Elon Musk war jahrelang der Posterboy der E-Auto-Szene, Tesla ihr strahlendes Zugpferd. Vom Saubermann-Image blättert der Lack ab, spätestens seit Musk mit der Übernahme von Twitter andere Akzente setzt. Doch auch bei Tesla läuft es derzeit nicht mehr rund – und das Joch der Probleme, die sich der E-Auto-Bauer eingehandelt hat, muss der Chef ganz klar sich selbst überstreifen.
Tesla hat ihn angezettelt, jetzt ist der Preiskampf auf dem E-Auto-Markt in vollem Gange. Nachdem der E-Auto-Bauer aus den USA Anfang 2023 – und seitdem noch einige Male mehr – die Preise massiv gesenkt hat, ziehen immer mehr Hersteller nach.
Preiskampf kostet Tesla Millionen: E-Auto-Gigant geht in die Knie
Manche setzen ähnlich wie Tesla auf variable und vergleichsweise schnell anpassbare Preise, was vor allem der Direktvertrieb übers Internet heute einfach macht. Andere arbeiten mit Händlerrabatten, greifen also nicht beim Listenpreis ein, machen Kunden aber trotzdem immer attraktivere Angebote. Oder sie stellen neue Fahrzeuge vor, deren Preis schon zum Start fast gut ist, um wahr zu sein, wie Citroën mit dem neuen ë-C3.
Gleichzeitig müssen die Autobauer mit der sinkenden Nachfrage kämpfen, was etwa schon VW und Fiat zu Produktionspausen veranlasst hat. Keine einfache Situation, die auch Tesla inzwischen immer mehr zu schaffen macht.
So hat der E-Auto-Pionier jetzt ernüchternde Quartalszahlen präsentiert. Während Tesla bei den Verkaufszahlen noch glänzen kann, sich Musk auf Zielkurs sieht, um das Vorjahr deutlich zu übertreffen und die angepeilten 1,8 Millionen E-Autos in einem Jahr zu verkaufen, bricht der Gewinn weg.
Elon Musk wäre wohl nicht Elon Musk, wenn er neben Tesla nicht noch eine Hand voll anderer Unternehmen leiten würde:
Um 44 Prozent ist der Unternehmensgewinn im Vorjahresvergleich verpufft. Ein Minus war schon vorher klar, gleichzeitig in neue Fertigung investieren und die Preise senken – das kann kaum mit steigendem Gewinn einhergehen. Trotzdem ein Schock für Analysten und Anleger, wie viele Federn Tesla gelassen hat. Seit dem Bekanntwerden der Quartalszahlen ist die Aktie des E-Auto-Bauer um über 15 Prozent in wenigen Tagen abgestürzt (Stand vom 20. Oktober).
Nur ein Scherz von Musk? Tesla hat sich mit Cybertruck das eigene Grab geschaufelt
Vor dem Aus steht Tesla deswegen freilich noch lange nicht. Die schnell steigenden Verkaufszahlen sorgen für eine gewisse Sicherheit. Laut Musk ist Tesla ein „robustes Schiff“, das allerdings in einem Sturm umhergeworfen wird. So zeigte er in der Telefonkonferenz zur Präsentation der Zahlen, dass die Situation nicht spurlos an ihm vorübergeht. Musk sprach sogar davon, wenn auch scherzhaft, dass man sich mit dem Cybertruck das eigene Grab geschaufelt habe.
Am 30. November soll der Elektro-Pick-up endlich erscheinen – nach mehreren Verspätungen und Produktionsproblemen, wie sie wohl noch keines der E-Autos von Tesla dem Hersteller bisher gemacht hat.
Während praktisch alle Autobauer wegen der gesamtwirtschaftlich angespannten Lage in schwieriges Fahrwasser geraten, können sich VW oder asiatische Hersteller wie beispielsweise Toyota, Hyundai, BYD und Geely aber immerhin etwas aus der Verantwortung ziehen: Denn sie haben immerhin nicht selbst dafür gesorgt, dass die Situation am Automarkt noch ein entscheidendes Stückchen schwerer wird.
Tesla-Chef: Die Geister, die Musk rief, wird er jetzt nicht mehr los
Das sieht bei Tesla ganz anders aus. Daran, dass Elon Musk mit seiner aggressiven Preisstrategie die fallenden Preise für E-Autos stark mit beeinflusst hat, dürfte kaum ein Zweifel bestehen. Die Geister, die der Tesla-Chef gerufen hat, kriegt er nun selbst zu spüren.
Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, das Deutschlandticket für 49 Euro in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität sonst so getan?
Fakt ist: Auch Tesla hat irgendwann seine Schmerzgrenze erreicht, kann die Preise nicht ewig weiter nach unten drücken. Der aktuelle Gewinneinbruch dürfte sich als erster Schuss vor den Bug des Tesla-Schiffs erweisen, das laut Elon Musk zwar stark ist, aber in den Stürmen der Zeit nun ordentlich herumgeworfen wird.
Früher oder später wird sich Tesla den Folgen des Preiskampfs stellen müssen, den der Autobauer selbst heraufbeschworen hat. Dann muss man sich eingestehen: Tiefer geht nicht mehr. Es ist eben keine ausgemachte Sache, dass Tesla wegen der Vorteile seiner günstigen Produktionsverfahren und den lange Zeit mehr als vorbildlichen Margen aus dem Preiskampf als Sieger hervorgeht.
Wer den längsten Atem hat, wissen wir wohl erst nachher. Es zeigt sich schon, dass Tesla langsam gerne nach Luft schnappen würde.