle Trinkgeld. Wer hätte so etwas von einem etablierten Unternehmen wie Amazon gedacht? Wir zumindest nicht.
Unbezahlte Arbeitszeiten
Auf der Arbeit sein und doch nicht dafür bezahlt werden? Das gibt's bei Amazon.
Am Ende eines jeden Arbeitstages ist es für alle Mitarbeitenden Pflicht, durch eine Sicherheitskontrolle zu gehen. Dabei wird überprüft, ob auch wirklich kein Artikel des Online-Versandhändlers geklaut oder fälschlicherweise eingesteckt wurde. Ob die Mitarbeitenden nun fünf oder 25 Minuten hierfür benötigen, bezahlen muss es der Arbeitgeber Amazon nicht.
Höherer Mindestlohn ohne Boni
Es wäre auch zu schön gewesen, hätte Amazon endlich seinen Mindestlohn den seiner Wettbewerber angepasst und zeitgleich die Boni für seine Mitarbeiter aufrecht erhalten.
2018 war es endlich so weit: Amazon hob seinen Mindestlohn auf 15 Dollar pro Stunde an. Statt jedoch gleichzeitig weiterhin Boni an seine Mitarbeiter zu verteilen, wurden diese gestrichen. Wahrscheinlich gehen die Arbeitnehmer seitdem mit dem gleichen Verdienst nach Hause wie vor der Lohnerhöhung.
Keine Toilettenmöglichkeit für Lieferanten
Wer dachte, schlechtere Arbeitsbedingungen können nun nicht mehr folgen: Doch, es geht noch schlimmer.
Ein weiterer großer Skandal rund um die Arbeitsbedingungen der Amazon-Lieferanten erreichte die Welt im März 2021. Es wurde bekannt, dass die Lieferanten notgedrungen ihr Geschäft in Flaschen oder Tüten verrichten mussten. Amazon wehrte sich natürlich vehement gegen die Behauptungen. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen trifft es hier ganz gut.
Schweigen über Corona-Fälle
Stillschweigen über Corona-Fälle unter Kollegen wird bei Amazon bewahrt.
Kaum zu glauben, doch bei Amazon sollen Mitarbeiter nicht über Corona-Ekrankungen ihrer Kolleg*innen reden. Dementsprechend können sich jedoch die Angestellten bei Amazon unbewusst mit Corona durch andere Kollegen infizieren, da Positivfälle nicht im Team bekannt gegeben werden. Monate nach Ausbruch des Virus wurden 20.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Amazon positiv getestet. Eine viel zu hohe Zahl, die man sicherlich hätte verhindern können.
Krankengeld? No way!
Wer bezahlt schon Krankengeld? Amazon auf jeden Fall nicht.
Selbst inmitten der Corona-Krise ist Krankengeld für Amazon immer noch ein Fremdwort - zumindest in den USA. Obwohl Jeff Bezos knapp ein Vermögen von 200 Millionen Dollar aufweist, kann er seinen Mitarbeitern keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gewähren?
Langer Fußmarsch zum Pausenraum
Kurze Durchschnaufphase von der Arbeit? Fehlanzeige.
Bemängelt wird vor allem auch der lange Weg zum Pausenraum. Fast zehn Minuten würden den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen somit von der Erholungszeit fehlen. Das ist 1/3 der Pause bei einer 8-Stunden Schicht.
Bonus während der Corona-Pandemie
Im ersten Moment könnte man meinen, hier täte Amazon endlich mal etwas Gutes für seine Mitarbeiter, richtig? Dem ist leider nicht so.
Als Dank an seine treuen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verteilte Amazon letztes Jahr durchschnittlich 500$ in Form eines Bonus. Zeitgleich wurden jedoch Lohnerhöhungen und doppelte Überstundenzahlungen gestoppt. Klingt eher danach, als hätten die Mitarbeiter im Endeffekt Geld verloren und nicht gewonnen, oder?
Supermärkte ohne Kassierer
Einkaufen bald ohne Verkäufer? Amazon macht's (leider) möglich.
Kassierer zählen in den USA zu den häufigsten ausgeübten Jobs. Blöd nur, dass Amazon gerade Millionen darin investiert, Shopping ganz ohne menschliche Arbeitskräfte zu ermöglichen. Was wird dann nur aus all den Arbeitslosen? Wir wissen es nicht.
Schnelle Lieferung zu Lasten der Verkehrssicherheit
Wir haben ja schon berichtet, dass Amazon eine Totalüberwachung seiner Lieferanten betreibt. Für diese Mitarbeiterkontrolle werden immer öfter Opfer gebracht - das meinen wir wortwörtlich. Seit Juni 2015 sind mehr als 60 Fälle bekannt, in denen Lieferfahrer von Amazon Verkehrsunfälle verursachten. Zehn Todesopfer wurden dadurch gefordert. Und all das nur, damit 999 von 1000 Bestellungen schnell und pünktlich ankommen?