Ein E-Auto ist eine teure Anschaffung. Eine Binsenweisheit, die sich rund um die Welt jedoch gerade wandelt. Mit Stellantis-Chef Carlos Tavares rechnet jetzt die Nummer Eins eines der großen europäischen Hersteller ab. Für deutsche Autobauer wird es richtig hart.
Stellantis-Chef: Europas Autobauer müssen sich bewehren
Stellantis-Chef Carlos Tavares rechnet mit harten Zeiten für die europäische Autoindustrie. Die alteingesessenen Hersteller müssten sich wandeln und die Herausforderungen der Konkurrenz annehmen, die mit günstigen Autos nicht nur in China und den USA überzeugen. „Es gibt nur einen Weg, das Problem zu lösen. Wir müssen den Wettbewerb akzeptieren“, so Tavares am Rande des Bochumer Car Symposiums (Quelle: Spiegel).
Andernfalls würden in Zukunft alle E-Autos für unter 25.000 Euro Kaufpreis von außerhalb des Kontinents kommen, statt vor Ort gebaut zu werden. Bisher gibt es praktisch keine Modelle zu einem so geringen Preis von den etablierten Herstellern. Gerade chinesische Marken könnten – und wollen – mit ihren günstigen Produkten aber auf den europäischen Märkten Fuß fassen.
China-Hersteller können günstig – aber haben auch ein neues Selbstvertrauen, das höhere Preise erlaubt:
Den Druck günstiger Konkurrenz würde bei E-Autos selbst Tesla längst zu spüren bekommen, meint Tavares: „Elon ist in meiner Welt angekommen.“ Ähnlich wie Ford-Chef Jim Farley sieht er die massiven Preissenkungen des Weltmarktführers als klares Zeichen dafür. Dadurch würde Tesla aber den Druck an den Teil der Branche weitergeben, der mit geringeren Margen weniger Spielraum für attraktive Angebote hat.
In Folge von Teslas Preissenkungen ist längst ein Preiskampf ausgebrochen. Viele europäische Hersteller schieben ihren Einstieg aber noch auf: „Es wird eine spannende Schlacht werden“, meint der Stellantis-Chef.
Fiat, Opel, Citroen: Woher noch Luft für Preissenkungen nehmen?
Tavares ist in der Branche als kühler Rechner bekannt. An der Spitze des noch jungen Stellantis-Konzerns hat er einige Marken vereint, die bereits seit längerem in schwierigen Fahrwasser unterwegs waren – und mit ihnen erfolgreich wieder Geld verdient. Aus Deutschland ist Opel bei Stellantis mit an Bord.
Die Frage stellt sich allerdings, auf welcher Seite Tavares Stellantis nun sieht: Hat der Konzern das Sparpotenzial in den letzten Jahren ausgeschöpft oder kann er noch mehr herausholen, jetzt wo Tesla und die chinesischen Hersteller der internationalen Konkurrenz die Daumenschrauben ansetzen?