Die USA haben es vorgemacht, die EU zieht nach: Strafzölle auf zu günstige E-Autos aus China können schon in Kürze erhoben werden. Betroffen sind bekannte chinesische Autobauer, die inzwischen auch in Deutschland ihre Pkw verkaufen. Deren E-Autos könnten dann einen kräftigen Preisaufschlag bekommen. Deutschlands Ablehnung hat nicht geholfen.
Update vom 4. Oktober 2024: Obwohl unser Bundeskanzler Olaf Scholz für Deutschland mit einem „Nein“ abstimmen ließ und damit ein Machtwort gesprochen hat, haben die EU-Staaten sich für Strafzölle auf E-Autos aus China ausgesprochen. Diese können bei bis zu 35,3 Prozent liegen (Quelle: t-online).
Wie viel höher die Preise für bestimmte Modelle werden, wird sich mit der Zeit zeigen müssen. Die Höhe der Strafzölle wird davon abhängen, wie gut die E-Auto-Bauer in China mitarbeiten. Es geht um Subventionen vom Staat, wodurch die E-Autos günstiger verkauft werden können.
Originalartikel vom 12. Juni 2024:
Seit Monaten untersucht die EU-Kommission mehrere chinesischer Hersteller, die ihre Autos – allen voran solche mit Elektroantrieb – nach Europa bringen. Der Vorwurf: Durch massive Subventionierung des chinesischen Staats können die Stromer in Europa zu Dumpingpreisen angeboten werden und machen dadurch europäischen Herstellern das Geschäft kaputt.
EU setzt Daumenschrauben an: Strafzölle auf China-Stromer bis zu 38,1 Prozent
Jetzt ist man zu einem Ergebnis gekommen. Die EU will ab dem 4. Juli Strafzölle auf Elektroautos aus China erheben. Die Höhe variiert dabei. Während in den USA 100 Prozent Preisaufschlag als Zoll gezahlt werden müssen, liegt der Satz für den europäischen Markt im Höchstfall bei 38,1 Prozent (Quelle: t-online).
Das ist deutlich weniger, würde aber wahrscheinlich trotzdem einen heftigen Preisaufschlag bedeuten. Ein Beispiel: Bei aktuell Kosten von rund 40.000 Euro und dem höchsten Zollsatz von 38,1 Prozent könnte ein Strafzoll von bis zu 15.240 Euro fällig werden. Sollte ein Autobauer diesen Zoll vollständig über den Kaufpreis an die Kunden weiterreichen, macht das aus dem 40.000-Euro-Stromer mal eben ein E-Auto für 55.240 Euro.
Betroffen sind von den Strafzöllen zunächst die Hersteller, die die EU-Kommission von Anfang an im Visier hatte: BYD, Geely und SAIC. BYD ist der größte Hersteller von E-Autos weltweit und schon mit einer ganzen Reihe an Modellen in Europa am Markt. Der Zollaufschlag für BYDs Elektroautos soll 17,4 Prozent betragen. Geely-Marken, die in China gebaut werden, müssen Zoll in Höhe von 20 Prozent zahlen. SAIC hingegen bekommt mit 38,1 Prozent den Höchstsatz verpasst.
Für andere Hersteller will die EU einen gewichteten Durchschnittszoll vergeben. Der liegt laut Informationen des Spiegel bei 21 Prozent. Den erhalten aber nur Autobauer, die sich für Untersuchungen durch die EU öffnen. Wer nicht mitspielt, kassiert den Höchstsatz. Derzeit werden auf Elektroautos aus China Zölle in Höhe von 10 Prozent erhoben.
So zumindest lautet der Plan, den die EU jetzt vorgestellt hat. Ob er auch so in Kraft tritt, ist noch offen. Der Mitteilung der EU-Kommission zufolge sollen die Strafzölle nur erhoben werden, wenn sich keine andere Lösung mit China finden lässt. Der 4. Juli ist dabei nicht das letzte Datum, bis zu dem alles geklärt sein muss. Der Tag soll aber notfalls auch rückwirkend als Berechnungsgrundlage für Zölle gelten, wenn China und EU sich nicht einigen können.
Ohne chinesische Modelle wird der Preiskampf zugunsten des Verbrenners ausfallen:
Alleingang der EU? Autobauer wollen keine Hilfe durch Zölle
In der Autoindustrie findet sich wenig Unterstützung für die Strafzölle. Sowohl Mercedes als auch Stellantis hatten für einen offenen Umgang mit der Konkurrenz plädiert. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz stellte sich zuletzt gegen den Zoll-Plan. In weiten Teilen der deutschen Wirtschaft hingegen soll der Weg der EU Unterstützung finden, wie eine aktuelle Umfrage ergeben hat.
China will die Maßnahmen der EU genau beobachten. Dem chinesischen Handelsministerium zufolge werde man gegebenenfalls nötige Schritte ergreifen, um chinesische Unternehmen zu schützen.