Metalcore ist eine Mischung aus Hardcore-Punk und Metal-Elementen, die seit den frühen 2000ern nicht mehr aus den Lineups von einschlägigen Festivals wegzudenken ist. Dazu gehören beispielsweise das Full Force Festival in Gräfenhainichen bei Leipzig, das Summer Breeze in Dinkelsbühl oder Rock im Park und Rock am Ring in Nürnberg. Wer neu im Game ist, für den haben wir hier ein paar der besten Metalcore-Bands aller Zeiten zusammengefasst.
Metalcore: Genre-Horror vom Feinsten
Über Musik kann man sich streiten, allerdings nicht nur über die Qualität. Besonders beim Metalcore ist es unmöglich, Überschneidungen zu anderen Musikrichtungen von der Zugehörigkeit zu ebenjenen zu trennen. Um eventuelle Missverständnisse von vornherein aus der Welt zu schaffen: Wenn ihr eure Lieblingsband nicht findet, haben wir sie eventuell nicht nur vergessen, vielleicht haben wir sie auch einfach nur nicht dem Metalcore zugeordnet.
Bedenkt außerdem, dass diese Liste lediglich unsere subjektive Meinung widerspiegelt und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Die folgenden GOATs sind nicht in einer bestimmten Reihenfolge aufgezählt, viel eher gehören sie schlicht und ergreifend allesamt zum Metalcore-Olymp. Ist eine dieser Bands Headliner könnt ihr euch auf eine Bomben-Show freuen, bei Festivals gilt: Je mehr davon im Lineup sind, desto besser wird das Festival.
Wollt ihr euch nicht nur durchklicken, sondern währenddessen auch reinhören, haben wir eine passende Playlist für euch erstellt:
Killswitch Engage: Genre-Galionsfigur
Mit mittlerweile über 24 Jahren (Gründungsjahr ist 1999) auf dem Buckel gehören Killswitch Engage zu den ältesten, aber auch bedeutendsten Genre-Vertretern. Ohne KSE gäbe es keinen Metalcore, da sind sich nicht nur Fans der Band einig. So bestätigte der Musiksender MTV bereits 2009, dass Killswitch Engage im Gespräch über die besten Metal-Bands aller Zeiten zu den Mitbegründern der Musikrichtung gehören (zur Quelle).
Seid ihr euch jetzt nicht sicher, welches der insgesamt 8 Alben ihr zuerst hören solltet, beginnt bestenfalls im Jahr 2002. „Alive or Just Breathing“ ist eines der wichtigsten Alben für das Genre, habt ihr nur Zeit für 2 Songs, solltet ihr euch „My Last Serenade“ und „End of Heartache“ anhören.
Interessanterweise ist Frontman Jesse Leach überhaupt kein Fan der Bezeichnung „Metalcore“, die musikalische Vielfalt aller Bands im Genre würde dadurch nicht richtig repräsentiert. Das stand dem Erfolg der Band allerdings nie im Weg: Im Laufe der Jahre wurde Killswitch Engage 3 Mal für Grammys nominiert.
As I Lay Dying: Berühmt-berüchtigt
AILD ist ein weiteres Urgestein der Szene, stand allerdings besonders Mitte der 2010er Jahre im Fokus – leider nicht wegen ihrer Musik. Sänger Tim Lambesis wurde 2014 wegen Aufruf zum (fehlgeschlagenen) Mord an seiner entfremdeten Ehefrau angeklagt und wurde zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt. Nachdem er 2018 auf Bewährung aus der Freiheitsstrafe entlassen wurde, formte sich As I Lay Dying erneut – sehr zur Freude vieler Fans.
Am ehesten lässt sich der Stil der Band mit einer Mischung aus Heavy Metal, Hardcore und Grindcore beschreiben, dazu kommen Elemente aus Christian Metal (ironisch, nicht?), Death und Thrash Metal. Einen Song, den ihr gehört haben solltet, ist die erste Single des Albums „Frail Words Collapse“: „94 Hours“.
Architects: Könige des „Blegh“
Die Gruppe um Frontman Sam Carter und Schlagzeuger Dan Searle, das letzte verbleibende Gründungsmitglied, gehört zu den Monolithen des Metalcore – kaum eine andere Band des Genres ist derart populär. Die Briten gibt es offiziell bereits seit 2004, insgesamt 10 Studio-Alben hat die Gruppe seither produziert – kennt ihr die Band also noch nicht, gibt es reichlich auf die Ohren. Das vielleicht wichtigste Album der Band für den Metalcore ist „Lost Forever // Lost Together“ aus dem Jahr 2014.
Besonders schwer traf die Band der Tod von Tom Searle, Dan's Bruder, im Jahr 2016, der einer Krebserkrankung erlag. Der Gitarrist und Song-Writer von Architects war das Herz der Band, wie sein Bruder Dan nach seinem Tod mit den Fans teilte: „So zu tun als ob Tom nicht im Zentrum all dessen stand, was die Band erschaffen hat, wäre völliger Mangel an Respekt gegenüber seinem herausragenden Talent. Die Band wird niemals dieselbe sein“ (Quelle: Metal Hammer). Doch auch heute veröffentlicht die Band noch immer exzellente Musik.
Parkway Drive: Ein Hoch auf die Underdogs!
Welche Metalcore-Band kann schon von sich behaupten, einen Kinofilm über ihr Schaffen veröffentlicht zu haben? Parkway Drive natürlich („Viva the Underdogs“ heißt der Film, falls jetzt wer neugierig geworden ist). Eigentlich gibt es mittlerweile sogar 3 Dokumentationen.
Die Australier haben sich bereits 2003 zusammengefunden. Wer auf zahlreiche Breakdowns steht und die Grenze zwischen Metal- und Hardcore ohnehin nicht allzu klar zieht, der wird mit den inzwischen 7 Studioalben von PWD einen Heidenspaß haben. Für uns gehören sie daher zweifelsfrei in den Metalcore-Olymp. Wollt ihr einen guten Einblick in den Stil der Band, hört mal in „Horizons“ von 2007 rein.
Bring Me The Horizon: Hier sind Genre-Schubladen zwecklos
Bevor sich jemand aufregt, dass BMTH heute doch keinen Metalcore mehr macht: „Sempiternal“ ist ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht (Dont@me)! Aber es stimmt, dass die Diskographie der britischen Band aus Sheffield eine echte Reise ist.
Wo im ersten Album („Count Your Blessings“) noch Deathcore wütete, spielte die Gruppe spätestens ab „There is a Hell [...]“ Metalcore erster Güte. Das darauffolgende Album „Sempiternal“ überzeugte schließlich auch den letzten Zweifler von Bring Me The Horizon. „Can You Feel My Heart“ kann jeder Fan des Genres auswendig mitsingen. Die darauf folgenden Alben gerieten des Öfteren in Kritik: viel zu weich und poppig. Davon ließ sich die Band allerdings nicht beirren und macht seit 2020 ohnehin, was sie will und das mit gigantischem Erfolg.
Mit Kollaborationen zwischen ihnen und Namen wie Machine Gun Kelly, Lil Uzi Vert, Babymetal, CORPSE, Yungblud und sogar Ed Sheeran haben BMTH die breite Masse erreicht, doch die Musik gleicht einer Wundertüte. Niemand kann erahnen, mit welchem Genre die Jungs aus Großbritannien als nächstes aufwarten.
Asking Alexandria: Essentiell für das Genre
AA haben eine lange Entstehungsgeschichte hinter sich. Wusstet ihr beispielsweise, dass sich die Band schon 2003 unter dem Namen „Amongst Us“ in Dubai zusammenfand und sich schon 4 Jahre darauf schon wieder auflöste, nur um sich 2008 in Großbritannien neu zu formen? Ben Bruce sei Dank, denn ohne das Gründungsmitglied hätte das Genre vermutlich ewig den legendären Scream „Oh my God!“ aus „The Final Episode (Let's Change the Channel)“ vermisst.
Der Stil von Asking Alexandria lässt sich gar nicht leicht beschreiben: Natürlich ist es Metalcore, aber das ist nur die halbe Wahrheit. In ihren Songs präsentiert sich die Gruppe sehr melodisch und scheut auch nicht vor der Verwendung von Electro-Elementen und klarem Gesang zurück. Mit Enter Shikari und Trancecore können Ben Bruce und Co. allerdings wenig anfangen und sehen sich auch nicht zugehörig (dazu gehören beispielsweise Electric Callboy oder auch We Butter the Bread with Butter).
The Amity Affliction: Zwischen Kummer und Wut
Wer The Amity Affliction noch nicht live gesehen hat, der verpasst unserer Meinung nach etwas. Das Quartett heizt nämlich ordentlich ein und bringt jede Venue zum kochen – auch, wenn die Songs beim genaueren Hinhören für die schweren Herzen geschrieben wurden. Abermals sind es die Australier, die aufzeigen, wie leicht sich die Grenzen zwischen Post- oder Melodic Hardcore und Metalcore verwischen lassen.
Sänger Joel Birch (Unclean Vocals), Bassist und Backgroundsänger Ahren Stringer (Clean Vocals), der Gitarrist Daniel Brown und Schlagzeuger Joe Longobardi bilden mit ihren mittlerweile 8 Studioalben die perfekte Leinwand für den nächsten emotionalen Breakdown. Hört mal in das Album „Let the Ocean Take Me“ rein, es lohnt sich.
August Burns Red: Weihnachtsalben & Breakdowns
„All I Want For Christmas Is You“ klang noch nie so fett. Spaß beiseite, die 10 Alben breite Diskographie von August Burns Red hat selbstverständlich noch mehr zu bieten als Feiertags-Stimmung: Zum Beispiel komplexe Riffs und starke Breakdowns. Diese haben ihnen sogar 2 Grammy-Nominierungen eingehandelt. Das vermutlich wichtigste Album, das ihr von der Gruppe gehört haben solltet, heißt „Constellations“ .
Vielleicht überrascht euch auch die Info, dass ABR in Teilen sogar unter das Genre „Christlicher Metal“ fällt. Da der Sänger Jake Luhrs besonders in altem Material allerdings nur selten bis gar nicht auf klaren Gesang zurückgreift, fallen religiösere Elemente gar nicht weiter auf – nur für den Fall, dass das für euch ein Dealbreaker wäre. Schon seit 2012 verzichtet die Band freiwillig auf die Bezeichnung.
Beartooth: Kometenhafter Aufstieg
Beartooth ist eine der jüngsten Bands auf dieser Liste, aber auch nicht wirklich: Frontman Caleb Shomo machte sich zuvor in der Metalcore-Band Attack Attack! einen Namen. Nach der Auflösung im Jahr 2013 fokussierte er sich verstärkt auf das 2012 gegründete Projekt Beartooth. 2014 erschien das erste Album „Disgusting“, für den Song „In Between“ erhielt die Band zwei goldene Schallplatten.
Seitdem gehen die Hörerzahlen von Beartooth steil nach oben. Dafür verantwortlich ist der geniale Mix aus Metalcore und Oldschool-Punk gepaart mit poppigen Refrains, die sich hartnäckig im Kopf festsetzen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Auch live liefern die Jungs aus Columbus, Ohio, richtig ab. Spielt Beartooth auf einem Festival, solltet ihr euch das Set definitiv ansehen.
Heaven Shall Burn: Deutsche Lärm(schutz)wand
Zugegeben, wir lehnen uns hier etwas aus dem Fenster, aber auch Heaven Shall Burn entspricht zumindest in Teilen ihres Materials den Genre-Anforderungen des Metalcore. Seit ihrer Gründung im Jahr 1995 gibt es die Band schon – länger als einige GIGA-Redakteure. In ihren 9 Studioalben mischen die 5 Bandmitglieder Hardcore-Elemente mit Death und Trash Metal. Seltener finden sich auch melodischere Parts. HSBs für den Metalcore wichtigstes Album „Antigone“ beginnt beispielsweise mit einem solchen und stimmt wunderbar auf den Rest ein.
Besonders erwähnenswert ist das Engagement der Band für Tier- und Naturschutz sowie soziale Gerechtigkeit. In ihren Texten setzen sie sich gegen Rassismus und Faschismus sowie für individuelle Freiheit ein. Auch fordert Heaven Shall Burn Hörer dazu auf, politische und unpolitische Misstände zu erkennen und sich dagegen auszusprechen.
Fast sämtliche Mitglieder sind „straight edge“, konsumieren also keine Drogen jeglicher Art (Alkohol und Tabak mitinbegriffen), und leben vegan. Auch unterstützt die Band die Meereschutz-Organisation „Sea Shepherd“ tatkräftig, die der illegalen Fischerei und der Verschmutzung den Kampf angesagt hat.
Bullet For My Valentine: Der Sound einer Generation
Während alternative Teenies weltweit Mitte der 2000er ihrem ersten Liebeskummer Luft machten, lief im Hintergrund „Tears Don't Fall“ von Bullet For My Valentine – ganz, als hätte man sich abgesprochen. Diese kollektive Erfahrung beweist, wie präzise die Band aus Wales den damaligen Zeitgeist eingefangen hat.
Eine breite Masse des Materials von Bullet For My Valentine lässt sich dem Metalcore zuordnen, die Gruppe greift aber viel häufiger als andere Bands auf klare Gesänge zurück. Schon in ihrem Erfolgs- und Debütalbum „The Poison“ aus dem Jahr 2005 finden sich so einige Balladen, die vielen Genre-Neulingen den Einstieg erleichterten.
Landmvrks: Ein neuer Stern am Himmel
Neben all diesen gigantischen Bands wollen wir euch – wenn nicht schon bekannt – Landmvrks („Landmarks“ ausgesprochen) vorstellen. Wer sie als Vorband von Beartooth oder in diesem Jahr auf dem Full Force Festival gesehen hat, der weiß genau: Landmvrks sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Für alle anderen ist das nächste Konzert in der Nähe ein Pflichttermin.
Die Gruppe, 2014 in Marseille, Frankreich, gegründet, sprüht vor Kreativität – das haben sie auf ihrer 2021 erschienenen Platte „Lost in the Waves“ bewiesen. Darauf finden sich verschiedenste musikalische Einflüsse: von Hip-Hop, über Djent, bis hin zu Hardcore Punk und Nu-Metal. Wer sich von der Vielfalt des Sounds von Landmvrks überzeugen will, dem empfehlen wir den Song „Visage“.
A Day To Remember: Schwergewicht des Metalcores
Mit über 5 Millionen monatlichen Hörer auf Spotify gehören A Day To Remember zweifelsfrei in die Ruhmeshalle des Metalcore. Die Jungs aus Ocala, Kalifornien, spielen vermutlich den poppigsten Rock aller auf der Liste vertretenen Bands, können jedoch beides: wunderschöne Balladen („If It Means A Lot To You“) und feinsten Metalcore wie in „Violence (Enough is Enough)“. Die Refrains sind einer Mehrheit der Songs von ADTR echte Ohrwürmer und schwer aus dem Kopf zu kriegen.
Das ist aber nur einer von vielen Gründen, warum das „Rolling Stone“-Magazin die Truppe als „An Artist You Need To Know“ betitelte (zur Quelle). Diese Meinung können wir genauso unterschreiben. Wenn ihr Freunde oder Familie habt, die einfach nichts mit eurem Musikgeschmack anfangen können, spielt ihnen ein Album von A Day To Remember vor. Besonders gut eignen sich dazu „Common Courtesy“, „What Seperates Me From You“, „Homesick“ oder „For Those Who Have Heart“ – welches, das ist eigentlich egal.
The Ghost Inside: GOAT
TGI sind mein persönlicher Favorit. Verglichen mit anderen Bands scheint die Diskographie recht dünn, doch dafür gibt es einen tragischen Grund. Im November 2015 kollidierte der Tourbus von TGI mit einem Lastwagen frontal. Bei dem Unfall starben beide Fahrer, sämtliche Bandmitglieder und die Crew wurden schwer verletzt – Drummer Andrew Tkaczyk verlor dabei ein Bein. Knapp 5 Jahre lang dauerte die Rehabilitation, bis im April 2020 die Single „Aftermath“ erschien, das Comeback-Album „The Ghost Inside“ veröffentlichte die Band im Juni des gleichen Jahres.
Seitdem sind TGI wieder da – stärker als je zuvor und ganz getreu ihrer Musik. In ihrer Diskographie inspirieren sie Hörer zum entschlossenen Durchhalten, zum Mut fassen und das Licht am Ende des Tunnels zu sehen – Hürden, die sie selbst erlebt und überwunden haben. Ein Album, das ihr gehört haben solltet, ist „Get What You Give“.
Euer persönlicher Favorit!
Selbstverständlich ist hier noch nicht Schluss – wie schon zu Beginn gesagt, über Musik lässt sich streiten. Es wäre affig, in dieser Aufzählung einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Eure Liste hätte wahrscheinlich komplett anders ausgesehen. Wenn wir ehrlich sind, gehören noch ungefähr 30 andere Bands zu den besten Metalcore-Bands aller Zeiten, unter anderem die folgenden Gruppen:
- All That Remains
- Aviana
- Bury Tomorrow
- Caliban
- Confide
- Destiny Program
- Emmure
- Evergreen Terrace
- Fear My Thoughts
- For The Fallen Dreams
- From Autumn To Ashes
- I Killed The Prom Queen
- Imminence
- Knocked Loose
- Maroon
- Motionless In White
- Oh, Sleeper
- Sleep Token
- The Devil Wears Prada
- This Or The Apocalypse
- Unearth
- Wage War
- We Came As Romans
- While She Sleeps