Mit LNG soll Europa unabhängiger von russischem Gas werden. Da passt es kaum zusammen, dass vor Europas Küsten 30 LNG-Tanker bummeln und einfach nicht anlegen. Dahinter stecken knallharte wirtschaftliche Interessen. Die Gashändler spielen auf Zeit.
Des einen Freud, ist des anderen Leid: Nie war das Sprichwort wohl zutreffender als bei der aktuellen Energie-Krise. Denn während das milde Wetter und sinkende Gaspreise ein Segen für Verbraucher sind, bereiten sie Gashändlern Kopfschmerzen. Die greifen nun zu einem unkonventionellen Mittel, um ihre Gewinnmargen zu erhöhen.
Warten auf höhere Gaspreise: LNG-Tanker bummeln vor Europa
Mehr als 30 LNG-Tanker befinden sich aktuell auf Langsamfahrt vor den europäischen Küsten. Statt ihre Ladung aber zügig abzuladen und Europa mit dem Flüssiggas zu versorgen, legen sie nicht an. Der Grund für die Bummelei: Warten auf höhere Preise. Die Gashändler spekulieren auf einen Anstieg der Gaspreise, der mit jedem weiteren Herbsttag und kälteren Temperaturen wahrscheinlicher werden dürfte (Quelle: Financial Times)
Inzwischen verbleiben die LNG-Tanker freiwillig auf den Meeren, um auf höhere Preise zu warten. Ihre Gas-Ladung soll aktuell einen Gesamtwert von umgerechnet rund 2 Milliarden Euro besitzen. Weitere 30 LNG-Tanker sind nach Angaben der Tracking-Firma Vortexa bereits auf dem Weg nach Europa und überqueren gerade den Atlantik. Ihre Ankunft wird im Winter erwartet.
Eine ähnliche Situation gab es bereits während der Corona-Pandemie. Dort wurde die See-Auslieferung von Rohöl absichtlich verschleppt, um auf höhere Preise zu warten.
Wer Strom sparen muss, kann das zum Beispiel mit Balkonkraftwerk:
Deutschland noch nicht betroffen
Zumindest aktuell ist Deutschland von der Hinhalte-Taktik der Ölhändler nicht betroffen. Hierzulande gibt es noch keine funktionierenden LNG-Terminals. Die ersten LNG-Anlaufstellen sollen hierzulande erst Ende des Jahres ihren Betrieb aufnehmen. Für hiesige Verbraucher heißt es bis auf Weiteres also weiter: Energie sparen. Das klappt zum Beispiel mit smarten Heizungsthermostaten. Welche sich hier lohnen, hat die Stiftung Warentest verraten.