Es sollte das nächste große Ding werden und beweisen, dass auch ein Schreibtischtäter wie Tim Cook das Zeug zum Apple-Visionär hat. Ein feuchter Traum, der gegenwärtig droht, an der Realität zu scheitern. Scheinbar will nämlich niemand mehr die Apple Vision Pro kaufen. Ist der Hype schon vorbei, bevor der den US-amerikanischen Heimatmarkt überhaupt verlässt? Meine Gedanken dazu, jetzt in der aktuellen Ausgabe der Wochenendkolumne bei GIGA.
Derzeit kann die Apple Vision Pro nur in den USA erworben werden. Doch immer wenige zahlungswillige Kundinnen und Kunden tun dies noch. Aus den USA erreichen uns alarmierende Nachrichten. Denen nach sieht sich Apple gezwungen, aufgrund der sehr schwachen Nachfrage die Liefermengen für das Headset in diesem Jahr massiv zu kürzen.
Keiner kauft mehr aktuell die Apple Vision Pro
Ursprünglich wollte Apple zwischen 700.000 und 800.000 Stück des „ersten räumlichen Computers“ noch in diesem Jahr verkaufen. Jetzt soll der Hersteller die Menge auf nur noch 400.000 bis 450.00 Stück reduziert haben – ein Minus von gut und gerne 50 Prozent.
All dies geschieht bei Apple, obwohl die Brille noch nicht mal international an den Start gegangen ist. Branchenkenner Ming-Chi Kuo liest daraus, dass die Nachfrage auf dem US-Markt deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Andernfalls würde Apple sich nicht veranlasst sehen, die Nachfrage auch in den Nicht-US-Märkten bereits vor Marktstart so konservativ einzuschätzen.
Will gerade niemand haben:
Zudem verrät der Experte, dass es im nächsten Jahr womöglich kein neues Modell der Apple Vision Pro geben wird. Apple tritt demnach auch bei der Weiterentwicklung auf die Bremse und rechnet damit, dass auch 2025 die Verkäufe der Datenbrille zurückgehen werden (Quelle: Ming-Chi Kuo).
Keine guten Nachrichten für die erfolgsverwöhnte iPhone-Firma. Apple hat sich ordentlich verzockt. Wer hätte schon ahnen können, dass es doch nicht so viele Menschen gibt, die 3.000 US-Dollar und mehr für ein Produkt ausgeben, von dem sich wahrscheinlich selbst nicht wissen, wozu sie es überhaupt benötigen. Nach aktuellem Stand der Dinge ist die Apple Vision Pro kein Erfolg und beileibe kein heimlicher Nachfolger des iPhones.
Können wir das Kapitel also zur Seite legen und so tun, als wäre nichts passiert? Mooooment. Nicht so schnell. Fakt ist: Auch wenn Apple die Erwartungen ordentlich zurückschraubt, so ist der Weg der Apple Vision Pro noch lange nicht beendet. Das Ganze ist schließlich kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathon.
Es ist ja nicht so, als gäbe es bereits einen florierenden VR/AR-Markt und Apple ist nur zu dumm daran zu partizipieren. All die Konkurrenz, allem voran Meta, ist zwar günstiger, aber ein durchschlagender Erfolg sind deren Brillen auch noch nicht.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Vorbild Apple Watch: Der Erfolg hat noch Zeit
Die ganze Branche befindet sich noch sichtlich in der Versuchsphase. Auch Apple wird noch mehrmals nachjustieren müssen. Dazu gehört, Preise zu senken, unwichtige Dinge rauszuschmeißen und sinnvolle Anwendungen zu finden. Kommt euch dies vielleicht bekannt vor?
Günstiger, aber auch erfolgreicher? Wohl eher nicht:
Auch die Apple Watch wurde voreilig als Flop verschrien. Kritiker geilten sich beispielsweise an der sauteuren Edition aus echtem Gold auf und machten sich entsprechend darüber lustig. Doch die war schon bald Geschichte und Apple konzentrierte sich danach aufs Wesentliche und fand nicht zuletzt im Gesundheitsthema den „Heiligen Gral“ für den Erfolg. Diesen muss der Hersteller bei der Datenbrille noch ausfindig machen.
Hierfür kann sich Apple Zeit lassen. Die Vision Pro muss nicht schnellstmöglich ein Erfolg werden, sie muss vielmehr ihren Weg und das eigentliche Ziel noch finden. Ich bin überzeugt, dass Apple wiederholt einen langen Atem hat und in der Lage ist, die notwendigen Schritte einzuleiten. Hektik ist da nicht angebracht und auch nicht zielführend.
Lasst die in Cupertino mal machen. Wie sagt man so schön in Köln am Rhein: Et kütt wie et kütt und et hätt noch immer jot jejange. In dem Sinne, einen schönen Sonntag euch.