Die Xbox Series X ist inzwischen seit einigen Monaten fester Bestandteil meines Alltags. Eigentlich hatte ich dem Gaming bereits den Rücken zugekehrt, aber Microsofts Next-Gen-Konsole hat meine Spieleleidenschaft wieder aufflammen lassen. Kaufen werde ich mir die neue Xbox aber trotzdem nicht – und das hat mit einem hausgemachten Problem zu tun. Ein Langzeit-Erfahrungsbericht von Kaan Gürayer.
Zwischen der 5. und 6. Konsolengeneration ist es passiert: Irgendwann nahm ich den Controller einfach nicht mehr in die Hand. Vielleicht hatte ich mich satt-gespielt, überwog das Interesse an anderen Hobbys oder es lag an den zeitraubenden Beziehungs-Stolperfallen, in die jeder Anfang-20-Jährige so tritt. Wer weiß das schon.
Die Gaming-Welt hat sich komplett verändert
Ungefähr 2013 wollte ich wieder mit dem Zocken anfangen. Mit PlayStation 4 und Co. stand schließlich eine neue Konsolengeneration vor der Tür. Zu meiner eigenen Überraschung stand ich aber vor einer komplett anderen Gaming-Welt. Alles war kompliziert und nervig geworden: Vor jedem Spiel gab es plötzlich Updates, man wurde zu elendig langen Tutorials gezwungen, Mikrotransaktionen zogen einem das Geld aus der Tasche und Spiele waren nicht mehr Spiele, sondern sind zu interaktiven Filmen geworden.
Löbliche Ausnahme bildete noch Nintendo, aber die Japaner kochen ja ohnehin seit jeher ihr eigenes Süppchen.
Entsprechend skeptisch war ich, als die neue Konsolengeneration vorgestellt wurde. Die Trends, die mir das Gaming verleidet haben, waren ja immer noch vorhanden – und sind teilweise sogar schlimmer geworden, Stichwort: Mikrotransaktionen. Nach einigen Monaten mit der Xbox Series X bin ich aber positiv überrascht. Microsofts Next-Gen-Konsole hat wieder den Gamer in mir erweckt, zumindest ein bisschen. Das liegt nicht an einem herausragenden Feature, sondern aus der Kombination aus mehreren. Das Ganze ist hier tatsächlich mehr als die Summe seiner Teile.
Rasanter Spielewechsel dank SSD und Quick Resume
So kann ich dank flinker SSD und Quick Resume schnurstracks zwischen mehreren Spielen hin- und herwechseln – ein Gottesgeschenk für jemanden wie mich, der schnell die Lust an einem Game verliert und oft nie länger als 15 bis 20 Minuten mit einem Spiel verbringt.
Das setzt natürlich voraus, dass man „all digital“ geht und keine Spiele auf physischen Medien kauft. Diesen Schritt habe ich bislang immer gemieden, da ich die Befürchtung hatte, irgendwann mit leeren Händen dazustehen – ein Service kann schließlich immer dichtgemacht werden, Anbieter sind keine Wohlfahrtsunternehmen. Die Furcht ist zwar noch immer vorhanden, ich denke aber (okay, es ist mehr eine Hoffnung), dass man bei Microsoft von allen drei großen Konsolenherstellern auf der sichersten Seite steht. Die Redmonder gehören zu den wertvollsten Unternehmen der Welt und haben eine lange Geschichte im Support ihrer Dienste.
Alles, was ihr über die Xbox Series X/S wissen müsst:
Abwärtskompatibilität & Game Pass bilden ein rundes Gesamtpaket
Womit wir bei den Spielen wären: Mit der Abwärtskompatibilität, die teilweise bis zur originalen Xbox aus dem Jahr 2001 zurückgeht, können weder Sony noch Nintendo mithalten. Dank regelmäßiger Sales im Xbox Store kann ich so auch Games zocken, die zu ihrem Release an mir vorbeigegangen sind. Tatsächlich stammen die meisten Spiele, die ich aktuell auf der Xbox Series X habe, aus der Generation der Xbox 360 und Xbox One. Weiterer Pluspunkt: Viele ältere Spiele hat Microsoft mit dem FPS-Boost noch etwas „aufgehübscht“, vollkommen gratis.
Das Sahnehäubchen ist natürlich der Game Pass, den auch ich abonniert habe. Für kleines Geld (beginnt bei 9,99 Euro monatlich) hat man Zugriff auf über 100 Spiele, die man kostenlos herunterladen und spielen kann. Die Auswahl ist bunt gemischt und reicht von aktuellen AAA-Titeln bis hin zu Klassikern. Alle aktuellen First-Party-Titel von Microsoft wie etwa Halo Infinite oder Forza 5 sind ebenfalls mit von der Partie. Ein ziemlich guter Deal, der dafür sorgt, dass man bei Spielen auch experimentierfreudiger wird – schließlich verliert man bei Nichtgefallen nicht gleich 60 oder 70 Euro. So habe ich zum Beispiel mal „Hellblade: Senua’s Sacrifice“ ausprobiert. Ohne Game Pass hätte ich wohl nie Geld dafür ausgegeben, da mich solche Spiele bislang eher nicht interessiert haben.
Was mir sonst noch zur Xbox Series X aufgefallen ist:
- Schickes Design: Sehr dezent und minimalistisch, fügt sich überall gut ein. Die PlayStation 5 finde ich hingegen richtig hässlich. Mit dieser Meinung stehe ich in der Redaktion auch nicht alleine.
- Leise: Die Xbox Series X ist kaum zu hören. Kein Vergleich zum Düsenjet meiner alten PS4.
- Controller: Griffig, liegt wirklich sehr gut in der Hand.
- Grafik: Die 4K-Grafik ist beeindruckend und kommt auf meinem OLED-Fernseher von LG auch richtig gut zur Geltung. Ein Kaufgrund alleine ist das für mich aber nicht.
- Menüführung: Insgesamt ist das Menü bei der Xbox Series X logisch und nachvollziehbar aufgebaut. Hin und wieder kommt man aber an Stellen, die unnötig kompliziert sind und mehrerer Schritte benötigen – etwa beim Aufruf der reduzierten Spiele im Xbox Store. Hier sollte Microsoft nachbessern.
- Blu-Ray-Player: Nachbessern sollte Microsoft auch bei der Steuerung des Blu-Ray-Players – zumindest über den Controller. Der ist unnötig kompliziert und es fehlen Beschriftungen bei den On-Screen-Schaltflächen.
Xbox Series S im Langzeit-Erfahrungsbericht: Mein Fazit
„Kaufen oder nicht kaufen?“, das ist die alles entscheidende Frage. Die Xbox Series X ist ein schönes Stück Technik, das mir mit schnellem Spiele-Wechsel, Abwärtskompatibilität und dem Game Pass wieder Lust aufs Zocken gemacht hat. Da ich aber alles auf die digitale Karte setze, mir die bestmögliche Grafik nicht sonderlich wichtig ist und ich (zumindest aktuell) eher Spiele der letzten oder vorletzten Generation zocke, ist meine Entscheidung klar: es wird die Xbox Series S!
Die „kleine“ Microsoft-Konsole bietet alles, was mir wichtig ist, ist im Straßenpreis mittlerweile mehr als 200 Euro günstiger (bei Amazon ansehen) und vor allem ist sie auch eins: erhältlich. Die Series X hingegen ist – leider – noch immer Mangelware.
Trotzdem ziehe ich meinen Hut vor Microsoft: Die Xbox Series X ist richtig klasse geworden. Wer viel Wert auf 4K-Grafik legt, insbesondere aktuelle AAA-Spiele zockt (die ja viel mehr Speicherplatz belegen) und sich noch nicht ganz von der Freiheit des Disklaufwerks trennen möchte, findet in der Series X eine ausgezeichnete Next-Gen-Konsole.