1&1 sollte längst die drei deutschen Netzbetreiber um ein viertes Mitglied erweitert haben. Doch der Start des eigenen 5G-Netzes ist schief gelaufen. Verbraucher, die bei Vodafone, Telefónica/o2 oder der Telekom unzufrieden sind, werden noch immer warten gelassen. Der verpatzte Start des 1&1-Netzes ist nicht der einzige Fall, in dem das Unternehmen viel versprochen hat – und wenig liefert.
Seit Ende 2022 sollte neben Vodafone, Telekom und Telefónica/o2 ein viertes Mobilfunknetz in Deutschland funken. Doch 1&1 hat es vermasselt. Der offizielle Start wurde mit gerade einmal fünf Funkstandorten gefeiert. Geplant war ein Minimum von 1.000. Inzwischen sollen über 20 Masten funken (Stand Anfang Mai 2023). Kein Grund für 1&1, sich auf die Schulter zu klopfen.
1&1 bricht Versprechen: Von 400 Funklöchern wurde keins geschlossen
Zumal der verspätete Start und schleppende Aufbau des eigenen Mobilfunknetzes nicht das erste Mal ist, dass das Unternehmen aus Montabaur mehr verspricht als es einhält. Gut ein Jahr vor der Frequenzversteigerung, bei der sich 1&1 zum Start des eigenen Netzes verpflichtete, sicherte das Unternehmen zu, 400 Funklöcher mit Mobilfunkmasten zu schließen. Diese sollten die drei Konkurrenten nutzen, um dort ihre Netze aufzuspannen und die weißen Flecken zu schließen.
Die Deadline für 400 geschlossene Funklöcher in Deutschland lief schon am 31. Dezember 2021 aus. Dem Handelsblatt zufolge hatte 1&1 jedoch nicht einen einzigen errichtet. Zum Jahreswechsel 2022 auf 2023 fehlten so insgesamt 1.395 Mobilfunkstandorte, die 1&1 zuvor vertraglich zugesichert hatte.
Als Gründe für die Verspätungen beim Start des eigenen 5G-Netzes führt 1&1 immer wieder an, dass die Konkurrenten den Start des neuen Netzes behindern würden. So sollte etwa die Vodafone-Tochter Vantage Towers im Auftrag von 1&1 einen Großteil der 1.000 Masten liefern, habe sich aber nicht an den Vertrag gehalten.
Auf diese Stolperfallen solltet ihr bei eurem neuen Handyvertrag achten:
Bei den 400 Funklöchern würde die komplizierte Abstimmung den Aufbau verlangsamen. Außerdem sollen nach Darstellung von 1&1 die langwierigen Genehmigungsprozesse schuld sein.
Inzwischen sollen laut 1&1 ganze sieben von 400 Masten stehen. Weitere 32 würden derzeit gebaut. Das neue Ziel: Bis Ende des Jahres 2023 soll alles soweit sein – genau wie beim 5G-Netz. Ein neues Versprechen also, an dem sich 1&1 jetzt messen lassen muss.
Keine Aussicht auf Ende: Deutschland bleibt Funkloch-Flickenteppich
Die Inflation wird dem früheren Plan wohl einen Strich durch die Rechnung machen: Beim zuständigen Bundesministerium für Digitales und Verkehr geht man nur noch von 150 bis 200 Masten aus, weil die Kosten explodiert seien. 1&1 selbst rechnet laut Handelsblatt mit etwa 180 Masten. Wer sich auf ein Ende des Mobilfunk-Flickenteppichs in Deutschland gefreut hatte, wird also weiter im Stich gelassen.