Horrorfilme fachen häufig Kontroversen an und zeigen nie zuvor gesehenes Grauen. Was fällt noch unter Kunstfreiheit und was überschreitet schlichtweg alle zumutbaren Grenzen?
Es ist Zeit, dem Horror auf die Spur zu kommen. Welche Filme landeten auf dem Index aufgrund von Gewaltverherrlichung oder trafen beim Publikum einen wunden Punkt? Schnallt euch an, was folgt ist definitiv nichts für schwache Nerven.
The Exorcist
Bereits in den 70ern wusste man mit Horrorfilmen zu schocken: In „The Exorcist“ ist die 12-jährige Linda Blair vom Teufel besessen, dieser soll von zwei katholischen Exorzisten ausgetrieben werden. Fun Fact: 1973 sollen in amerikanischen Kinos Kotztüten verteilt worden sein – so heftig kamen damals die Effekte bei den Zuschauern an.
Slaughterhouse
Ein Jahrzehnt später brachte Rick Roessler mit „Slaughterhouse“ einen schwarzhumorigen Horror-Slasher heraus, in welchem Buddy, der einfache und übergewichtige Sohn eines Schlachthofbesitzers Rache an allen nimmt, die den Hof übernehmen wollen. Seit November 2020 ist der blutrünstige Streifen tatsächlich nicht mehr indiziert.
Cannibal - Aus dem Tagebuch eines Kannibalen
Mit „Cannibal“ aus 2006 hat es auch ein deutsches Werk unter die verbotenen Filme geschafft. Es geht grob gesagt um eine intensive Begegnung zwischen einem Kannibalen und seinem freiwilligen Opfer, angelehnt an den spektakulären realen Fall um Armin Meiwes. Das Ausweiden und Zerlegen des Opfers wird so detailliert dargestellt, dass der Film bereits 2007 bundesweit beschlagnahmt wurde.
A Fucking Cruel Nightmare
Der Titel fasst den Film recht gut zusammen: Ein Mann ist in einem Albtraum gefangen und muss wiederholt ansehen wie ein maskierter Mörder Menschen quält und umbringt. „A fucking cruel nightmare“ besteht fast ausschließlich aus Folterszenen – wohl bekomms!
Blood Feast
Gehen wir zurück ins Jahr 1963, hier wurde mit „Blood Feast“ der erste Splatter- und Gorestreifen überhaupt in der Filmgeschichte eingeführt. Trotz schlechter Dialoge und einer dünnen Story, gilt „Blood Feast“ mittlerweile als Kultklassiker unter den Horrorfans. Beschlagnahmt ist der Film seit 2004 in Deutschland.
Slaughtered Vomit Dolls
Die an Bulimie erkrankte Angela Aberdeen unterstützt einen Satanisten bei seinen Taten. Vergewaltigung, viel Erbrochenes und Urinieren sind die groben Hauptthemen und sorgen für permanente Schock- und Ekelmomente. Klingt nach entspanntem Filmgenuss, oder? Der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor trägt übrigens passend den Künstlernamen Lucifer Valentine.
Train - Nächster Halt: Hölle
In den USA als R-Rated zensiert, werden den Hauptdarstellern bei einer Zugfahrt in bester „Hostel“- und „Saw“-Manier diverse Körperteile abgenommen – dabei wird kaum ein Teil ausgespart. In Deutschland ist „Train“ nur stark geschnitten erhältlich.
I Spit On Your Grave
Hart an der Grenze des Erträglichen: In „I Spit On Your Grave“ wird ausführlich der blutige und brutale Rachefeldzug einer jungen Frau aus der Großstadt dargestellt, nachdem sie von einer Gruppe Männer vergewaltigt wurde. Seit 2012 indiziert und beschlagnahmt, nur eine gekürzte zensierte Version ist erhältlich.
Fetus
Geradezu Kultstatus erreichte der Indiefilm „Fetus“ aus 2008 mit minimalem Budget. Ein Mann versucht seine Frau von den Toten zu erwecken, nachdem sie bei einer Fehlgeburt stirbt. Hier wird nichts ausgespart an Themen wie satanische Rituale, Nekrophilie, Dämonen, Folter und Kannibalismus. Nur etwas für extrem Hartgesottene – aber auch laut Paragraph 131 StGb konfisziert.
Guinea Pig 2 – Flowers of Flesh and Blood
Auf der Liste fehlt natürlich bisher ein Werk aus dem Land der aufgehenden Sonne: In dem japanischen Splatterfilm „Guinea Pig: Flowers of Flesh and Blood“ aus den 80ern gibt es nicht viel an Story zu berichten. Ein Mann im Samuraikostüm zerstückelt eine bewusstlose Frau und gestaltet aus den Körperteilen eine Blume. Ziemlich makaber und unappetitlich.
Fun Fact am Rande: Schauspieler Charlie Sheen soll den Film an die Polizei gemeldet haben, weil er den Mord für echt hielt – so real wirkten die Spezialeffekte damals.
Inside - Was sie will ist in dir
Dieser französische Horrorkracher ist definitiv nichts für leichte Gemüter: In „Inside - Was sie will ist in dir“ verbringt eine hochschwangere Frau nach dem Tod ihres Mannes Weihnachten allein. Dabei erhält sie überraschend Besuch von einer fremden Frau und damit beginnt das Drama. Hier werden die Grenzen des guten Geschmacks mehr als überschritten und somit landete der Film bestimmt nicht ohne Grund auf dem Index.
Ichi the Killer
Ohne Jugendfreigabe und nur zensiert wurde ein weiteres japanisches Werk mit „Ichi the Killer“ dem Publikum serviert. Im Superheldenkostüm und mit Klingen an den Schuhen begibt sich der psychisch kranke Ichi auf eine krasse und gewalttätige Opferjagd.
Braindead
Wer Peter Jackson nur mit „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ in Verbindung bringt, wird wahrscheinlich überrascht sein. In 1992 bewies Jackson bereits seinen Hang für das Fantastische mit der Spezies sogenannter Rattenaffen (welche übrigens von Skull Island stammen – King Kong lässt grüßen), die ein Monstervirus übertragen. Was einfach nur abgefahren klingt, ist als Vollversion in Deutschland verboten – nur eine extrem geschnittene Fassung unter dem Namen „Dead Alive“ ist jugendfrei erhältlich.
Lady Dracula
Der französische Klassiker aus 1982 lässt alte Märchen um Vampire besonders blutrünstig wieder auferleben. Hier wird eine totgegeglaubte Frau durch Gifteinwirkung wieder „lebendig“ und treibt in ihrem Heimatort ihr Unwesen. Heutzutage mag der Splatterstreifen eher komisch wirken, die Vollversion ist dennoch nicht frei erhältlich.
Thanatomorphose
Recht verstörend greift „Thanatomorphose“ ein völlig anderes Thema auf: Die Hauptdarstellerin wird von einem Virus befallen, das dafür sorgt, dass sie lebendig nach und nach verwest und ihr Körperteile abfallen. Reaktionen auf den Film fielen gemischt aus, nur sicher sind sich die meisten: Das ist kein Filmgenuss für den alltäglichen Feierabend.
Martyrs
Wer in der Horrorkiste kramt, kommt nicht um den französischen Titel „Martyrs“ herum. Der Film pocht nicht rein auf blutige, gewalttätige Szenen, sondern geht an die psychische Substanz. Eine Sekte, die an den Zugang zum Jenseits durch grausame Folter an jungen Frauen glaubt, bildet hierbei den Dreh- und Angelpunkt. Frankreich wird nicht umsonst seinem Ruf gerecht, die Grenzen des Horrorgenre regelmäßig zu verschieben.
Eden Lake
Den Abschluss bildet der mit Michael Fassbender besetzte Brit-Thriller „Eden Lake“. Während ein Pärchen lediglich ein romantisches Wochenende am See verbringen wollte, geraten sie in einen Konflikt mit der ansässigen Jugendtruppe. Und diese Jugendlichen verstehen, gelinde gesagt, überhaupt keinen Spaß, sodass ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.
Dass einige Horrorschocker nicht ewig auf dem Index bleiben, ist wohlbekannt – auch bei Streamingdiensten werden diese gerne aufgegriffen: Netflix zeigt bald einen einst verbotenen Horrorfilm.