Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. LG Mobile hat den Stecker gezogen und stellt sein Smartphone-Geschäft ein. Das hat der südkoreanische Hersteller offiziell bestätigt. Ich blicke auf zwei LG-Smartphones zurück, die mich begeistert haben und erkläre wieso LG danach nur noch enttäuschen konnte.
Nexus 4: Ein Android-Juwel, das von LG und Google gebaut wurde
Das Nexus 4 war das erste LG-Handy, das mich sofort begeistert hat und das ich unbedingt haben wollte. Der südkoreanische Konzern hat mit Google einen echten Preis-Leistungs-Kracher geschaffen. Kein Handy mehr für Entwickler, das man nur in den USA bekommen kann, sondern ein 299-Euro-Smartphone, das sich jeder leisten und bestellen konnte. Da die Stückzahl so gering war, war das Handy damals so schwer zu bekommen wie heute die PS5. Schon vor neun Jahren haben Scalper das Nexus 4 bestellt und zu überteuerten Preisen bei eBay verkauft. Es ändert sich halt nichts, nur das Gerät, das jeder unbedingt sofort haben möchte.
Wieso hat mich das Nexus 4 so begeistert? In erster Linie natürlich wegen des Preises. 299 Euro waren damals für so ein Gerät eine echte Ansage. Vergleichbar mit dem, was OnePlus zu Beginn gemacht hat. Ein High-End-Smartphone zum Mittelklasse-Preis verkaufen, das sich auf das Wesentliche fokussiert. Weder Google, LG noch OnePlus haben diese Philosophie beibehalten.
LG G2 war der Zeit voraus
Nur ein Jahr später hat der Hersteller mit dem LG G2 wieder zugeschlagen. Dieses Mal nicht mit Google zusammen, sondern unter eigenem Namen. Im Bereich des Displays, der Kamera und Akkulaufzeit hat LG damals neue Maßstäbe gesetzt. Was heute selbstverständlich ist, wie eine optische Bildstabilisierung, ein tolles Display und eine sehr lange Laufzeit, war bis dahin in einem einzigen Gerät nicht zu bekommen. Zudem war der Preis mit damals 499 Euro im Vergleich zur Konkurrenz extrem gut. Auch da hatte ich zugeschlagen und das Handy direkt nach dem Kauf bei MediaMarkt auf Facebook geteilt. Als wäre es gestern gewesen:
Vom LG G2 gab es mit dem LG G Flex auch noch eine Version, die ein gebogenes Display besessen hat. Der Kunststoff auf der Rückseite hatte im Übrigen eine selbstheilende Eigenschaft. Sind Kratzer reingekommen, konnte man diese mit etwas Wärme verschwinden lassen. Eine unglaubliche Funktion für damalige Zeiten.
Der letzte Versuch von LG noch etwas Besonderes zu machen:
Was ist danach mit LG passiert?
Ich musste neun und acht Jahre in die Vergangenheit gehen, um zwei LG-Smartphones zu nennen, die mich wirklich begeistert haben. Allein daran sieht man schon, dass LG danach ordentlich nachgelassen hat. Besonders ärgerlich ist, dass die Hardware oft gar nicht so schlecht war, die Software hat nur dauernd für Probleme gesorgt. LG hat das nie so wirklich in den Griff bekommen. Vor einigen Jahren hat man dann begonnen, die deutschen Kunden mit abgespeckten Versionen abzuspeisen. So etwas geht nicht, wenn die Konkurrenz richtig reinhaut und den Markt erobert. Dass man auch spät in den Markt einsteigen und alles erreichen kann, hat Huawei eindrucksvoll bewiesen. Nichts ist verloren, wenn man es richtig macht.
Ich persönlich finde es wirklich schade, dass mit LG ein so innovativer Handy-Hersteller vom Markt verschwindet, der ja heute noch Displays für das iPhone liefert, aber das Geschäft mit Smartphones nie so wirklich verstanden hat. Was bleibt nun also? Man zieht sich zurück, will aber noch einige Android-12-Updates ausliefern. Wir zweifeln, dass das wirklich passiert. Die Update-Politik von LG war in den letzten Jahren sehr schlecht.
Hinweis: Die in diesem Artikel geäußerten Meinungen stellen ausschließlich die Ansichten des Autors dar und sind nicht notwendigerweise Standpunkt der gesamten GIGA-Redaktion.