Die Unterhaltungs-Software Selbstkontrolle ist eine Prüfstelle, die die entsprechenden Gremien über Software-Inhalte informiert. Ihr kennt sie vermutlich unter dem Kürzel USK. Immer wieder trifft sie seltsame Entscheidungen in Bezug auf die Alterseinstufung. Bei manchen dieser Entscheidungen denkt ihr euch vielleicht: „Was, zum Henker, machen die da bloß?“
Für Hersteller ist sie ein notwendiges Übel, Spielefans verbinden sie mit Zensur. Kurzum: Keiner mag die USK. Die Prüfstelle, die bereits seit 1994 existiert, hat seitdem etliche Spiele unter die Lupe genommen und mit einer Alterskennzeichnung versehen – bei einigen der Urteile fragt man sich jedoch, wie das Prüfungsgremium zu dieser Einschätzung gelangt ist.
Wir haben für euch einige der, wie es scheint, absurdesten Entscheidungen zusammengetragen und in hoffentlich unterhaltsame Form gebracht. Viel Spaß beim Kopfschütteln!
Fallout 3
Was ist hier geschehen? Eine Alterskennzeichnung wurde im Jahr 2008 verweigert, anschließend wurde das Spiel indiziert. Der nächste Teil der Reihe, Fallout New Vegas von 2010, erhielt dann später ein 18er-Rating. Ebenfalls 2010 wurde die The Game of the Year Edition von Fallout 3 in Deutschland veröffentlicht.
Diese Edition enthielt alle DLCs des Spiels, sowie einige geringfügige Änderungen am Spiel selbst und wurde nicht indiziert. Warum eine nahezu inhaltsgleiche Version eines indizierten Spieles einfach so durchgewunken wird, bleibt wohl ein Rätsel.
Bulletstorm
Bulletstorm wurde dreimal indiziert und das in drei unterschiedlichen Fassungen. Das Game wurde so stark geschnitten, dass ihr Inhalte und Zusammenhänge teils gar nicht mehr versteht. Ein Beispiel: Es liegen lauter Leichen auf dem Boden, die Figuren sagen: „Ein Massaker!“ In der deutschen Version ist an der entsprechenden Stelle lediglich ein leerer Raum zu sehen und die Spieler verstehen gar nicht, was hier gemeint ist.
Diesen Schritt habt ihr der USK zu verdanken. Denn ohne deren Einwände hätte der Publisher sicher nicht entschieden, sein eigenes Spiel freiwillig schlechter zu machen. Die später erschienene Full-Clip-Edition von Bulletstorm verfügt wieder über alle zuvor geschnittenen Inhalte, ist aber einer Indizierung entgangen. Warum? Das steht wohl in den Sternen.
Übrigens: Die Full-Clip-Edition enthält auch einen Skin, der er es euch ermöglicht, als Duke Nukem zu spielen. Was euch gleich zu unserem nächsten Beispiel bringt.
Duke Nukem 3D
Ironie und Sarkasmus auf tiefstem Niveau: Das bietet Duke Nukem 3D aus dem Jahr 1996. Die Bundesprüfstelle hatte damals keinen Humor und dass das alles mit Absicht so überzogen dargestellt ist haben sie ganz offensichtlich nicht verstanden. Das Spiel trieft geradezu vor Selbstironie, sodass es eigentlich auch der BPJS hätte auffallen müssen.
War wohl zu viel verlangt ...
Command & Conquer: Generals
Das Spiel stand zwei Wochen lang mit einer 16er-Freigabe in den Läden. Publisher EA bewarb das Spiel sogar mit dem Umstand, dass diese Freigabe von der USK erfolgte.
Dann jedoch traf eine anonyme Beschwerde bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (damals BPjS, aktuell BzKJ) ein. EA trat in diesem Zuge nochmal auf den Plan und führte ins Feld, dass die USK ja bereits eine Freigabe erteilt habe. Die BPjs hingegen konterte damit, dass die USK in dieser Hinsicht nichts zu sagen hat. Das Urteil dieser Prüfstelle lautete: Das damalige Urteil der Prüfstelle: Kriegslüsternheit und Terrorsympathie. Harte Worte! Es erfolgte eine Indizierung.
Und hier der Plot-Twist: Das alles geschah zwei Monate bevor ein neues Gesetz in Kraft trat, das besagt: Spiele mit einer USK-Freigabe dürfen nicht mehr indiziert werden.
Max Payne
Der berüchtigte Ein-Mann-Rachefeldzug, der der USK wohl gar nicht geschmeckt hat. Nach deren Testbericht an die BzKj wird argumentiert, dass man im Spiel NPCs feige erschießen kann, die man ohne die sogenannte Bullet-Time (eine Art Zeitlupenfunktion) gar nicht treffen würde. Weiter wird die Behauptung aufgestellt, dass das eine Glorifizierung von Gewalt wäre. Aber beispielsweise in dem Matrix-Spiel, das auch zu jener Zeit erschienen ist, kommt ebenfalls Bullet-Time vor und das wiederum wurde nicht indiziert.
Anmerkung des Autors: Die BzKj ... Ja, so heißt die ehemalige BPjS heute, nachdem sie zwischenzeitlich BPjM genannt wurde. Ihr seid verwirrt? Keine Sorge, das sind wir auch.
Doom
Die Mutter aller Jugendgefährdungen: Gewalt, Blut, abgetrennte Körperteile, satanische Rituale, noch mehr Gewalt, noch mehr Blut und etwas Gewalt oben drauf. Eine Indizierung war nahezu unausweichlich. Ihr könnte davon ausgehen, dass der Fall von Doom vermutlich maßgeblich zur Gründung der BzKj (damals die BPjS, zwischenzeitlich die BPjM .. SEUFZ!!!) beigetragen hat.
Fun Fact: Die BzKj hatte keine offizielle Version zur Prüfung vorliegen, sondern nur eine raubkopierte. Der Prüfungsbericht enthält auch faktische Fehler. So wurden zum Beispiel die Namen der Waffen vertauscht oder gleich ganz falsch benannt.
Tolle Arbeit, Leute ...
Wolfenstein 2: The New Colossus
Hakenkreuze im Spiel sowie der Name Hitler mussten in der deutschen Fassung zensiert werden, die optische Darstellung von Hitler wurde leicht verändert und er musste unter anderem „der Kanzler“ genannt werden.
Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und der damaligen Gesetzgebung ist dieser Schritt selbstverständlich nachvollziehbar, führte aber auch dazu, dass die Atmosphäre des Spiels teils beeinträchtigt wurde.
Dieser Fall ist nicht unbedingt ein Beispiel für eine nicht nachvollziehbare Entscheidung der USK, sollte aber trotzdem hier Erwähnung finden, um euch zu zeige, wie weitreichend der Einfluss ist. Denn der Publisher hat sich für die deutsche Version von sich aus dazu entschieden, die genannten Zensuren durchzuführen. So konnte ein vernichtendes USK-Urteil umgangen werden.