In den vergangenen 25 Jahre gab es immense technische Entwicklungen und Fortschritte, die uns heute selbstverständlich geworden sind. Technische Innovationen, Meilensteine der Digitalwelt, die heute – ob sie uns gefallen oder nicht – nicht mehr wegzudenken sind. Doch genau das machen wir jetzt – wir stellen uns eine Welt vor, die an einigen Weggabelungen eine andere Abzweigung genommen hat. Was wäre, wenn …?
Was wäre, wenn … Apples iMac gefloppt wäre?
Apple stand Ende der 90er kurz vor einem Kollaps, den der gerade erst zurückgekehrte Steve Jobs und Apple-Designer Jony Ive mit dem damals mutigsten Rechner, dem iMac, in letzter Minute abgewendet haben. Ohne den Erfolg des iMac wäre Apple vermutlich kollabiert.
Und hätte das mutige Design nicht den Geschmacksnerv der Menschen getroffen, wäre das erste i-Produkt vielleicht auch das letzte geblieben: Ohne iMac kein iPod, kein iPhone, kein iPad. Der ganze Hype um das einzigartige Apple-Design wäre an uns vorbeigegangen und Technik ohne den Einfluss von Apple heute vermutlich einfach … langweilig.
Was wäre, wenn … Elon Musk PayPal nicht verkauft hätte?
175 Millionen US-Dollar bekam Elon Musk, als er PayPal 2002 an eBay verkaufte. Das Geld investierte er unter anderem in Tesla und SpaceX. Hätte er PayPal behalten, wäre er vielleicht nie ins Auto-Business gegangen und Tesla wäre nicht zum Vorreiter der E‑Auto-Revolution geworden. Und die private Raumfahrt hätte vielleicht auch nie so abgehoben, wie es durch das Space-X-Konzept ermöglicht wurde. Musk wäre niemals Milliardär geworden, hätte nie Twitter gekauft und sein Image irreparabel beschädigt.
Was wäre, wenn … Epic Fortnite nicht zu einem Free-to-Play-Spiel gemacht hätte?
Hätte sich Epic 2017 nicht vom Erfolg von PUBG anfixen lassen, gäbe es den Battle-Royale-Modus als Teil des Tower-Defense-Spiels Fortnite: Save the World nicht. Und ohne dieses neue Fortnite wäre das Free-to-Play-Geschäftsmodell vielleicht auch nicht so explodiert und hätte nahezu jeden Publisher dazu getrieben, Gratis-Spiele auf dem Markt zu schmeißen, die sich über In-Game-Käufe und Battle Passes refinanzieren.
Gleichzeitig hat der Mega-Erfolg von Fortnite Gaming so stark wie nie in der Popkultur verankert. Seien es Live-Konzerte in Fortnite, seien es Fußballstars, die Jubelposen aus Fortnite auf dem Platz zeigen – die Tower-Defense-Version von Fortnite hätte das sicher nicht bewirkt.
Was wäre, wenn … Zuckerberg nicht groß gedacht hätte?
Wie jedes Mega-Unternehmen fing auch Facebook klein an – und hätte es bleiben können, wenn Zuckerberg es als digitales Jahrbuch für College-Studenten belassen und 2006 nicht für die breite Öffentlichkeit geöffnet hätte. Eine visionäre Entscheidung, ohne die Facebook nicht gewachsen wäre – über weitere US-Unis bis zum heute weltumspannenden Social Network, inklusive weiterer Ableger mit Milliarden Nutzern: WhatsApp und Instagram.
Ohne dieses Wachstum jedoch könnten wir heute vielleicht in einer Welt leben ohne Algorithmen, die Hass und Falschinformationen verbreiten. Vielleicht hätte es auch ohne Zuckerbergs Vision nie den US-Präsidenten Donald Trump gegeben – und die heutige Welt wäre ein kleines Stück weniger verrückt.
Was wäre, wenn … Google nie AdWords erfunden hätte?
AdWords ist sicher nicht das Produkt, das den meisten Menschen als erstes in den Sinn kommt, wenn sie an Google denken. Doch viele der bekannteren Services wie GMail, Maps oder auch das Betriebssystem Android würde es vermutlich heute nicht in der Form geben, wenn Google mit AdWords nicht das Milliarden-Geschäft Online-Werbung an sich gerissen hätte.
Gleichzeitig hat AdWords es unzähligen Unternehmen ermöglicht, ein digitales Geschäftsmodell aufzubauen – und uns Konsumenten damit erst die Bequemlichkeit verschafft, nahezu alles zu fast jeder Zeit online zu finden oder bestellen zu können.
Was wäre, wenn … Apple den App Store nicht geöffnet hätte?
Das iPhone gilt weithin als der Meilenstein, der uns in das Zeitalter des mobilen Internets führte. Doch das erste iPhone selbst hatte gar nicht diesen großen Einfluss gehabt. Desktop-Computer waren weiterhin das Mittel der Wahl, um ins Netz zu gehen. Das änderte sich erst, als Apple 2008 den App Store mit den ersten 500 Third-Party-Apps öffnete – zum Launch des iPhone hatte sich Steve Jobs noch dagegen entschieden.
Das war die Supernova, die das iPhone zu einer Allzweckwaffe machte und damit das Ende der PC-Ära einläutete. Ohne App Store gäbe also heute vielleicht die Volkskrankheit Handynacken gar nicht – unser Leben wäre aber ein ganzes Stück weniger mobil.
Was wäre, wenn … das Bitcoin-Whitepaper nie veröffentlicht worden wäre?
Man weiß bis heute nicht, wer Satoshi Nakamoto ist, der (oder die?) Verfasser des Bitcoin-Papers. 2008 beschrieb es die Idee einer rein digitalen, dezentralen Währung, die ohne zentrale Kontrolle und abseits des bestehenden Finanzsystems funktionieren kann.
Es dauerte jedoch einige Jahre, bis aus einer obskuren Idee, die nur wenige verstanden (und noch viel weniger wirklich verstehen) ein Spekulations-Hype erwuchs, der den Wechselkurs eines Bitcoin auf 1.000 US-Dollar (2013), 10.000 Dollar (2017) und schließlich auf das bisherige Hoch von knapp 70.000 Dollar (2021) trieb.
Ohne die Bitcoin-Idee wären einige Menschen nicht sehr reich geworden, andere hätten nicht ihr Erspartes bei einer der vielen zweifelhaften Bitcoin-Börsen verloren oder in noch zweifelhaftere NFT-Produkte gesteckt. Gleichzeitig hätten wir keine – zumindest in der Theorie – funktionierende Alternative, den weltweiten Zahlungsverkehr fairer und sicherer zu organisieren. Die Veröffentlichung des Bitcoin-Papers ist damit sicher eine der folgenreichsten Entscheidungen der Tech-Geschichte, auch wenn wir noch immer nicht wissen, wer sie warum getroffen hat.
Was wäre, wenn … Microsoft die Xbox nicht gebaut hätte?
Bill Gates war skeptisch gegenüber einer Spielkonsole, als ihm Ende der Neunziger die Idee von einem internen Team gepitcht wurde. Schließlich war (und ist) Microsoft ein Konzern, der sein Geld vor allem mit Betriebssystemen und Büro-Software verdient. Gaming war bis dahin, trotz einiger von Microsoft veröffentlichter Spiele, kein Schwerpunkt des Konzerns aus Redmond.
Hätte der Microsoft-Chef der Xbox eine Absage erteilt, wäre die Spielegeschichte wohl ganz anders verlaufen. Zum einen wäre der Konsolenmarkt mit Nintendo und Sony klar japanisch dominiert gewesen. Möglicherweise wäre sogar Segas Hardware-Division mit dem Dreamcast, der viele Ideen der Xbox vorwegnahm, nicht eingegangen.
Denkbar, dass der japanische Einfluss auf die Popkultur noch größer gewesen wäre, hätte es die Xbox als westliches Gegengewicht zur sonst japanisch dominierten Konsolen-Landschaft nicht gegeben. Microsoft hätte sich auch Halo nicht von Bungie gesichert, das stärkste Verkaufsargument für die erste Xbox. Das Spiel wäre dann wohl, wie ursprünglich geplant, ein Exklusivtitel für den Macintosh geblieben – und hätte die Apple-Rechner stattdessen womöglich als ernstzunehmende Spieleplattform etabliert.
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