Die Deutsche Bahn fährt auf einem Schienennetz, das mehr schlecht als recht noch funktioniert. Die Probleme sind seit Jahren bekannt, nicht nur bei genervten Passagieren, sondern auch der Bahn selbst. In einem aktuellen Bericht stellt die DB – mal wieder – fest, wie übel der Zustand wirklich ist. Besserung ist bestenfalls in weiter Ferne in Sicht.
Deutsche Bahn: Schienennetz kommt gar nicht gut weg
Die Deutsche Bahn geht hart mit sich selbst ins Gericht. Und das ist auch bitter nötig: In einem aktuellen Bericht zum Zustand des Schienennetzes vergibt die Infrastruktursparte der DB mit Namen InfraGo jetzt gerade noch die Note „befriedigend“ für das eigene Geschäft.
In Zahlen erhält das Schienennetz eine 3,03, angelehnt als Schulnotensystem. Die Bahn schreibt auch von einem „mittelmäßigen“ Zustand. Es ist eine weitere Verschlechterung. Im Vorjahr gab die DB sich noch selbst eine 3,01, verpasste demnach – zumindest in den eigenen, gnädigen Augen – nur knapp ein „gut“.
Aus den Details wird klar: Das Bahnnetz leistet heutzutage noch gerade das absolute Minimum. Alle Anlagen der Infrastruktur seien „stand-, betriebs- und verkehrssicher“ (Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland). Die Sicherheit ist also gewährleistet. Das wird man wohl noch erwarten dürfen. Ein Grund zum Jubeln ist das nicht, weiß auch die Bahn selbst:
Jedoch liegen vor allem pünktlichkeitsrelevante Anlagen wie Weichen, Bahnübergänge und Stellwerke im hochbelasteten Netz nur im Notenbereich mittelmäßig bis mangelhaft.
So kommen die Stellwerke im Bericht mit einer 4,02 fast eine ganze Note schlechter weg als der Netzdurchschnitt. „Zu viele unserer Stellwerke sind reif fürs Museum. Die Politik muss den Schalter umlegen und die Digitalisierung der Stellwerke zügig vorantreiben“, meint Infrastrukturchef Dirk Flege.
Der DB Navigator ist die wichtigste App der Deutschen Bahn – und wird für Kunden noch viel wichtiger:
Über 100 Milliarden Euro, um DB ansatzweise auf Vordermann zu bringen
Der Handlungsbedarf wird auch mit Zahlen versehen: Mehr als 92 Milliarden Euro soll es kosten, allein die Anlagen zu ersetzen, die mit Note 4 („schlecht“) oder noch schlechter bewertet werden. Dazu kommen noch einmal 17,6 Milliarden Euro, um die Bahnhöfe auf Vordermann zu bringen. Deren Zustand taucht im aktuellen Bericht erstmals auf – und fällt gleich mit der Note 3,09 negativ auf.
Mit der Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim soll im Sommer die erste große Sanierungsaktion im deutschen Schienennetz starten. Fünf Monate lang sind Arbeiten unter Vollsperrung der wichtigen Strecke geplant. Über die nächsten Jahre will die DB große Teile des Netzes wieder flott machen.