Im Gegensatz zur Konkurrenz von Netflix und Amazon Prime Video überzeugte Disney+ bisher mit einem starken Alleinstellungsmerkmal. Mit einem Schlag gibt der Micky-Maus-Konzern dieses aber jetzt auf und riskiert damit die Zukunft des eigenen Streaming-Service – das Vertrauen ist verspielt. Reden wir mal drüber in der aktuellen Ausgabe der Wochenend-Kolumne.
Wer Netflix und Amazon Prime Video abonniert hat, kennt die Vorgehensweise. Viele Filme und Serien verbleiben nur für einen begrenzten Zeitraum im Angebot der Streaming-Anbieter. Von Zeit zu Zeit verschwinden Inhalte und neue werden hinzugefügt.
Disney+ überrumpelt Kunden: Zig Serien und Filme nicht mehr verfügbar
Bei Disney+ war dies bisher größtenteils anders: Einmal bei Disney+, immer bei Disney+. Nun stellt sich diese Annahme jedoch als bitterer Trugschluss heraus und der Streaming-Dienst des amerikanischen Anbieters entfernt gegenwärtig gleich mal weltweit zig verschiedene Titel – auch wir berichteten.
Bedauerlich, aber halt nicht zu ändern, oder? Der richtige Ärger sitzt jedoch an einer anderen Stelle. Viele der Serien und Filme, die bei Disney+ jetzt rausfliegen, sind Eigenproduktionen. Über die hat Disney eigentlich das Verfügungsrecht. Beispielsweise die Serie „Willow“, die erst Anfang des Jahres gezeigt wurde und leider keine 2. Staffel bekommt. Oder auch die sehenswerte Dokumentation „The World According to Jeff Goldblum“. Alles astreine Disney+-Originale.
Wer konnte oder wollte damit rechnen, dass diese aus dem Portfolio von Disney+ kurzerhand gestrichen werden?
Immerhin gibt es auch den einen oder anderen lange erwarteten Neuzugang, wie beispielsweise die Indiana-Jones-Reihe:
Beunruhigend ist vor allem die Ungewissheit, in der Disney seine Kundschaft zurücklässt. Eine Vorwarnung wie bei Netflix oder Amazon über die eigene App und Webseite gibt es nicht. Nutzerinnen und Nutzer werden demnach eiskalt erwischt.
Auch ist nicht klar, was mit den Filmen und Serien passiert. Werden die anderswo lizenziert oder aber landen die im dunklen Archiv unter Verschluss, bis Disney sich eines fernen Tages herablässt und irgendwann in der Zukunft diese aus dem Kerker befreit?
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Vertrauen verspielt, Kunden verloren?
Niemand weiß dies. Offen gesprochen verliert Disney+ damit nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern opfert gleich vollumfänglich das gesamte Kundenvertrauen.
Echte Eigenproduktionen sind bekanntlich meist „sicher“, dies gilt für Netflix wie auch für Amazon Prime Video. Letzterer verschiebt diese zwar hin und wieder mal ins werbefinanzierte Angebot von Amazon Freevee, doch sind diese dann noch immer zu sehen und werden nicht grundsätzlich verbannt.
Meine Meinung: Bei diesem rigorosen Geschäftsgebaren muss ich mir gut überlegen, ob ich mein derzeitiges Jahresabo demnächst verlängere oder aber einfach kündige. Geschaut wird dann maximal noch monatsweise à la Netflix. Der Vertrauensvorschuss ist jetzt nämlich aufgebraucht.
In dem Sinne: Gute Nacht, meine Freunde der Maus. Hoffentlich wacht ihr bald auf und überdenkt noch mal die letzte Entscheidung.