Apple hat ein Erbarmen: Nach Monaten des quälenden Wartens aktualisiert der US-Konzern seine Notebook-Reihe. Die neuen MacBook Pros basieren jetzt auf Intels Core-Prozessoren der 8. Generation und bieten unter anderem mehr RAM und größere SSDs. Herrscht also wieder Eitel Sonnenschein in Cupertino? Mitnichten! Ein MacBook-Pro-Modell wurde komplett vernachlässigt – und zeigt, wie starrsinnig Apple mittlerweile geworden ist.
Lange hat sich Apple Zeit gelassen: Während die Notebook-Konkurrenz bereits seit Ende vergangenen Jahres auf Intel-Chips der 8. Generation setzt, mussten sich MacBook-Nutzer bisher mit veralteten Core-Prozessoren zufriedengeben.
Die lange Wartezeit hat sogar ausgewiesene Apple-Fans wütend gemacht: „Ich fange an, Apple zu hassen“, hieß es in einem vielbeachteten Video des bekannten YouTubers Dave Lee, der sich über das Zaudern des Unternehmens beschwerte und Apple vorwarf, den technischen Anschluss verloren zu haben. Die Ironie: Kurz nachdem Lee seine Videokritik veröffentlichte, gab Apple einen Refresh seiner Notebook-Reihe für Profis bekannt.
MacBook Pro 2018: Ein gelungenes Upgrade – mit einer Ausnahme
Neben neuen Intel-Prozessoren der 8. Generation, die nun auf der Coffee-Lake-Architektur basieren und erstmals bis zu sechs Kerne bieten, ermöglicht Apple in den neuen MacBook Pros jetzt auch maximal 32 GB RAM und SSDs mit 4 TB Speicherplatz. Ein TrueTone-Display, das den Farbton an das Umgebungslicht anpasst, ist ebenso an Bord wie ein T2-Chip. Ganz wie am iPhone lässt sich Siri damit auf Zuruf aktivieren, ein umständlicher Tastendruck entfällt.
Ein gelungenes Upgrade also, das Apple seinen MacBook Pros hier spendiert hat. Trotzdem hinterlässt die 2018er-Generation der beliebten Notebook-Reihe einen faden Beigeschmack. Denn: Lediglich die Modelle mit Touch Bar wurden auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Das 13-Zoll-MacBook-Pro ohne OLED-Leiste hat kein Update erhalten.
Apple zwingt MacBook-Pro-Käufern nutzlose Touch Bar auf
Im Klartext: Wer auf die neuesten Intel-Prozessoren, mehr RAM und größere SSDs nicht verzichten will, muss zwangsweise zu den teureren MacBook Pros mit Touch Bar greifen. Eine perfide Strategie, die Apple hier an den Tag legt.
Dabei geht es gar nicht um den Aufpreis in Höhe von 250 Euro, den der Hersteller für die Touch Bar verlangt. Bei einem Einstiegspreis von 1.499 Euro macht das den sprichwörtlichen Braten auch nicht mehr fett. Sprachlos macht eher die Sturheit, mit der Apple seinen Kunden die Touch Bar aufzwingt.
Zu behaupten, die Touch Bar würde polarisieren, wäre eine maßlose Übertreibung. Das würde ja bedeuten, dass zumindest eine kleine Gruppe von MacBook-Pro-Nutzern Gefallen an der OLED-Leiste findet. In Wahrheit sind sich die Meinungen aber weitgehend einig: Die Touch Bar ist ein nutzloses Gimmick, das nicht einmal ansatzweise die Versprechungen erfüllen konnte, die Apple bei der Vorstellung 2016 gemacht hat.
Wie sich das MacBook Pro aus dem Jahr 2016 im Test geschlagen hat, seht ihr hier:
MacBook Pro: Ist nicht einmal Apple von der Touch Bar überzeugt?
Nur die wenigsten Mac-Apps machen Gebrauch von der Funktion – und wenn, ist die Nutzung der Touch Bar so umständlich, dass Keyboard-Shortcuts oder Mausbedienung oftmals schneller vonstattengeht. Kein Wunder, dass selbst heute noch immer viele MacBook-Pro-Nutzer den gewohnten Funktionstasten hinterher trauern.
Nicht einmal Apple scheint von der Touch Bar überzeugt zu sein: Wie sonst ist es zu erklären, dass die OLED-Leiste bis heute nur in den Pro-Modellen der MacBooks zu finden ist? Das 12-Zoll-MacBook und der iMac verzichten auf die Touch Bar, eine Tastatur mit Touch Bar bietet der US-Konzern ebenso wenig an.
Umso unverständlicher, dass Apple seinen treuen Pro-Kunden beim MacBook-Pro-Kauf nun die Daumenschrauben anlegt: Entweder Touch Bar – oder veraltete Prozessoren. Dass der Preis des MacBook Pro ohne Touch Bar nicht einmal gesenkt wurde und weiterhin bei einer UVP von stolzen 1.499 Euro liegt, zeigt auf beklemmende Weise, in welchem Elfenbeinturm Apple mittlerweile lebt und wie sehr sich der Hersteller von seinen Kunden entfernt hat.
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