Die Deutsche Bahn ist lange nicht mehr so verlässlich wie Fahrgäste lange Jahre gewohnt waren. Im Sommer kann es gleich aus mehreren Gründen noch viel schlimmer werden. So warnt jetzt die Bahngewerkschaft EVG vor zunehmender Gefahr fürs Zugpersonal und droht damit, Verbindungen ausfallen zu lassen – wenn es sein muss auch während der Fußball-EM.
Deutsche Bahn und Co: Angestellte fürchten Übergriffe
Vom Zugbegleiter bis zu den Telefonisten fühlen sich Bahnbeschäftigte oft nicht sicher. Das geht aus einer Befragung der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) unter knapp 4.000 Personen hervor, die als Zugbegleiter, Service-Angestellte an Bahnhöfen oder im Telefon-Service von Bahngesellschaften arbeiten.
Der EVG zufolge sind allein im vergangenen Jahr 64 Prozent der Befragten körperlich oder verbal angegangen worden. In ihrem Berufsleben machen sogar ganze 82 Prozent Erfahrungen mit Beleidigungen oder körperlicher Gewalt. Insgesamt ist das Gefühl ihrer persönlichen Sicherheit bei 63 Prozent der Befragten in den letzten fünf Jahren stark gesunken. 36 Prozent geben an, sich während der Arbeit nicht sicher zu fühlen.
Für die Gewerkschaft ist das kein haltbarer Zustand. Seit der Corona-Pandemie und immer wiederkehrenden Diskussionen über die Maskenpflicht in Zügen sei die Situation für das Zugpersonal deutlich schlechter geworden. Eine Besserung habe es seitdem aber nicht wieder gegeben. „In der Gesellschaft verschieben sich die Grenzen. Ganze Gruppen benehmen sich zunehmend selbstherrlich“, meint EVG-Vorstand Kristian Loroch (Quelle: Tagesspiegel).
Die Deutsche Bahn könnte bei der Konkurrenz noch etwas lernen:
Das Gefühl der Unsicherheit kommt dabei nicht aus dem Nichts: Allein die Deutsche Bahn meldete 2023 über 3.100 Angriffe gegen DB-Mitarbeiter – und damit mehr als eine Verdoppelung seit 2014.
Von der Politik, aber auch von den Bahngesellschaften fordern Gewerkschafter jetzt dringende Änderungen: „Die Doppelbestreifung muss Standard werden“, so Loroch. Zugbegleiter dürften nicht mehr allein losgeschickt werden.
Druck vor EM: Gewerkschaft will zur Not Züge ausfallen lassen
Das gelte besonders für die anstehende Europameisterschaft in Deutschland, meint auch Ralf Damde, Betriebsratschef bei DB Regio. „Bevor unsere Leute angegriffen werden, verweigern wir Personaleinsatz bei offensichtlichen Gefährdungslagen“, macht er deutlich, wie ernst die Lage aus Sicht der Bahnangestellten ist.
Auch Loroch sieht der EM mit Sorge entgegen. Wenn keine Besserung in Sicht sei, „werden wir dafür sorgen, dass die Züge nicht fahren“. Als ersten Schritt will die Bahn Bodycams für ihr Personal einführen. Die würden einerseits abschrecken und andererseits bei Übergriffen die Beweislage verbessern.