Welche SD-Karte ist wie schnell? Halten die Produkte das, was die Hersteller SanDisk, Transcend und Kingston versprechen? Wir haben sechs sehr populäre Speicherkarten, neue wie alte, herausgesucht und einem Geschwindigkeitstest unterzogen. Zum ursprünglichen Test von vor wenigen Wochen konnten wir Angaben zu Videoaufnahmen nachtragen.
Wer beim Fotografieren große RAW-Dateien abspeichern will oder in 4K-Auflösung aufnimmt, bei dem fallen viele Daten in kürzester Zeit an. Zwangsläufig benötigt man eine schnelle SD-Karte. Die gute Nachricht vorab: Aktuelle Markenspeicherkarten eignen sich zum Fotografieren mit RAW und Filmen in Full-HD selbst in den niedrigeren Modellreihen. Das zeigt unsere Stichprobe der sechs Speicherkarten-Bestseller auf Amazon (die Auswahl erfolgte im Frühjahr 2020). Unterschiede werden jedoch auch in der Praxis bemerkbar – unser Geschwindigkeitsvergleich führt theoretische Messwerte und Praxisergebnisse auf.
Übrigens: Diese Tage läuft bei MediaMarkt die Speicherwoche, bei der es auch SD-Karten vergünstigt gibt. Zusätzlich zu den Wochenangeboten erscheinen jeden Abend um 18 Uhr zusätzliche Angebote.
Geschwindigkeitstest: Welche SD-Karte ist schnell?
Folgende Messwerte nennen wir auf den Folgeseiten für Karten von Kingston, Transcend und SanDisk:
Schreiben -> Schreibgeschwindigkeit, erhoben mit Blackmagic (1 GB, Durchschnitt). Ein höherer Wert ist besser.
Lesen -> Lesegeschwindigkeit, erhoben mit Blackmagic (1GB, Durchschnitt). Ein höherer Wert ist besser.
Dauer Fotoserie -> Benötigte Zeit, um 30 RAW-Bilder in Folge mit einer Nikon D750 aufzunehmen. Eine kürzere Zeit ist besser.
Dauer Importvorgang -> Benötigte Zeit, um gut 13 GB Fotos und Videos auf einen Computer zu übertragen. Eine kürzere Zeit ist besser.
Videotest -> Full-HD-Aufnahme funktionierte mit allen getesteten Karten. Aber besteht die Karte den 4K-Test, bricht die Aufnahme nicht ab?
ProRes -> Welche Videoauflösung in ProRes 422 HQ ist laut Blackmagic möglich? Hinweis: Normal komprimierte Videoaufnahmen von Kameras haben wesentlich geringere Ansprüche.
Für Interessenten weiterer Daten liefern wir einen Screenshot von AmorphousDiskMark mit einem einzelnen 128-MiB-Test mit. Am Schluss gibt es zudem ein Fazit. Los geht es:
Transcend 300S
Die Transcend UHS-I SD 300S sieht der Hersteller als das Einsteigermodell für Gelegenheitsknipser, 128 GB kosten gut 19 Euro bei Amazon. V30 deutet darauf hin, dass man 4K-Aufnahmen tätigen kann. Laut Anbieter erreicht die Karte bis zu 95 MB/s beim Lesen und 40 MB/s beim Schreiben. Hier kommen nun unsere Messungen:
Transcend 300S im Test
In unserem Praxistest hatte selbst die Einsteiger-Karte Transcend 300S kein Problem, Videos in Full-HD-Auflösung aufzunehmen – und so muss es ja auch sein. Die Werte sind solide, die folgenden Speicherkarten aber allesamt schneller.
Schreiben: 35 MB/s
Lesen: 94 MB/s
Dauer Fotoserie: 19 Sek
Dauer Importvorgang: 2:17 Min
Videotest: bestanden
ProRes 1080p30: ja
ProRes 1080p60: nein
ProRes 2160p30: nein
ProRes 2160p60: nein
Transcend 500S
Die Transcend UHS-I SD 500S ist laut Hersteller für anspruchsvollere Nutzer mit Spiegelreflex- und Kompaktkameras konzipiert. Hier ist MLC-Flash statt TLC-Flash verbaut, was auf ein langlebigeres Produkt hindeutet. Preis: knapp 27 Euro. Der Geschwindigkeitstest:
Transcend 500S im Test
Die Lesegeschwindigkeit ist ähnlich, in der Schreibgeschwindigkeit mit 61 MB/s punktet die 500S gegenüber der 300S – wichtig bei der Aufnahmen von hochauflösenden Bildern oder Videos (auch wenn sie im Test oben im Bild nicht ganz auf diese Werte kommt, siehe Erläuterungen auf der ersten Seite). Folglich ist im Praxistest die Fotoserie von 30 Bildern schon in 14 Sekunden aufgenommen.
Schreiben: 61 MB/s
Lesen: 92 MB/s
Dauer Fotoserie: 14 Sek
Dauer Importvorgang: 2:22 Min
Videotest: bestanden
ProRes 1080p30: ja
ProRes 1080p60: ja
ProRes 2160p30: nein
ProRes 2160p60: nein
Kingston Canvas React Plus
Die Kingston Canvas React ist sehr beliebt, wir haben für den Test aber gleich den nagelneuen Nachfolger Canvas React Plus bekommen. Praktisch: Das Bundle mit dem schnellen Kartenleser, mit dem man das Tempo ausreizen kann. Es kostet mit 128 GB Speicher ab 113 Euro, die Preise dürften aber bald etwas fallen. Die Klassifizierungen (U3, V90) deuten schon darauf hin, dass es sich um eine sehr schnelle Karte handelt. Bis zu 300 MB/s Lese- und 260 MB/s Schreibgeschwindigkeit will sie laut Anbieter schaffen. Was sagen die Messungen?
Kingston Canvas React Plus im Test
Die Premium-Karte von Kingston beweist im Test ihr Tempo, wenngleich sie die Herstellerangaben in unseren Messungen nicht erreicht. Die Werte aus Blackmagic ergaben, dass selbst ProRes-Videoaufnahmen mit einer Auflösung von 2160p und 30 Bildern pro Sekunde möglich sind. Die ganz normalen (also gut komprimierten) 4K-Aufnahmen von Consumer-Kameras sind damit für die Canvas React Plus ein Leichtes. Und auch beim Bildimport auf den Rechner muss man nicht lange warten, die gut 13 GB waren schon in 51 Sekunden übertragen – Bestwert! Die Geschwindigkeit der Fotoserie erreichte vermutlich das Limit der Kamera, nicht der Speicherkarte.
Schreiben: 227 MB/s
Lesen: 257 MB/s
Dauer Fotoserie: 10 Sek
Dauer Importvorgang: 51 Sek
Videotest: bestanden
ProRes 1080p30: ja
ProRes 1080p60: ja
ProRes 2160p30: ja
ProRes 2160p60: nein
SanDisk Ultra 80 MB/s
In meinem Umfeld ist SanDisk die beliebteste Speicherkartenmarke. Es gibt Modelle für jeden Geldbeutel und Leistungsniveau. Bei der Auswahl schaue man sich die Herstellerwerte genau an, da es in jeder Modellreihe (Ultra, Extreme, Extreme Pro) unterschiedliche Generationen gibt. Eine neue „Ultra“ kann schneller sein als eine alte „Extreme“. Wir haben – unabhängig vom Baujahr – für den Test Bestseller bei Amazon herausgesucht. Hier die günstige SanDisk Ultra SDHC 80 MB/s (U1) mit 32 GB (8,50 Euro), 64 GB kosten gut 13 Euro.
SanDisk Ultra 80 MB/s im Test
Schon die günstige Ultra-Karte kann in manchen Disziplinen spielend mit der Konkurrenz mithalten. Besonders im Praxistest überrascht sie mit der schnellen Abwicklung der Fotoserie, sie ist hier schneller als die beiden Transcend-Karten.
Schreiben: 60 MB/s
Lesen: 93 MB/s
Dauer Fotoserie: 12 Sek
Dauer Importvorgang: 2:16 Min
Videotest: nicht bestanden (unsere Sony-Kamera startet die 4K-Aufnahme nicht, mit Verweis, eine U3-Karte zu verwenden)
ProRes 1080p30: ja
ProRes 1080p60: nein
ProRes 2160p30: nein
ProRes 2160p60: nein
SanDisk Extreme Pro 95 MB/s
Die SanDisk Extreme Pro SDXC 95 MB/s (U3, V30) ist nicht die aktuellste und schnellste Karte, die der Hersteller anbietet. Neuere Pro-Karten erreichen 170 MB/s und 300 MB/s. Bei uns ist diese Version gelandet, mit 29 Euro (128 GB!) ist sie als Auslaufmodell ein Schnäppchen. Im Vergleich zur Kingston-Karte hier im Test klingen die technischen Werte unspektakulär. Was sagen die Messungen?
SanDisk Extreme Pro 95 MB/s im Test
In unserem Blackmagic-Test ist die gemessene Lese- und Schreibgeschwindigkeit deutlich niedriger als bei der Kingston-Karte. Der Importvorgang braucht genauso lange wie bei neueren SD-Karten günstigerer Modellreihen. Die Überraschung: Die Fotoserie gelingt der SanDisk Extreme Pro trotzdem ähnlich schnell wie bei dem Kingston-Topmodell. Vermutlich handelt es sich um das Maximum, was die Kamera leistet. Sie liefert die zweitschnellste Schreibgeschwindigkeit im Test. Bei den Messungen fiel das konstante Schreib- und Lesetempo positiv auf.
Schreiben: 87 MB/s
Lesen: 94 MB/s
Dauer Fotoserie: 9 Sek
Dauer Importvorgang: 2:16 Min
Videotest: bestanden
ProRes 1080p30: ja
ProRes 1080p60: ja
ProRes 2160p30: nein
ProRes 2160p60: nein
SanDisk Extreme 150 MB/s
Die SanDisk Extreme SDXC (U3, V30) ist aus der mittleren Modellreihe, mit 150 MB/s hat der Hersteller im Vergleich zur Einsteigerkarte Ultra vor allem für eine höhere Lesegeschwindigkeit gesorgt. Wie bei allen Herstellern gibt es unterschiedliche Speichergrößen. Zum Zeitpunkt unserer Kartenauswahl Anfang 2020 war die 64-GB-Version der SanDisk Extreme besonders populär. Aktuell kostet sie 17 Euro. 128 GB gibt es für 29 Euro.
SanDisk Extreme 150 MB/s im Test
In den Messungen erreicht die SanDisk Extreme ziemlich gut den vom Hersteller angegebenen Wert. Die 147 MB/s machen sie beim Fotoimport zur zweitschnellsten Karte im Test. Die Schreibgeschwindigkeit liegt dagegen quasi gleichauf mit der Ultra-Karte.
Schreiben: 62 MB/s
Lesen: 147 MB/s
Dauer Fotoserie: 12 Sek
Dauer Importvorgang: 1:29 Min
Videotest: bestanden
ProRes 1080p30: ja
ProRes 1080p60: ja
ProRes 2160p30: nein
ProRes 2160p60: nein
Geschwindigkeitstest von SD-Karten – Fazit
Fazit: Wer RAW-Bilder schießt oder Videos in hoher Auflösung filmt, der greife nicht unbedingt zur Einsteiger-Karte von Transcend. Ansonsten haben uns alle Karten überzeugt. Wenig überraschend ist: Wer zu einer SD-Karte einer besseren Modellreihe greift, bekommt auch mehr. Das Tempo ist schneller, der verbaute Flash-Speicher oft hochwertiger. Überrascht hat uns aber, wie gut die SanDisk Ultra in den Praxiswerten mit dem Testfeld mithalten konnte. Mit ihr lassen sich (je nach Kamera) aber keine 4K-Videos aufzeichnen. Wer für ordentliche Datenraten oder zukunftssicher einkaufen möchte:
Geschwindigkeitssieger ist die Kingston Canvas React Plus. Im dreistelligen Eurobereich ist sie aktuell noch teuer, der Preis dürfte aber bald etwas nachgeben.
Preis-Leistungs-Tipp ist die SanDisk Extreme Pro. Aufgrund der höheren Schreibgeschwindigkeit im Vergleich zur Extreme ist der Besitzer einer Spiegelreflexkamera hier auf der sicheren Seite. Tipp: Der Nachfolger unseres Testmodells, die Extreme Pro mit 170 MB/s, ist mittlerweile günstig geworden und somit die noch bessere Wahl. Mit ihr sollte die Importdauer noch deutlich kürzer ausfallen.