Mit dem jetzt freigegebenen Update auf iOS 17.4 gesteht Apple seinen Kundinnen und Kunden in der EU diverse Freiheiten auf dem iPhone zu. Doch es sind nicht unbedingt alternative App-Stores und vergleichbare Features, die das Update zu einem Muss für Anwender machen.
Update vom 6. März 2024: Erwartungsgemäß veröffentlichte Apple in den letzten Stunden das Update auf iOS 17.4 fürs iPhone und iPadOS 17.4 fürs iPad. Für eine schnelle Installation des knapp 1,6 GB großen Updates gibt es wichtige Gründe und die liegen nicht unbedingt in der Reihe neuer Features.
So schließt Apple mit den Updates zwei kritische Sicherheitslücken, die womöglich bereits ausgenutzt werden. So könnte beispielsweise ein Angreifer mit beliebigen Kernel-Lese- und Schreibfähigkeiten in der Lage sein, Kernel-Speicherschutzmaßnahmen direkt zu umgehen. Zudem werden Sicherheitslücken in der Barrierefreiheit und ein Problem mit Safari Private Browsing beseitigt. Die könnten dazu führen, dass gesperrte Tabs beim Wechsel der Tab-Gruppen kurzzeitig sichtbar sind (Quelle: Apple).
Zu den neuen Features gehören unter anderem Apples Implementierung des Digital Market Acts der EU (alternative App Stores etc.), neue Emojis, Transkripte von Podcasts und vieles mehr.
Originalartikel vom 26. Januar:
Die Vorhersagen waren absolut korrekt. Wie sich jetzt herausstellt, wird Apple wie bereits prognostiziert alle Anforderungen des Digital Markets Act (DMA) mit dem kommenden iPhone-Update erfüllen. Entsprechende Anpassungen werden unter anderem mit der Aktualisierung auf iOS 17.4 vorgenommen und sollen noch im März in Kraft treten. Eine erste Vorabversion des Updates wurde bereits an Entwickler verteilt. In einer Pressemitteilung geht Apple im Detail auf die Änderungen in iOS, Safari und im App Store ein (Quelle: Apple).
Mit iOS 17.4: Alternative App-Store fürs iPhone in der EU
Erstmals wird Apple alternative App-Marktplätze für den Vertrieb von iOS-Apps zulassen müssen. Damit wird das sogenannte „Sideloading“ möglich sein, also die Installation von Apps abseits des App Stores. Apple wird hierfür mit dem Update neue Frameworks, APIs und Tools bereitstellen. Auch wird es Entwicklern zukünftig möglich sein, andere Browser-Engines als WebKit für Browser-Apps und Apps mit In-App-Browsing zu verwenden.
Geöffnet wird ferner die NFC-Technologie im iPhone. Banking- und Wallet-Apps können damit endlich eigene Dienste fürs kontaktlose Bezahlen auf dem iPhone etablieren, damit fällt auch das Monopol von Apple Pay auf dem iPhone.
Apple kann sich allerdings einen Seitenhieb auf die erzwungenen Maßnahmen nicht ganz verkneifen, Zitat: „Die neuen Optionen für Entwickler:innen von Apps in der EU schaffen zwangsläufig neue Risiken für Apple Nutzer:innen und ihre Geräte. Apple kann diese Risiken nicht eliminieren, aber im Rahmen der Vorgaben des DMA wird das Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um sie zu verringern.“
Diese Features von iOS 17 kennen wir schon:
Die erwähnten Schutzmaßnahmen beinhalten unter anderem eine Beglaubigung der Apps, ähnlich wie man es schon vom Mac kennt. Ferner müssen Marktplatz-Entwickler entsprechend von Apple autorisiert werden. Auch kann Apple in Zukunft verhindern, dass Apps gestartet werden, die nachweislich Malware beinhalten.
Dennoch gibt es weiterhin Risiken, die Apple wie folgt umschreibt: „Allerdings hat Apple weniger Möglichkeiten, gegen andere Risiken vorzugehen — wie beispielsweise Apps, die Betrug und Missbrauch beinhalten oder die Nutzer:innen unerlaubten, anstößigen oder schädlichen Inhalten aussetzen. Darüber hinaus können Apps, die andere Browser-Engines als Apples WebKit verwenden, das Nutzererlebnis negativ beeinflussen, einschließlich Auswirkungen auf die Systemleistung und die Batterielaufzeit.“
Lese-Tipp zum Thema:
Wer in iOS 17.4 oder höher Apples Webbrowser Safari das erste Mal öffnet, der wird zukünftig zudem dazu aufgefordert, einen Standardbrowser aus einer Liste von Optionen, sprich alternativen Apps auszuwählen.
Änderungen ergeben sich auch für den App Store und damit für alle Systeme einschließlich iOS, iPadOS, macOS, watchOS und tvOS. Im Fokus: Die Nutzung von alternativen Zahlungsdienstleistern (PSPs) für In-App-Käufe. Apple wird daran also zukünftig nicht mehr zwangsweise mitverdienen können.
Ganz wichtig: All diese umfassenden Änderungen betreffen allein die iPhone-Nutzer in den 27 EU-Mitgliedsländern, damit auch die in Deutschland. Im Rest der Welt ändert sich diesbezüglich für Anwenderinnen und Anwender aber nichts.
Weitere Neuerungen und ein mögliches Release-Datum
Darüber hinaus bringt iOS 17.4 noch weitere Neuerungen mit sich, eine kleine Auswahl der bisher bekannten Features:
- In Deutschland kann mit iOS 17.4 nun auch auf das „Hey“ verzichten werden, um den Sprachassistenten Siri zu rufen. Ein einfaches „Siri“ genügt.
- Apples Podcasts App wird ein Transkript zum Mitlesen erstellen können.
- Neue Emojis nach Unicode 15.1: Zahlreiche neue Symbole stehen zur Verfügung, beispielsweise fürs Kopfschütteln, Nicken, aber auch ein Pilz oder eine Limette.
Mit einem Release von iOS 17.4 kann und muss eigentlich noch vor dem 7. März 2024 gerechnet werden. Schließlich tritt dann der Digital Markets Act (DMA) der EU in Kraft und Apple wäre im Zugzwang. Ob Apple die Deadline tatsächlich schafft oder noch etwas Aufschub erhält, wird man sehen. Der Hersteller selbst spricht gegenwärtig allgemein von „im März“.