Die Schlacht ist entbrannt, aus allen Stellungen wird geschossen, Querschläger unterhalb der Gürtellinie möglich. Doch wer ist Gewinner, wer Verlierer im Kampf um Fortnite – Apple oder doch Epic Games? Zeit, mal Stellung zu beziehen, was ich heute in der Wochenendkolumne tun werde.
Persönlich geht mir Fortnite offen gesagt am Gesäß vorbei – hab ich nie gespielt. Der derzeitige Höhepunkt im popkulturellen Umfeld war für mich da noch die kleine Nebenrolle in „Avengers Endgame“, als sich der fette und depressive Thor damit unterhaltsam zudröhnte. Doch als emphatisches Wesen fühle ich natürlich auch mit anderen Menschen, deren Interesse ich nicht unbedingt teile. Wer verdient in diesem Krieg also meine Zuneigung, wer steht für mich als moralischer Verlierer da?
Apple vs. Epic: Das Ende von Fortnite auf iPhone und iPad
Verlierer sind in jedem Fall schon mal die Fortnite-Spieler auf iPhone und iPad. Selbst wer das Game noch auf seinem Gerät hat, Ende diesen Monats ist endgültig der Ofen aus. Wie Epic Games nämlich mitteilt, werden die Apple-Nutzer ab 27. August dann endgültig in die Röhre schauen – Kapitel 2, Staffel 4 findet nicht mehr den Weg in die iOS-App. Offen fordern die Spieleentwickler ihre Nutzer deshalb zum Plattformwechsel auf. Wer mobil spielen will, muss dann zu Android wechseln, oder sich eine Nintendo Switch besorgen, abseits der „Desktop-Lösungen“ wie PS4, Xbox One, PC, Mac oder GeForce Now.
Und wer ist daran schuld, wer zerstört hier Fortnite auf iPhone und iPad? Laut Epic Games natürlich Apple. Die lassen in ihrer Monopolstellung die Muskeln spielen und verwehren den armen Jungs und Mädels bei Epic eine alternative und somit auch günstigere Bezahlweise innerhalb des App Stores, abseits von Apples Beteiligungsmodell. Die Lage ist also klar, der Schuldige ist ausgemacht, und Schützenhilfe gibt’s dann auch gleich noch von den Machern von Spotify und den Entwicklern der Bums … Dating-App Tinder. Aber, Mooooment! Ist es wirklich so einfach?
Epics aktuelles „Propaganda-Video“ im Kampf gegen Apple – eine Parodie auf den wohl bekanntesten Werbespot des iPhone-Herstellers:
Eine Bresche für den angebissenen Apfel …
Da, wo es angebracht ist, bin ich mir nicht zu fein und kritisiere Apple, wo es nötig ist. Langjährige GIGA-Leser können dies bestätigen. Doch in diesem Fall springe ich dem angebissenen Apfel mal gerne zur Seite. Immer wieder wird der Vorwurf einer Monopolstellung laut. Doch gibt’s die wirklich? Klar, wer Apps auf iPhone oder iPad vertreiben möchte, der kommt nicht um den App Store und die Einhaltung der Regeln herum. Dazu gehören dann eben auch entsprechende Beteiligungen an In-App-Käufen und Abos. Insofern hat Apple tatsächlich das Monopol auf iOS. Doch dies ist gar nicht relevant. Die eigentliche Frage bleibt nämlich vielmehr: Hat Apple eine marktbeherrschende Stellung bei den Smartphones und Tablets? Bei allem Erfolg, eine solche Position besitzt Apple mitnichten.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Bedeutet: Kunden können frei entscheiden, ob sie zum iPhone greifen. Genauso kann aber auch Epic Games frei entscheiden, ob sie ihre Apps auf dem Apple-Smartphone verfügbar machen. Tun sie es, müssen sie aber nach Apples Hausregeln spielen. Apple bietet die Infrastruktur, die Entwickler-Tools und einen großen Markt an potentiellen Kunden. Der US-Hersteller übernimmt damit einen Großteil des unternehmerischen Risikos – mit allen Vor- und Nachteilen. Ein Recht auf einen gesonderten Vertriebsweg für Epic und Co. auf dem iPhone gibt’s aber nicht. Eine solche Klausel würde nur dann gelten, wenn der Kunde quasi keine Wahl mehr hätte und gezwungen wäre, zum iPhone zu greifen. Dies ist aber nachweislich nicht der Fall.
Das Original von Apple, der erste Werbespot für den Mac – eine Anspielung auf den Big Brother in „1984″ von George Orwell. Regie führte übrigens Ridley Scott (Alien, Blade Runner, Gladiator…):
Insofern: Apple verdient meinen Zuspruch in dieser Angelegenheit und soll ruhig Standfestigkeit zeigen. Natürlich kann man sich auch auf etwaige Sonderlösungen und Rabatte einigen, wie einst mit Amazon. Nur hatten die mit ihren Onlineshop gegenüber Apple noch eine etwas andere Verhandlungsposition, als ein Spieleentwickler mit einem an Hype verlierenden, älteren Game. Auch dies alles im Rahmen der wirtschaftlichen Freiheit gedeckt. Ein echtes Monopol ist dies nach klassischer Definition noch lange nicht.
Sieger in diesem Sinne wäre also Apple. Eine „Moral“ gibt’s aber nicht, die ist hier gänzlich fehl am Platz. Am Ende geht’s wie immer ums Geld, nicht mehr und nicht weniger – basta.
Hinweis: Die in diesem Artikel geäußerten Meinungen stellen ausschließlich die Ansichten des Autors dar und sind nicht notwendigerweise Standpunkt der gesamten GIGA-Redaktion.