Videoaufnahmen von Amazons Ring-Türklingel können auch in Deutschland der Polizei zugänglich gemacht werden. Auf einen richterlichen Beschluss wartet der Konzern dabei nicht, wie ein Sprecher jetzt betätigt hat. Eine „unmittelbare Bedrohung“ reicht schon aus. Datenschützer fordern Konsequenzen und Bußgelder.
Amazon: Ring-Videos für die Polizei
Anders als bisher kommuniziert, arbeitet Amazon nicht nur in den USA mit der Strafverfolgung zusammen. Auch in Deutschland, so ein Amazon-Sprecher, kann die Polizei Videos und Daten anfordern, die von der smarten Türklingel Ring erstellt wurden. Amazon würde der Anforderung auch dann folgen, wenn kein richterlicher Beschluss oder die Zustimmung des Klingel-Besitzers vorliegt.
Laut Amazon muss die deutsche Strafverfolgung eine „unmittelbare Bedrohung nachweisen“, bei der die Zeit drängt. Der Sprecher ließ offen, wie oft in Deutschland Daten oder Videoaufnahmen von Ring an die Polizei oder andere Behörden weitergeleitet wurden. Derartige Anträge seien selten, heißt es (Quelle: Handelsblatt).
In den USA hatte Amazon im Juli 2022 eingeräumt, private Videoaufnahmen an US-Polizeibehörden geschickt zu haben. Dazu steht laut Amazon eine eigene Online-Schnittstelle bereit, über die die Polizei einen „Notfallzugriff“ beantragen kann. Es bleibt unklar, ob die Schnittstelle so auch in Deutschland angeboten wird.
So bewirbt Amazon seine Ring-Kameras:
Daten ohne Gerichtsbeschluss: Datenschützer fordern Bußgelder
Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragter Stefan Brink hat sich bereits kritisch zu Amazons Vorgehen geäußert und mögliche Bußgelder ins Spiel gebracht. Ihn stört vor allem die „anlasslose, längere Speicherung und Verarbeitung“ ohne Einwilligung der Ring-Besitzer. Auch Besucher können sich nicht darüber bewusst sein, was nach einem einfachen Türklingeln folgen könnte.