E-Bikes gehörten in den letzten Jahren zu den Trendprodukten schlechthin. Nachdem der Markt zunächst gesättigt scheint und Absatzschwierigkeiten immer deutlicher werden, verabschiedet sich nun auch noch ein bekannter Anbieter sogenannter Smart-Bikes mit einem furiosen Bankrott. Was lernen wir daraus? Das Thema der aktuellen Ausgabe der Wochenend-Kolumne von GIGA.
Zu Corona-Zeiten entdeckten nicht nur die Deutschen eine neue Leidenschaft. Fahrradfahren wurde durch E-Bikes wieder hip und gefühlt jeder musste einen solchen elektrifizierten Drahtesel haben. Bei Fahrradhändlern und Herstellern machte sich Goldgräberstimmung breit, schließlich war das Angebot geringer als die Nachfrage. Rabatte? Fehlanzeige! Jetzt folgt das große Erwachen, Preise sinken und Hersteller geraten ins Straucheln.
Schon verwunderlich, dass damals ausgerechnet smarte E-Bikes mit App-Anbindung von neuen Start-ups relativ günstig zu haben waren. Die setzten und setzen allein auf Direktvertrieb und teils auch exklusive Komponenten in Eigenregie.
Erster großer Hersteller von smarten E-Bikes am Ende
Mit „VanMoof“ scheidet der wohl bekannteste Anbieter aus dem Club der smarten E-Bikes jetzt aus. Die Insolvenz trifft nicht nur Kunden, die noch auf ihre bereits bezahlte Ware warten, auch Bestandskunden sehen sich nun mit allerlei Problemen konfrontiert.
Nicht wenige dieser Schwierigkeiten stehen nicht zuletzt im Zusammenhang mit der speziellen Ausrichtung des niederländischen Herstellers. Ohne Smartphone geht nämlich nichts. Dumm nur, wenn es die Server hinter der App nicht mehr gibt. Konkurrent Cowboy aus Belgien springt ein und sorgt zumindest dafür, dass die Nutzerinnen und Nutzer ihre E-Bikes noch entsperren und fortbewegen können.
Im letzten Jahr plante VanMoof noch für die Zukunft, die gibt es so jetzt nicht mehr:
Was aber, wenn das eigene VanMoof mal repariert werden muss? Nachdem, was man hört, ein nicht allzu seltener Zustand. Der bankrotte Hersteller wollte alles selber machen. Standardkomponenten für Schaltung, Bremsen und Co. sucht man vergebens. Der nette Fahrradhändler um die Ecke wird da oftmals nur mit den Schultern zucken und nicht mehr helfen können.
Apropos: Die Begeisterung bei Fahrradhändlern wird sich wohl eh in Grenzen halten. Schließlich wurden die von VanMoof bewusst übergangen. Man hätte ja sonst noch etwas von der knappen Marge abgeben müssen, wenn die Händler an Verkauf und Wartung partizipiert hätten.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Worauf Käufer jetzt achten sollten
Alles im allen eine bedauerliche Situation für Kundinnen und Kunden, die nun im Regen stehen gelassen werden. Immerhin können wir daraus etwas lernen. Mitbewerbern wie die schon benannten von Cowboy dürften die Schlussfolgerungen aber gar nicht schmecken, setzen die doch auf eine vergleichbare Strategie, wenngleich man beteuert, gegenwärtig profitabel unterwegs zu sein.
Doch für mich liegt jetzt auf der Hand:
- Gesunde Skepsis gegenüber Direktvertrieb. Besser ihr habt einen Ansprechpartner vor Ort und somit greifbar in der Nähe.
- Hände weg von „smarten“ Bikes, die keine Standardkomponenten mehr verwenden.
- Niemals in Vorkasse gehen und sich unbegründet mit langen Lieferzeiten abspeisen lassen.
Kurzum: Unterstützt den lokalen Fahrradhändler vor Ort. Dies gilt übrigens auch für die Hersteller dieser smarten E-Bikes, die bisher glauben, im alleinigen Direktvertrieb ihr Glück zu finden. Kunden und Hersteller profitieren am Ende beide von einem breiten Händlernetz. Nur so wird echter Mehrwert geschaffen und Investitionssicherheit gewährleistet.