Die Deutsche Bahn rollt unaufhaltsam aufs Chaos zu. Verspätungen und Zugausfälle häufen sich. In den kommenden Jahren wird das Chaos weiter eskalieren. Jetzt gesteht der für die Infrastruktur zuständige Vorstand bei der DB: Es hat massive Versäumnisse gegeben.
Kaputt, alt, überfüllt: Deutsche Bahn am Limit
„So wie bisher geht es nicht weiter.“ Diese klare Negativ-Bilanz zieht Berthold Huber, Infrastruktur-Vorstand bei der Deutschen Bahn, über den aktuellen Zustand von Schienennetz und Zugverkehr. Den Grund fasst der Manager ebenso prägnant zusammen: „Zu voll, zu alt, zu kaputt“, so habe er die Bahn gegenüber dem zuständigen Bundesminister Volker Wissing beschrieben.
Es sind Worte und Zustände, die die wenigsten Bahnkunden in Deutschland noch überraschen dürften. Die Zahl der Verspätungen steigt immer weiter, klettert mit einer Regelmäßigkeit auf neue Höchststände. Auch Totalausfälle sind lange keine Seltenheit mehr. Er selbst habe den kritischen Zustand der DB-Infrastruktur noch bis 2020 unterschätzt, so Huber in einem Interview (Quelle: Süddeutsche Zeitung via heise online).
Das Corona-Virus verschaffte den überlasteten Strukturen dann eine Atempause. Zur völligen Überforderung sei dann aber die Rückkehr der Passagiere geworden. „Die Pünktlichkeiten nahmen rapide ab, immer mehr Anschlüsse wurden verpasst.“
Schon heute ist die Situation nicht mehr bloß angespannt, sondern längst darüber hinaus. Laut Huber fahre die DB „mehr als das Netz verkraftet.“ Im kommenden Jahr steht dann der erste wichtige Schritt an: die Generalsanierung zwischen Frankfurt am Main und Mannheim, die als meistbefahrene Strecke gilt. Nicht einen Tag ohne Störung im Ablauf habe es dort im laufenden Jahr gegeben.
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In den kommenden Jahren bis 2030 will die DB die Mammutaufgabe stemmen, das Schienennetz zu sanieren. Verschiedene Strecken werden teilweise über Monate gesperrt, wichtige Verbindungen oft ersatzlos gestrichen. In den kommenden Jahren wird die Fahrt mit der Deutschen Bahn so zur Geduldsprobe, denn insgesamt gilt es rund 4.200 km Schienennetz auf Vordermann zu bringen.
Zweifel daran, dass die Bahn dem gewachsen ist, gibt es einige. So hatten zuletzt Kartellexperten und Politiker gefordert, die Deutsche Bahn zu zerschlagen. Einen Sanierungsstau wie aktuell würde es nicht geben, wenn ein getrenntes Unternehmen für Ausbau und Erhalt der Infrastruktur zuständig wäre, so das Argument der Kritiker.