Das 9-Euro-Ticket hat die Hälfte seiner Lebensspanne schon hinter sich. Ende August ist wieder Schluss mit günstigen Fahrten im Nah- und Regionalverkehr für alle. Nachfolger für den Fahrschein werden schon jetzt heftig diskutiert. Aber was lernen wir überhaupt aus dem Versuch am lebenden Objekt? Experten ziehen jetzt ein erstes Fazit.
9-Euro-Ticket: Gutes Angebot setzt sich durch
Nur ein paar Wochen stehen ÖPNV-Kunden noch bevor, in denen sie das 9-Euro-Ticket nutzen können. Danach ist mit dem konkurrenzlos günstigen, deutschlandweit gültigen Angebot wieder Schluss, der letzte Fahrschein verliert seine Gültigkeit mit Ende des 31. August 2022. Viele Akteure sind sich aber schon jetzt einig: Es soll ein Nachfolger her.
Der wird aller Voraussicht nach anders aussehen, mit neuen Konditionen und längst nicht mehr so günstig sein wie jetzt noch. Dafür wollen – und sollten – die Verantwortlichen aus dem 9-Euro-Ticket einige Lehren ziehen. Experten ziehen jetzt erste Zwischenfazits zum günstigen Fahrschein.
So sei trotz teils extremer Zustände in überfüllten Zügen gerade zu Beginn des 9-Euro-Tickets das große Chaos insgesamt ausgeblieben, das Verkehrsunternehmen befürchtet hatten, meint Verkehrswissenschaftlerin Angela Francke von der Universität Kassel. Dort wird bereits zum 9-Euro-Ticket geforscht (Quelle: Spiegel).
Bei der Deutschen Bahn sowie regionalen Verbünden habe zunächst Unsicherheit geherrscht, ob man den Ansturm würde stemmen können. Die Kritik am Vorgehen der Politik: Man habe erst die Strukturen schaffen müssen, dann ein tolles Angebot schnüren sollen. Genau anders herum ist es gelaufen und scheint – bisher – trotzdem zu klappen, meint Francke. Die Lehre: Gute Angebote gehen vor.
9-Euro-Ticket beweist: Bus und Bahn sind gefragt
Verschiedene Daten zum 9-Euro-Ticket beweisen außerdem, was bis vor Kurzem kaum jemand wahrhaben wollte in der Autonation Deutschland: Der ÖPNV ist nicht tot. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatten sich bis Ende Juni 48 Prozent der Erwachsenen ein 9-Euro-Ticket zugelegt oder profitierten von der Preisersparnis auf bestehende ÖPNV-Abos.
Eine Auswertung des Statistischen Bundesamts anhand von Mobilfunkdaten hat ergeben, dass der Verkehr auf Bahnstrecken stark zugelegt hat – gerade auf Entfernungen zwischen 30 und 300 km, wo viele Strecken mit dem 9-Euro-Ticket nutzbar sind. Das 9-Euro-Ticket hat das Kunststück in kürzester Zeit vollbracht, wieder mehr Leute in die Bahnen zu kriegen.
Diese Fakten über das 9-Euro-Ticket solltet ihr kennen:
Was ein Nachfolge-Ticket außerdem braucht: Die Preis- und Gebietsgrenzen zwischen den Verkehrsverbünden müssen fallen. Neben dem attraktiven Preis des 9-Euro-Tickets, gilt Nutzerinnen und Nutzern vor allem die große Flexibilität als echter Pluspunkt.
Die Zeichen stehen damit kurz nach dem Bergfest des 9-Euro-Tickets auf Erfolg. Verbrauchern bleibt nur zu hoffen, dass auch der angestrebte Nachfolger, wie auch immer der letztlich aussehen wird, diesen positiven Trend weiter fortführen kann.