Hollywood-Filme hatten früher oft das gewisse Etwas, das vielen von ihnen heute jedoch völlig abhanden gekommen ist. Wir zeigen euch hier 9 Gründe, warum Blockbuster nicht mehr das sind, was sie einmal waren.
9 Gründe, warum moderne Hollywood-Filme nerven
Früher war nicht alles besser, Hollywood-Filme aber oftmals schon. Auch wenn Blockbuster in den letzten Jahren in einigen wichtigen Aspekten wie zum Beispiel Diversität Fortschritte gemacht haben, fühlt sich die Mainstream-Filmlandschaft heute trotzdem oft deprimierend gleichförmig, unoriginell und zynisch an. Die späten 1990er Jahre waren sicherlich nicht perfekt, was Filme angeht – Wild Wild West, Inspector Gadget und Batman & Robin lassen grüßen – aber immerhin mussten sie sich nicht mit den folgenden 9 Problemen herumschlagen.
Kleinere Filme verschwinden
Bereits seit Jahren beklagen Hollywood-Insider wie Matt Damon den Tod von Mid-Budget-Filmen – Projekte, die grob geschätzt zwischen 5 und 70 Millionen US-Dollar kosten und in verschiedenen Genres auftreten können. 1998 waren dies beispielsweise Filme wie Die Truman Show (60 Millionen US-Dollar), The Big Lebowski (15 Millionen US-Dollar) und Rush Hour (35 Millionen US-Dollar). Zwar existieren einige Filme dieser Art noch immer, doch viele Studios pumpen aktuell in erster Linie exorbitante Summen in die Kassenschlager-Konzepte wie Superhelden-Blockbuster.
Wenn kleinere Filme dann noch produziert werden, erscheinen diese stattdessen oft direkt auf Streaming-Plattformen wie Netflix oder Disney+ und gehen dort nicht selten in der Content-Masse unter. Unter der reduzierten Risikobereitschaft leidet somit die Vielfalt des Kinos. (Quelle: CNN)
Viel zu viele Fortsetzungen
Fortsetzungen, die ihren Vorgänger qualitativ übertreffen, sind in Hollywoods Filmgeschichte rar gesät – trotzdem sind sie so allgegenwärtig wie nie zuvor. 1998 kamen aus Hollywood insgesamt 12 Fortsetzungen ins Kino, darunter Blues Brothers 2000, Halloween H20, Lethal Weapon 4 und Chucky und seine Braut.
In den letzten Jahren ist die Fortsetzungsmaschine aber erst so richtig heißgelaufen. 2023 werden Kinogänger je nach Zählweise mit mehr als 30 Sequels bombardiert – von Transformers: Aufstieg der Bestien über Magic Mike’s Last Dance bis hin zu Saw X und The Marvels. Die Trefferquote hat sich dabei aber keinesfalls verbessert – auch 25 Jahre später sind Sequels meistens deutlich schlechter als ihre Vorgänger, es gibt jetzt nur noch mehr von ihnen.
Nostalgie-Overkill
Nostalgie allein ist keine gute Motivation, um einen Film zu drehen – sie ist dafür allerdings ein höchst profitabler Anreiz. Einzig aus finanziellen Gründen sind in den letzten Jahren so viele Reboots und Legacy-Sequels wie Unkraut aus dem Boden geschossen – Filme dieser Art bringen beliebte Charaktere nach jahrelanger Pause zurück, nur damit sie Teil von gänzlich überflüssigen Geschichten sein können, die im schlimmsten Fall sogar ihre Original-Abenteuer entwerten.
Während Top Gun: Maverick und Mad Max: Fury Road zwei herausragende Ausnahmen dieser Regel sind, waren Machwerke wie die Star-Wars-Sequels, die Jurassic-World-Trilogie, Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels und Independence Day: Resurgence nicht nur schlechte Filme, sondern haben zusätzlich der Erinnerung an Figuren wie Luke Skywalker, Ian Malcom und Indiana Jones geschadet.
Krampf mit CGI
Computer-generierte Effekte haben sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt – doch das bedeutet nicht, dass sie in jeder Szene für jeden Stunt, Hintergrund und Charakter eingesetzt werden sollten. In vielen actionlastigen Blockbuster-Filmen ist dies heute aber genau der Fall und führt zu einer künstlichen CGI-Übersättigung.
In Filmen wie Ant-Man and the Wasp: Quantumania entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, dass irgendetwas tatsächlich geschieht – was die ohnehin verschwindend geringe emotionale Bindung zu den Ereignissen auf der Leinwand weiter schmälert. Besonders sinnlos sind dabei die epischen Schlachten zwischen Helden und Armeen von austauschbaren animierten Bösewichten, die mittlerweile in fast jedem Comic-Film vorkommen und keinerlei Eindruck mehr hinterlassen.
Superhelden: Nichts steht auf dem Spiel
Ein weiteres Problem, das insbesondere durch die Flut an Superhelden-Filmen aufgetreten ist, aber nicht ausschließlich in Comic-Verfilmungen auftaucht: Die Helden des Films müssen die Welt retten, aber zu keiner Zeit besteht auch nur der geringste Zweifel daran, dass sie es schaffen werden. Durch wiederkehrende, viel zu mächtige und quasi unsterbliche Figuren wie Superman, Captain Marvel, Thor und Dominic Toretto ist jedes Scheitern bereits von Vornherein ausgeschlossen.
Anstatt diesem Problem mit realistischeren und komplexeren Figuren und Konstellationen entgegenzusteuern, hat sich das Multiversum als neuer Trend etabliert – wodurch theoretisch jeder Charakter-Tod in Sekundenschnelle rückgängig gemacht werden könnte.
Blockbuster sind viel zu lang
Lange Filme sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts – für Klassiker wie Vom Winde verweht oder Ben Hur beispielsweise brauchte das Publikum bereits in den 1940ern und 1950ern einen äußerst langen Atem. Doch eine Laufzeit von über 2 Stunden hat sich in den letzten Jahren bei Hollywood-Blockbustern als unumstößliche Norm etabliert und ist nun deswegen bei den jährlich erfolgreichsten Filmen verbreiteter als zuvor.
Die Filme, die am meisten Aufmerksamkeit bekommen und deswegen in der Regel am besten an den Kinokassen funktionieren, dauern mittlerweile selten unter 2 Stunden und strapazieren Zuschauer sogar gerne mal knapp 3 Stunden lang – ohne, dass die Qualität die Länge rechtfertigen würde. Musste Jurassic World: Ein neues Zeitalter beispielsweise wirklich 146 Minuten dauern? Nein. Wäre es besser gewesen, hätte der Film 0 Minuten gedauert? Ja.
Ohne Skrupel und Ideen
Carrie Fisher in Star Wars: Rogue One, Harrison Ford in Indiana Jones und das Rad des Schicksals, Arnold Schwarzenegger in Terminator Genisys: Der Hollywood-Trend, Schauspieler digital zu verjüngen oder sogar auf diesem Wege künstlich von den Toten zurückzuholen, ist nicht nur moralisch extrem problematisch, sondern deutet auch klar auf eine grassierende Ideenlosigkeit hin.
Anstatt neue Geschichten mit neuen Charakteren zu erzählen, werden vergreiste Akteure künstlich in ihre Jugend zurückversetzt – gesund ist anders.
Netflix und die neuen Fernsehfilme
Fernsehfilme haben in der Mehrheit keinen allzu guten Ruf – die Produktionen wirken oft billig, die Figuren klischeehaft und Handlung voraussehbar. Durch den Streaming-Boom haben viele Zuschauer von traditionellem Fernsehen auf Anbieter wie Netflix umgesattelt, doch die Fernsehfilme haben die Wandlung überlebt und es sich nun dort bequem gemacht – auch wenn sie nun ein Vielfaches ihres ursprünglichen Budgets kosten und Stars wie Ryan Reynolds, Dwayne Johnson und Ryan Gosling an Bord haben.
Die Streaming-Blockbuster bei Netflix, Apple TV+ und anderen Anbietern wirken damit auf den ersten Blick hochwertiger, doch tatsächlich verstecken sich hinter Projekten wie Army of the Dead, Red Notice oder Ghosted oft lächerliche Special Effects, hölzerne Darstellungen und dermaßen abgedroschene Drehbücher, gegen die Das Traumschiff wie ein Oscar-Gewinner wirkt.
Fan-Service statt Filmkunst
Insbesondere Franchise-Filme haben sich in den letzten Jahren viel zu abhängig von ihren Fan-Gruppen gemacht und sich von lautstarken Online-Trolls beeinflussen lassen, ohne dass die Filme davon profitieren. Disney ruderte zum Beispiel nach Fan-Protesten zu Star Wars Episode 8: Die letzten Jedi inhaltlich in mehrfacher Hinsicht zurück – heraus kam mit Episode 9: Der Aufstieg Skywalkers der mit Abstand schlechteste Film der ganzen Reihe, der zahlreiche Story-Fäden von seinem Vorgänger schlicht ignorierte.
DC und Warner Bros. ließen sich dagegen von Fans dazu beknien, 70 Millionen US-Dollar für den Snyder Cut von Justice League locker zu machen – der Film lief nun noch länger und im IMAX-Format, war dafür jedoch auch noch langweiliger und insgesamt gesehen weiterhin erwartbares Mittelmaß.
Und falls sonst gar nichts mehr hilft, werden Blockbuster einfach mit Cameo-Auftritten für die Fans zugepflastert – so als würden einige wiedererkennbare Gesichter in The Flash oder Doctor Strange in the Multiverse of Madness darüber hinwegtäuschen, dass der Rest des Films ein uninspiriertes Desaster ist.
Nicht nur schwarzsehen
Das moderne Hollywood-Kino ist natürlich nicht völlig am Ende. Es gibt immer wieder Filme, die positiv überraschen können und sich mit einer eigenen Stimme aus der Masse abheben, ganz gleich ob es nun Action-Kracher wie John Wick, Dramen wie The Banshees of Inisherin, Horror-Perlen wie Hereditary oder Sci-Fi-Abenteuer wie Everything Everywhere All at Once sind.
Doch die Mehrheit der Blockbuster-Filme hat sich in den letzten 25 Jahren immer mehr zu einem kommerziellen Konsumgut gewandelt, das tonalen Einheitsbrei ohne Konsequenzen mit immergleichen Charakteren vor einem Green Screen bietet – und wenn Filme nur noch Content sind, hat das Kino leider ein Problem.