Auftritte von Gaming-Konzernen sind in der Regel komplett durchgeplant. Trotzdem gibt es immer wieder Aussagen, mit denen Publisher und Entwickler voll ins Fettnäpfchen treten. Wir stellen euch sieben der legendärsten Skandale vor.
Die größten verbalen Fehltritte von Videospiel-Konzernen
Publisher gehen in der Regel nicht zimperlich vor, um neue Spiele, Konsolen und andere Produkte in der Öffentlichkeit anzupreisen oder kontroverse Entscheidungen zu verteidigen. Dabei kommt es schon mal vor, dass sich die Sprecher komplett im Ton vergreifen, sich zu blanken Lügen hinreißen lassen oder einen spektakulären Realitätsverlust offenbaren – im schlimmsten Fall passiert alles gleichzeitig. Wir zeigen euch hier 7 der größten Skandalaussagen, mit denen Publisher in den letzten Jahren öffentlich negativ aufgefallen sind.
Gran Turismo 7 setzt auf realistische Autopreise
Gran Turismo 7 hat für einen der größten Skandale der PS5 gesorgt. Fans haben das Rennspiel aus gutem Grund mit negativen Bewertungen überschüttet – nachdem ein Update Spielern für beendete Rennen weniger Ingame-Währung als zuvor ausspuckte, gleichzeitig aber die Autopreise hochfuhr, gab es für Gamer nur noch die Wahl zwischen einem inakzeptablen Grind oder Mikrotransaktionen, um an die besseren Karossen im Spiel zu gelangen.
Der Shitstorm nahm solche Ausmaße an, dass sich sogar Kazunori Yamauchi, der CEO von Polyphony Digital, zu Wort meldete. Zwar lieferte er eine Art Entschuldigung ab, rechtfertigte den absurden Ingame-Preisanstieg aber auch mit einer äußerst fadenscheinigen Erklärung, was bei Spielern wenig überraschend nicht besonders gut ankam.
„Es ist mein Wunsch, dass die Benutzer in GT7 auch ohne Mikrotransaktionen viele Autos und Rennen genießen können. Gleichzeitig sind die Preise für Autos ein relevantes Element, das ihren Wert und ihre Seltenheit widerspiegelt, daher halte ich es für wichtig, dass diese in Verbindung mit den Preisen in der echten Welt stehen.“
Microsofts Alternative zur Xbox One
Dass Microsoft sich aktuell mit der Xbox Series X|S erst mühsam wieder ins Bewusstsein des Gaming-Mainstreams kämpfen muss, liegt in erster Linie daran, dass das Unternehmen mit dem Launch der Xbox One in so ziemlich jeder Hinsicht daneben gelegen hat. Besonders unbeliebt war damals der Zwang, dass die Konsolen konstant mit dem Internet verbunden sein mussten. Der damalige Xbox-Vizepräsident Don Mattrick wischte das Problem jedoch flachsig beiseite und empfahl Gamern auf höchst arrogante Art eine Alternative:
„Zum Glück haben wir ein Produkt für Menschen, die keinen Zugang zu einer solchen Art von Konnektivität haben. Es heißt Xbox 360.“
Als Resultat suchten sich Gamer tatsächlich eine Alternative zur Xbox One – und sattelten stattdessen auf die PS4 um. (Quelle: Engadget)
Call of Duty: Vanguard gibt dem 2. Weltkrieg die Schuld
Auf den ersten Blick fallen mehrere Gründe ins Auge, weswegen Call of Duty: Vanguard bei Gamern nicht wirklich Fuß fassen konnte. Vielleicht lag es an der Konkurrenz, die einfach besser war, vielleicht lag es an der viel zu kurzen Singleplayer-Kampagne, den DLC-Verschiebungen oder anderen validen Gründen, wie zum Beispiel Protest gegen die schockierenden Arbeitsverhältnisse bei dem Publisher.
Laut dem Jahresbericht von Activision war jedoch keines dieser Argumente hieb- und stichfest. Stattdessen wurde unter anderem das Setting des 2. Weltkriegs als Schuldiger ausgemacht – eine ungewöhnliche Begründung, zumal das historische Setting bereits bei vielen anderen Shootern nicht unbedingt zum Misserfolg beigetragen hatte:
„Das Zweite-Weltkrieg-Setting des Spiels hat bei einigen aus unserer Community keinen Anklang gefunden und wir konnten nicht so viel Innovation wie wir wollten im Premium-Spiel abliefern.“ (Quelle: Activision)
FIFA & die Surprise Mechanics
EAs finanzielle Ausbeutung von Gamern im Modus FIFA Ultimate Team ist mittlerweile über die Grenzen der Industrie bekannt. Das Unternehmen hat die Lootboxen in der Vergangenheit allerdings immer wieder mit blumigen Worten verteidigt. Ganz besonders ist dabei der gescheiterte Versuch in Erinnerung geblieben, als Kerry Hopkins (VP of Legal and Government Affairs bei EA) diese vor dem Britischen Parlament als „Surprise Mechanics“ also „Überraschungsmechaniken“ bezeichnete – und auch danach nicht verstehen wollte, wo eigentlich genau das Problem lag. (Quelle: Polygon)
„Wir denken, dass so wie wir diese Mechaniken implementiert haben – und FIFA ist natürlich unser großes Beispiel, unser FIFA Ultimate Team und unsere Spielerpacks – ist es tatsächlich ziemlich ethisch (vertretbar) und ziemlich unterhaltsam für Spieler (...).“
Square Enix‘ Liebesbrief an NFTs
2022 war nicht das beste Jahr in der Geschichte von Square Enix, sondern geht dank desaströser Flops wie Babylon's Fall und Chocobo GP in die Geschichte ein. Überraschen sollte dies allerdings niemanden, schließlich hatte das Jahr bereits katastrophal angefangen – mit einer peinlichen Neujahrsansprache von Präsident Yosuke Matsuda. In dieser preiste er nicht nur vollmundig den weithin verhassten NFT-Trend an, sondern zeigte sich passend dazu auch noch irritiert darüber, dass es immer noch Menschen gibt, die Videospiele aus Spaß zocken.
„Ich verstehe, dass manche Menschen, die 'spielen, um Spaß zu haben‘ und die momentan die Mehrheit von Spielern bilden, ihre Ablehnung gegenüber diesen neuen Trends ausgedrückt haben und dies ist verständlich. Allerdings glaube ich, dass es eine gewisse Zahl an Menschen gibt, deren Motivation es ist 'zu spielen, um etwas beizutragen‘, womit ich meine, dabei zu helfen, das Spiel aufregender zu gestalten.“
Ubisoft Quartz in Ghost Recon Breakpoint
Neben Square Enix hat auch Ubisoft bereits versucht, Profit aus dem sinn- und nutzlosen NFT-Trend zu schlagen. Das Ubisoft-Quartz-Programm debütierte in Ghost Recon Breakpoint und sollte Ingame-Items wie Helme und Hosen zu Sammelobjekten machen. Während das Projekt krachend gegen eine Wand aus unbeeindruckten Gamern fuhr, gaben Nicolas Pouard, Vize-Präsident von Ubisofts Strategic Innovations Lab, und Didier Genevois, Ubisofts Blockchain Technical Director, ein bemerkenswertes Interview, in dem sie das Ganze von oben herab noch viel schlimmer machten.
„Es ist wirklich für sie. Es hat einen guten Zweck. Aber sie raffen es einfach noch nicht.“
Die Ankündigung von Diablo Immortal
Diablo Immortal wurde 2018 bei der BlizzCon der Welt vorgestellt und sorgte für lautstarke Reaktionen – allerdings fiel keine einzige davon positiv aus, da sich die eingeschworene Diablo-Community ein vollwertiges neues Spiel für PC und Konsolen erhofft hatte und stattdessen ein Mobile Game bekam. Während die Stimmung im Saal bereits am Kochen war, schienen sich die Blizzard-Verantwortlichen ehrlich über die ausbleibende Begeisterung zu wundern. Game Designer Wyatt Cheng reagierte deswegen mit den unsterblichen, weil unglaublich unbedacht gewählten Worten:
„Habt ihr etwa keine Handys?“
Trotz dieses Skandals hat sich Diablo Immortal nach seinem Release dank der bodenlosen Mikrotransaktionen seit Release zu einer Gelddruckmaschine für Blizzard entwickelt. (Quelle: Kotaku)