Seit Anfang 2023 hat Deutschland ein viertes Mobilfunknetz. Dass das kaum jemand bemerkt, überrascht nicht. Denn der Start ist nicht geglückt. Das bekommt inzwischen das ganze Unternehmen zu spüren, während Kunden auf ihren Mehrwert warten.
Viertes Handynetz für Deutschland? 1&1 verpatzt Start
1.000 Mobilfunkstandorte sollte das neue Handynetz von 1&1 beim Start zum Jahreswechsel haben, so die Vorgabe. Tatsächlich waren es fünf. Die bittere Bilanz verpasst United Internet, dem Unternehmen hinter der Marke 1&1, jetzt eine schmerzhafte Breitseite: Zuletzt fiel die Aktie auf ein Zehn-Jahres-Tief, allein 50 Prozent hat sie über die vergangenen 12 Monate nachgegeben, so das Handelsblatt.
Das Unvermögen des Konzerns, den 1&1-Netzstart wie geplant über die Bühne zu bringen, dürfte daran einen gehörigen Anteil haben. Die Schuld sieht CEO Ralph Dommermuth unter anderem bei Vantage Towers. Die Tochter von Vodafone baut Mobilfunkstandorte und sollte einen Großteil des 5G-Netzes von 1&1 aufbauen.
Beide Seiten werfen sich inzwischen vor, sich nicht an den Vertrag gehalten zu haben. Liefern soll die Vodafone-Tochter aber immer noch, wenn auch mit weiterer Verspätung frühestens ab Sommer 2023. 1&1 gerät bis dahin weiter unter Zugzwang, bis Dezember sollen nun über 1.200 Standorte stehen. Obendrein soll 1&1 zum Jahreswechsel eigentlich keine Tarife mehr in fremden Netzen anbieten dürfen.
Steht bald ein Wechsel beim Handyvertrag an? Dann solltet ihr diese Patzer unbedingt vermeiden:
Der Neue unter den Netzbetreibern steht damit vor einer wahren Herkulesaufgabe. Denn seit dem Jahreswechsel ist es mit dem Netzausbau kaum voran gegangen. Erst 14 Mobilfunkstandorte soll 1&1 derzeit in Betrieb haben, insgesamt sollen 94 stehen.
Laut Handelsblatt-Informationen sei die Stimmung bei United Internet zum Zerreißen gespannt, der Druck auf die Mannschaft groß. Auf Führungsebene arbeite 1&1 längst am Limit, heißt es weiter. Nicht selten wird beim Personal an der Spitze auch die eine oder anderen Position neu besetzt.
5G-Erfolg muss her: Für 1&1 steht viel auf dem Spiel
Die Frage steht im Raum, wie lange das noch gut geht. Denn die Vorgaben für 1&1 sind straff getaktet: Bis 2025 müssen 25 Prozent der deutschen Haushalte mit dem neuen Netz erreicht werden können. 2030 ist die Hälfte Deutschlands fällig.
Schon zum kommenden Jahr müsste 1&1 aber die bisherigen Kunden, von denen viele im o2-Netz zu Gast sind, auf die eigenen Strukturen migrieren. Kann man die mit dem neuen Angebot nicht zufriedenstellen, dürfte es in der Kasse knapper werden. Für 1&1 und seine Kunden werden die kommenden Monate also richtig spannend.