Ein Balkonkraftwerk arbeitet eigentlich in einem geschlossenen Kreislauf und funktioniert auch nur auf bestimmte Weise: Produzierter Strom wird direkt verbraucht und der Überschuss an den Netzbetreiber verschenkt. Mit einem Solargenerator könnt ihr das umgehen. Ich habe das ausprobiert.
Balkonkraftwerk mit Akku ausstatten
Eine steckfertige Mini-Solaranlage ist eigentlich nicht dafür gedacht, um den produzierten Strom zu speichern. Das lässt sich im klassischen Sinne auch gar nicht ändern, denn nur so gibt es eine Zulassung vom Netzbetreiber. Doch es gibt einen Umweg, wie ihr den zu viel produzierten Strom nicht verschenkt. Dazu könnt ihr einen Akku nutzen, der als Solargenerator oder Powerstation bekannt ist. Das Balkonkraftwerk bleibt dabei unangetastet und verrichtet seine Arbeit wie bekannt. Ihr sorgt mit der Powerstation nur dafür, dass ihr den zu viel produzierten Strom abfangt und nicht verschenkt.
Ein Solargenerator kann nämlich auch ganz klassisch über eine Steckdose aufgeladen werden. Das Netzteil holt sich die Energie ganz einfach über eine beliebige Steckdose im Haushalt, die über das Balkonkraftwerk mit Energie versorgt wird. Im Idealfall produziert eure 600-Watt-Mini-Solaranlage also viel Energie, die ihr an anderer Stelle gar nicht verbraucht. Statt diese einzuspeisen und zu verschenken, könnt ihr sie ganz einfach mit der Powerstation abgreifen. Der Solargenerator ist dann nur ein zusätzlicher Verbraucher, den ihr mit Sonnenenergie füttert, statt diese dem Stromanbieter zu schenken.
Ein Selbstversuch
Ich hab das mit dem EcoFlow River 2 Pro ausprobiert. Durch die App und der dort vorhandenen Möglichkeit, die Ladegeschwindigkeit manuell festlegen zu können, ist das eigentlich ganz einfach. Ich hab einfach die Steckleiste, die eigentlich in der Wand an der Steckdose steckt, in den Solargenerator gesteckt. Den Solargenerator habe ich wiederum an die Steckdose gesteckt. Der PC, Monitor, Licht, Lautsprecher, Ladegerät und alles Mögliche laufen so über den Solargenerator.
Wenn mein Balkonkraftwerk mehr Energie produziert, als ich im gesamten Haushalt verbrauche, kann ich die überschüssige Energie im Akku des Solargenerators speichern, indem ich den Solargenerator über eine WLAN-Steckdose aktiviere. Einfach so in die Wand stecken funktioniert nicht, denn der lädt automatisch immer auf. Deswegen muss noch eine WLAN-Steckdose dazwischen. Über meine Energie-App vom Wechselrichter sehe ich, wie viel Strom mein Balkonkraftwerk produziert und kann in der EcoFlow-App einstellen, mit welcher Geschwindigkeit der Akku über die Steckdose geladen werden soll.
Das ist alles recht umständlich und es lässt sich nicht vermeiden, dass ich auch mal Strom aus dem Netz beziehe. Doch das ist kein Problem, denn das verbrauche ich ja nicht, sondern speichere es im Akku und kann die Energie wieder nutzen. So könnte ich mein Büro mit allen Verbrauchern im Grunde autark machen.
Das funktioniert nicht nur im kleinen Maßstab mit einem Balkonkraftwerk, sondern auch mit einer Solaranlage auf dem Dach, wenn ihr keinen Akku habt. Statt die Energie günstig zu verkaufen, könntet ihr zumindest einen Teil davon in einem Solargenerator zwischenspeichern und daraus nutzen.
Alle Informationen zum Balkonkraftwerk erhaltet ihr im Video:
Lohnt sich das überhaupt?
Mein Balkonkraftwerk produziert an sonnigen Tagen bis zu 3 kWh, die ich nicht komplett verbrauche, obwohl ich im Homeoffice arbeite und somit mein PC den ganzen Tag läuft. Auch der Kühlschrank und andere Verbraucher nutzen nicht die gesamte Energie und die Spülmaschine oder Waschmaschine laufen nur einmal in der Woche. Ich verschenke also regelmäßig Energie. Die könnte ich damit ohne großen Aufwand zwischenspeichern und zumindest im Büro aufbrauchen.
Laut meinen Aufzeichnungen habe ich in einem Jahr 141 kWh aus mein Balkonkraftwerk verschenkt. Das sind immerhin 42 Euro bei einem Strompreis von 30 Cent. Da der Strom immer teurer wird, dürfte das mit der Zeit immer mehr Wert werden. Speziell dafür würde ich mir keinen Solargenerator kaufen. Wenn ihr aber sowieso einen haben wollt, dann wäre das eine zusätzliche Einsatzmöglichkeit. Ich würde aber ein Modell mit mindestens 1 kWh, eher sogar 2 kWh, wählen.
Wieso der ganze Aufwand?
Für mich ist diese ganze Möglichkeit zum Zwischenspeichern des Stroms vom Balkonkraftwerk deswegen so spannend, weil viele Menschen sich einen Solargenerator gekauft haben, den sie vermutlich nur im Notfall verwenden wollen, also wenn es zu einem Blackout kommt. Dabei gibt es besonders in Kombination mit einem Balkonkraftwerk oder einem Solarmodul viel mehr Möglichkeit, Strom zu produzieren und diesen nicht kaufen zu müssen.
Für die oben beschriebene Lösung braucht es zwar etwas Kreativität und Arbeit, doch besonders im Sommer, wo die Solaranlage sehr viel Strom produziert, dürfte die Steuerung sehr leicht sein. Immerhin habe ich schon mit dem überflüssigen Strom Bitcoin geschürft und das hat auch funktioniert. Es ist also möglich, wenn der Solargenerator eine App hat und die Ladegeschwindigkeit gesteuert werden kann.
Ich würde mir trotzdem wünschen, dass es irgendwann ein System gibt, bei dem das Balkonkraftwerk und ein Solargenerator direkt kommunizieren können und alles automatisch läuft. Aber das ist in Deutschland mit der aktuellen Gesetzeslage für Balkonkraftwerke nicht machbar. Meine hier beschriebene Lösung ist der aktuell beste Weg.