Während sich PC-Spieler seit eh und je ohne zusätzliche Kosten quer durch das ganze Internet zocken können, werden Konsolenspieler durch Dienste wie PS Plus und Games with Gold jedem Monat erneut zur Kasse gebeten. Aber warum eigentlich?
Ich bin mit dem PC aufgewachsen. Die Existenz von Konsolen war mir zwar bekannt, gespielt habe ich auf diesen jedoch nur zuhause bei meinen Freunden, die bereits eine brandneue Nintendo 64 oder ein etwas älteres NES oder SNES in der Wohnung hatten. Das hat Spaß gemacht, in meinem Elternhaus Schlug das Herz jedoch für den PC und das hat sich bis heute kaum geändert.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Meinungsartikel, der den Standpunkt unseres Redakteurs widerspiegelt und nicht zwingend der Meinung der gesamten Redaktion entsprechen muss. Er erhebt keinen Anspruch auf eine universell gültige Wahrheit und deckt sich vielleicht nicht mit Deinen eigenen Vorstellungen.
Eine Sache war in meiner Kindheit jedoch tabu: Online spielen. Warum? Weil es Geld kostet. Schließlich wird über die Modem-Verbindung jede einzelne Minute der Telefonrechnung zugeschrieben und anrufen konnte uns in der Zeit auch niemand. Als in den frühen Zweitausendern jedoch DSL-Leitungen und Flatrates ihren Weg auch in unsere Wohnung gefunden haben, war die triste Dystopie von der Kostenfalle Internet endlich vorbei.
Online zu spielen war endlich kostenlos und unkompliziert – und das habe ich auch genutzt und mehr Stunden als ich wage auszurechnen in Spiele wie Counter-Strike und Battlefield 1942 gesteckt. Eine prominente Ausnahme war World of Warcraft, für das Abo-Gebühren fällig waren – eine Praxis die sich Blizzard noch immer leisten kann, während praktisch alle anderen Online-Rollenspiele ihre Abo-Modelle inzwischen eingestellt haben. Für Online-Spiele zusätzlich zu bezahlen, ist für PC-Spieler in Zeiten von DSL und Kabelinternet schließlich eine absurde Vorstellung.
Gemeinsam auf der Couch macht Multiplayer noch immer am meisten Spaß, vor allem im Coop:
So jedenfalls ging es mir viele Jahre, bis ich durch meine Tätigkeit bei GIGA GAMES irgendwann doch nicht mehr um eine PlayStation 4 herum kam und der schwarze Kasten schließlich seinen Weg in mein Wohnzimmer fand. Trotzdem hallte die Frage meiner Kollegen und Kolleginnen noch in meinen Ohren: Ob ich denn auch PS Plus habe? Nein, hatte ich nicht, wozu denn? Da gibt es ab und zu kostenlose Spiele, oder? Ja, aber vor allem ist PS Plus nötig, um online zu spielen! Was, ich muss extra zahlen um online zu spielen? Warum rufen auf einmal die neunziger Jahre an und wollen ihr Geschäftsmodell zurück?!
Bevor ich also widerwillig die Kreditkarte zückte, um mich zähneknirschend auf den vermeintlichen Wucher einzulassen, ließ ich meine Finger über die Tastatur sausen um mir von Google erklären zu lassen, wie es eigentlich dazu kam, dass Multiplayer auf der Konsole kostenpflichtig ist. Schließlich war das ja nicht immer so, oder?
Manchmal muss es nicht einmal im Multiplayer-Spiel sein, mit dem man gemeinsam Spaß haben kann:
Die Wurzel des Übels heißt offenbar Microsoft. 2002 wurde erstmals der Service Xbox Live für die gleichnamige Konsole angeboten. Der kostenpflichtige Premiumzugang Xbox Live Gold erlaubte darüber hinaus Online-Multiplayer – für Konsolenspieler ohne Frage eine kleine Sensation und sicherlich auch ein Grund, dass die wenigsten Spieler ein Problem mit den monatlichen Gebühren hatten.
Merkwürdig wurde es allerdings vier Jahre später, als 2006 die PlayStation 3 und in diesem Zusammenhang auch das PlayStation Network erschien und Online-Multiplayer ermöglichte. Auch die PlayStation 2 konnte zuvor bereits mit dem Internet verbunden werden. Aber das seltsame war: Auf der PlayStation war online spielen kostenlos.
Als 2013 die aktuelle Konsolengeneration vorgestellt wurde, stand die Gaming-Geschichte also vor einem Scheideweg: Wird Microsoft den kostenpflichtigen Premium-Dienst hinter sich lassen, damit Sony keinen Wettbewerbsvorteil genießt? Und es kam wie es kommen musste: Auch Sonys Online-Multiplayer wurde kostenpflichtig.
Die Überlegung dahinter mag simpel wenn auch perfide gewesen sein: Wenn die Konsolenspieler das freiwillig mit sich machen lassen, warum sollten wir dann auf die zusätzlichen Einnahmen verzichten?
Aber mal Aluhut beiseite, PS Plus ist schließlich weit mehr als nur Online-Multiplayer sondern ein vollwertiger Premium-Dienst. Was genau bekomme ich also für mein Geld und ist es mehr als nur dreiste Abzocke? Unwahrscheinlich, aber Recherche hat ja noch nie geschadet.
Wie ich also feststellen durfte, bot der Service tatsächlich noch mehr: So hatte ich als Abonnent Anspruch auf Ingame-Items (gähn), Designs & Avatare (ultra-gähn), exklusive Rabatte (ok, ich höre zu), exklusiver Vorabzugang zu Betas und Demos (ja, bitte weiter), Cloud-Speicher (aha!) und natürlich die bekannten monatlichen Gratisspiele – und bei allem Zynismus muss ich an dieser Stelle dann doch die Hand aufs Herz legen: Allein für die monatlichen Spiele sind die je nach Abo 5-8 Euro im Monat ein fairer Deal.
Schließlich sind auf diese Weise echte Brocken wie Bloodborne, Metal Gear Solid 5, Darksiders 2 oder auch The Witness in meiner Bibliothek gelandet. Ich kann also zusammenfassen: Warum muss ich für Multiplayer auf der Konsole eigentlich bezahlen? Ich hab nach wir vor keine Ahnung – aber mein PS Plus-Abo bereue ich trotzdem nicht!