Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ müssen massenweise Kündigungen einstecken. Für die wachsende Streaming-Krise gibt es mehrere gute Gründe, aber bislang wenig Lösungsbereitschaft.
Ein Kommentar von Gregor Elsholz
Ein neuer Bericht des Magazins Wall Street Journal zeigt, dass es Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ immer schwieriger fällt, bestehende Abonnenten an sich zu binden. Dem Artikel zufolge haben 25 Prozent aller Streaming-Abonnenten in den USA in den letzten zwei Jahren mindestens drei Anbietern gekündigt. Bei der letzten Erhebung vor zwei Jahren belief sich diese Zahl noch auf 15 Prozent. (Quelle: WallStreetJournal)
Dieser rasante Anstieg der abspringenden Kunden zeigt anschaulich, wie sich die Streaming-Branche in den letzten Jahren entwickelt hat. Versprechen wurden gebrochen, der Lack ist ab und für die gravierenden Probleme gibt es mehrere Ursachen.
Netflix, Disney+ und Amazon: Alle Dienste werden teurer
Im letzten Jahr sind so ziemlich alle Streaming-Dienste teurer geworden – entweder durch das strategische Entfernen der günstigsten Abo-Level oder durch klassisches Drehen an der Preisschraube. Die aktuellen Kosten, die bei vielen sicherlich in Zukunft noch weiter steigen werden, sind für die meisten Zuschauer bereits jetzt schlicht nicht mehr tragbar. Somit müssen harte Entscheidungen getroffen werden.
In manchen Fällen haben Anbieter eine günstigere Einstiegsstufe eingeführt, allerdings müssen Nutzer nun mit nerviger Werbung leben. Im Fall von Amazon Prime Video dagegen wird Werbung im Februar 2024 zum Zwang – wer keine Lust darauf hat, muss dem viertgrößten Unternehmen der Welt zusätzlich zu den bisherigen Gebühren noch 3 Euro pro Monat zuschießen oder aber eben die Reißleine ziehen. Kein Wunder, dass Abonnenten in diesem Kontext wenig positive Bindung zu den Streaming-Diensten verspüren.
Paramount+, Apple TV+, Crunchyroll und mehr: Es gibt zu viele Anbieter
Selbst wenn die Preise der Anbieter konstant geblieben wären, gäbe es mittlerweile schlicht zu viele Dienste, die in einer weltweit angespannten Finanzlage miteinander konkurrieren. Auch die größten Fans von Bildschirmunterhaltung könnten sich das Angebot von Netflix, Disney+, Amazon Prime Video, WOW, Paramount+, Apple TV+, Paramount+, DAZN und Crunchyroll parallel einfach nicht leisten.
Vor ein paar Jahren war einer der Pluspunkte vom Streamen, dass es einfach war – simpel zu überblicken und zu bedienen. Mittlerweile fühlt sich das Navigieren des Wusts an unterschiedlichen Plattformen mit ständig wechselnden Bibliotheken ungefähr so übersichtlich an, als würde man in einem schwerelosen Spiegelkabinett unentwegt Purzelbäume schlagen.
In unserem Video zeigen wir euch, wie ihr beim Streamen sparen könnt:
Streaming-Flops: Qualität hat sich nicht verbessert
Angesichts der steigenden Preise könnten Kunden zumindest erwarten, dass sie für ihr Geld entsprechende Qualität geboten bekommen – dies ist aber nicht der Fall. Streaming-Anbieter verlangen zwar durch die Bank weg mehr Geld, haben dafür aber immer noch die gleichen Schwächen vorzuweisen. Noch immer lassen sich zum Beispiel gnadenlose Absetzungen von Serien kritisieren, die um ein zufriedenstellendes Ende betrogen wurden, weil sie das Mainstream-Publikum nicht erreicht haben. Auch lassen die Bibliotheken hinsichtlich älterer Filme in der Regel weiterhin stark zu wünschen übrig.
Natürlich argumentieren Netflix und Co. dann gerne, wie teuer die Produktion ihrer eigenen Projekte ist – doch die exorbitanten Kosten von grotesken Rohrkrepierern wie Rebel Moon, Citadel und Secret Invasion auf die Zuschauer umzulegen, wirkt auch beim wiederholten Hinschauen schlicht nicht fair. Stattdessen fühlt es sich wie der Anfang vom Ende einer Ära an.