Wir haben Der Herr der Ringe: Gollum bei Daedalic Entertainment anspielen dürfen. In unserer Vorschau erzählen wir euch, wie gut sich der berüchtigte Herr-der-Ringe-Charakter spielt – und was sich an Gollum so besonders anfühlt.
Der Herr der Ringe: Gollum vom deutschen Entwickler Daedalic Entertainment wird nicht das Blockbuster-RPG im Herr-der-Ringe-Universum werden, das sich viele Fans wünschen. Doch das sollte es auch nie sein: Gollum erzählt die intime Geschichte des vielleicht interessantesten Charakters in Der Herr der Ringe; ein Hobbit, der völlig dem Ring verfallen ist und immer wieder an die Grenzen des Wahnsinns driftet.
Als Nebencharakter in Der Herr der Ringe bewegt sich Gollum stets zwischen Gut und Böse. Und genau das macht ihn in meinen Augen zu einem faszinierenden Protagonisten. Die gute Nachricht: Daedalic scheint sich darauf zu konzentrieren, seine Geschichte richtig zu erzählen.
Schaut in den Trailer zu Der Herr der Ringe: Gollum:
In Der Herr der Ringe: Gollum scheint viel Liebe zu stecken
Entwickler Daedalic ist ja bereits für seine Story-Spiele bekannt, wie etwa die Deponia-Reihe, die The-Whispered-World-Reihe oder auch The Long Journey Home. Da ist es nicht sehr überraschend, dass mir beim Anspielen von Gollum besonders eines aufgefallen ist: Die Geschichte der untypischen Hauptfigur, die weit entfernt von einem strahlenden Helden durch orkische und elbische Hallen kriecht, leise vor sich hin murmelnd.
Gollum als Protagonist ist eine faszinierende Wahl, wie ich finde. Noch dazu möchte Daedalic sich wirklich darauf konzentrieren, die wahre Geschichte von Gollum zu erzählen – also jene, die auch J.R.R. Tolkien erzählt hätte. Dabei helfen dem Entwickler seit geraumer Zeit auch Tolkien-Spezialisten, die das Leben und Werk der Fantasy-Ikone studiert haben.
Die beinahe dissoziative Persönlichkeit von Gollum ist ein Standpfeiler des Spiels: Ihr werdet immer wieder zwischen den beiden Seiten – Gollum und Sméagol – entscheiden können, was sich direkt auf die Handlung und euren Charakter auswirkt. Wird euer Gollum von Wahnsinn und Hass zerfressen sein oder gebt ihr der Kreatur die Chance, als Sméagol zu agieren?
Trotzdem hat mich das Gameplay nicht vom Hocker gehauen
Aber wie spielt sich Gollum denn nun? In den Abschnitten, die ich ausprobieren durfte, konzentrierte sich das Gameplay auf einfache Schleich- und Platforming-Aktionen. Gollum ist kein Kämpfer, weshalb es an sich die richtige Entscheidung ist, ihn nicht mit Rüstung und Schwert herumlaufen zu lassen. Dennoch sind Stealth sowie Klettern und Springen recht einfach gehalten und bringen keine interessanten Neuerungen: Ihr versteckt euch in Büschen, beobachtet Gegner, sammelt und werft Steine und versucht, nicht gesehen zu werden.
Wenn ihr nicht gerade über eine Map voller Gegner schleichen müsst, konzentriert sich Gollum auf Klettern und Springen: Felsvorsprünge sind farbig markiert und zeigen euch – wie schon oft gesehen – an, wo euer Ziel beim Springen liegt. Während des Anspielens hat sich das für mich öfter frustrierend angefühlt, da Sprünge gar nicht so einfach waren und der Sturz jedes Mal mit dem Tod endete.
Insgesamt wirkte das Gameplay weder originell noch befriedigend. Zudem stellt sich die Frage, wieso überhaupt überall auf der Map diese kleinen Tunnel oder Klettervorsprünge sind. Sie sind einfach sehr günstig platziert und erinnern einen daran, dass sie mehr für das Spiel und die Optik da sind, als dass sie zur Welt zu gehören. Eine Herangehensweise à la Zelda wäre da sicher um einiges spaßiger und authentischer gewesen.
Während die Grafik zwar nicht an Next-Gen herankommt und eher einen comichaften Charakter hat, verleiht sie der Welt von Gollum einen gewissen Charme. Allerdings sollte einem klar sein, dass Der Herr der Ringe: Gollum eben kein hyperrealistisches Spiel ist, sondern vom Stil her eher an PS3-Games erinnert. Was absolut in Ordnung ist, solange man keinen Blockbuster erwartet, sondern das Spiel eines kleineren Entwicklerstudios erkennt.
Fazit nach dem Anspielen: Viel Liebe für Story und Charaktere, wenig Spielraum im Gameplay
Mein erster Eindruck ist zwiegespalten: Gerade in Sachen Lore, Charaktere und Story scheint jede Menge Leidenschaft in Der Herr der Ringe: Gollum zu stecken. Allein aufgrund der Wahl des faszinierenden Hauptcharakters würde ich nur zu gern mehr von diesem Spiel sehen. Ob ich es allerdings persönlich spielen möchte, ist da schon eine schwierigere Frage: Ich bin kein großer Fan von Stealth- und Platforming-Spielen, doch selbst ich habe die gezeigten Mechaniken in Gollum schon etliche Male in anderen Games erlebt.
Eine originellere Herangehensweise an das Gameplay oder schlicht eine komplexere Stealth-Mechanik würde dem Spiel womöglich guttun. Je nachdem, ob einzig Stealth-Fans hier Spaß haben sollen oder eine breitere Masse angesprochen werden möchte. Momentan bin ich mir nicht sicher, wer allein um des Gameplay willens Gollum genießen wird. Vielleicht kann die Spielmechanik aber auch in den Hintergrund treten, falls die Story und Charaktere derart fantastisch herausstechen werden, wie ich es hoffe.
Der Herr der Ringe: Gollum wird voraussichtlich 2023 auf PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, PC und auf der Nintendo Switch erscheinen.