China und der Westen leisten sich ein Wettrennen um die besseren E-Autos. Wer das Rennen macht, ist eigentlich bis zum Ende offen. Doch jetzt zeigen chinesische Hersteller wieder einmal, dass der Ball auf ihrer Seite liegt. Während die Stromer aus Fernost los sprinten, scheint Europa am Start noch mit angezogener Handbremse zu stehen.
Was braucht ein E-Auto, um Kunden, Kritiker und vor allem Käufer zu überzeugen? Die Antworten auf diese Frage dürften so vielfältig sein, wie die Menschen, die versuchen, sie zu beantworten. Doch einige Dinge muss ein Stromer einfach mitbringen.
So dürfte bei vielen Autofahrerinnen und -fahrern die elektrische Reichweite weit vorne landen, wenn wir nach den wichtigsten Aspekten bei einem E-Auto fragen. Auch der Preis wird für viele Kunden ausschlaggebend sein. So weit, so klar. Wenn es das ist, worauf es bei Elektroautos wirklich ankommt, haben viele alteingesessene Hersteller – und auch die großen deutschen Marken – heute keine allzu guten Karten.
Werfen wir einen Blick auf drei Beispiele aus China, wird auch klar, warum:
BYD Seagull greift mit unvorstellbarem Preis an
Der erfolgreichste E-Autobauer aus China arbeitet daran, sein günstigstes Modell nach Europa zu bringen. Der Seagull wird umgerechnet für nur knapp über 10.000 Euro im Heimatland verkauft. Ganz so günstig dürfte es hierzulande nicht werden. Eher könnte sich der Seagull 20.000 Euro annähern – aber von unten. VW, Renault und Stellantis kommen eher von oben in Richtung 20.000 Euro für ein E-Auto – wenn überhaupt.
Ein vollwertiges E-Auto im Sinne eines ID.3 oder eines Tesla dürft ihr auch für diesen Preis aber nicht erwarten. Stattdessen dürfte sich der BYD Seagull in Europa eher an Kunden richten, die sich schon für den Up von VW und vergleichbare City-Flitzer begeistern können. Als Kleinststromer für den Stadtverkehr oder kürzere Strecken über Land könnten andere Hersteller hier durchaus einen ernsthaften Konkurrenten aus China kommen sehen.
Atto 3: BYD trumpft mit E-SUV auf
Der BYD Atto 3 trifft die richtige Mischung: Ein E-SUV, das viele Kunden anspricht, und gleichzeitig ein Preis, der massentauglich ist. Im Gegensatz zum Seagull müssen wir beim Atto 3 auch nicht mehr spekulieren, ob dieses Modell es wirklich bis nach Europa schafft. Denn er ist längst da – und zwar mit einem Ausrufezeichen.
Die Konkurrenz aus China ist bei E-Autos besonders stark:
Im Juli 2023 wurde der Atto 3 das erfolgreichste E-Auto bei den Neuzulassungen in Schweden. Dort ist man zwar noch nicht ganz so scharf auf E-Autos wie bei den norwegischen Nachbarn. Trotzdem stehen Stromer bei den Skandinaviern generell hoch im Kurs. Wenn da ein noch neuer Name schon kurz nach dem Marktstart 2022 sowohl VW und Tesla als auch Volvo mit Heimvorteil überholen kann, macht das Eindruck.
Der Juli-Sieg für BYD ist zwar nur eine Momentaufnahme, kann sich aber definitiv sehen lassen.
MG4 Electric: Mehr Reichweite für ID.3-Konkurrent
Der MG4 Electric rüstet auf und stellt mit neuer Reichweite harte Anforderungen ans Vorbild von VW. Im Vereinigten Königreich stattet die ehemals britische Marke das E-Auto in einer neuen Version mit größerer Batterie aus. 77 kWh Kapazität sollen dann für stolze 520 km nach WLTP-Standard ausreichen (Quelle: Ecomento).
Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, das Deutschlandticket für 49 Euro in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität sonst so getan?
Das bedeutet auch einen Preisaufschlag. Die Version Extended Range wird in Großbritannien umgerechnet rund 42.200 Euro kosten. Damit schließt der MG4 fast zum VW ID.3 auf, der mit gleichstarker Batterie derzeit auf 559 km WLTP-Reichweite kommt. Allerdings ist der Startpreis nochmal über 3.000 Euro höher – und mal aus persönlicher Sicht betrachtet: Der MG4 Electric ist einfach das weitaus schönere Auto.
Hyundai zeigt: Nicht nur China weiß bei E-Autos, wo's langgeht
Ein Lichtblick für die europäischen Hersteller könnte sein, dass in Zukunft die Effizienz eine große Rolle spielt. Dabei sind die seit Jahrzehnten bekannten Hersteller nicht von Vornherein abgeschlagen.
Zumindest auf dem Papier hat nämlich Mercedes mit seinem Konzeptfahrzeug EQXX hier die Krone auf. Der Super-Stromer ist zwar nicht für die Serienproduktion vorgesehen. Aber als Technikträger zeigt er, was Mercedes kann.
Ausruhen kann man sich damit freilich weder bei Mercedes noch in Deutschland. Denn unter den Serienfahrzeugen spielt Hyundai mit seinem Ioniq 6 in Sachen Effizienz derzeit die erste Geige. Der ADAC hat die im Windkanal auf Top-Performance getrimmte Elektro-Limousine als das E-Auto identifiziert, das derzeit den geringsten Verbrauch hat.
Zwar untersuchen die Profis beim Eco-Test des ADAC nicht alle Modelle am Markt. Trotzdem dürfte es derzeit keinen anderen Stromer geben, der im realen Alltagsbetrieb an das junge Aushängeschild der Südkoreaner rankommt.