Am DB Navigator kommt praktisch niemand vorbei, wenn es um Bahnreisen in Deutschland geht. Die App findet sich auf Millionen von Smartphones, bietet praktischen Überblick über Fahrtzeiten und vor allem den integrierten Kauf von Tickets für die Züge der Deutschen Bahn. Doch genau da liegt das Problem.
Kritik an Deutscher Bahn: DB Navigator soll Ticketkauf für alle ermöglichen
Die Deutsche Bahn soll ihren DB Navigator öffnen und dort nicht mehr nur Verbindungen konkurrierender Anbieter anzeigen. Stattdessen soll die Bahn wie für ihre eigenen Züge in der App auch Tickets für fremde Verbindungen verkaufen. Das fordert aktuell das junge Zug-Start-up European Sleeper (ES).
Der Anbieter für Nachtverbindungen über Ländergrenzen hinweg will sich dafür an das Bundeskartellamt wenden. Denn die Bahn weigere sich bisher, den Vertrieb von Fahrkarten zu übernehmen. Die Gesetzeslage dafür ist allerdings klar: Die DB ist verpflichtet, auch andere Verbindungen anzuzeigen – und tut genau das. Informationen über deren Preise anzuzeigen oder gar den Verkauf zu übernehmen, gehört nicht dazu.
„Es wäre überhaupt kein technischer Aufwand, auch unsere Fahrten auf den digitalen Plattformen der Bahn anzubieten“, meint Elmer van Buuren, Mitgründer von ES, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (via Reisereporter).
„Im Fall des European Sleeper werden die Verbindungen selbstverständlich angezeigt. Eine Vertriebskooperation ist aktuell nicht geplant“, heißt es hingegen von der DB auf Anfrage der dpa.
ES sei nach eigenen Angaben aber auf Vertriebsmöglichkeiten wie die der DB angewiesen. „Dass die Bahn sich weigert, unsere Tickets zu verkaufen, bedroht langfristig unser Bestehen. Wir sind ein junges Unternehmen. Wir brauchen jeden Ticketverkauf, um weiterzumachen“, so van Buuren weiter.
Für Reisen ist Google Maps oft unverzichtbar:
Konkurrenz schießt gegen DB: Kommt es zur App-Öffnung?
Ob es an der DB liegen sollte, dieses Problem zu lösen, ist fraglich. ES plant, in der Frage in den kommenden Wochen das Bundeskartellamt einzuschalten, um die Marktsituation und die Haltung der Bahn prüfen zu lassen. Weil die Bahn in Bundeshand sei und über die eigene App den Zugang für andere Anbieter erschwere, solle man sich öffnen. Ähnlich argumentiert auch der Bahn-Konkurrent Flix mit seinen Fernbussen und Zügen seit einiger Zeit.
Für Kunden könnte der DB Navigator so zur Allzweckwaffe auf dem Smartphone werden. Statt über Umwege Preise zu vergleichen, könnte von der Verbindungssuche bis zum Ticketkauf alles in einer App vereint werden, auch über Unternehmensgrenzen hinweg. Ob es dazu kommt, ist allerdings fraglich.