Wer sich heute ein E-Auto zulegt, zahlt in den meisten Fällen drauf. In einigen Jahren könnte es anders aussehen – oder aber Verbrenner bleiben noch auf lange Zeit die günstigere Alternative. Wir werfen einen Blick darauf, wie die Chancen für die Rivalen im Rennen um erschwingliche Mobilität stehen.
Für die Umwelt mögen E-Autos die bessere Alternative sein. Fürs Konto sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Wer heute auf ein Elektroauto umsteigen will, muss dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen als für ein vergleichbares Modell mit Verbrennungsmotor.
Autokauf in Deutschland: Teuer-Zeiten noch nicht vorbei?
Im Durchschnitt zahlen Autokäufer schon im vergangenen Jahr höhere Preise als je zuvor: 18.800 Euro wurden 2022 durchschnittlich für einen Gebrauchten fällig. Währenddessen kletterte der Neuwagenpreis im Schnitt auf stolze. 42.790 Euro. Da ist es kein Wunder, dass schon heute die Hälfte der Deutschen fürchtet, sich ein eigenes Auto bald nicht mehr leisten zu können – ob nun als Verbrenner oder mit Elektroantrieb.
Mit der Zeit aber können Stromer-Fahrer dafür mit geringeren Kosten rechnen. Etwa bei der Versicherung: Einem aktuellen Vergleich zufolge kostet der Versicherungsschutz für Elektroautos bis zu einem Viertel weniger pro Jahr als bei Verbrennern. Das hat das Vergleichsportal Verivox herausgefunden.
Doch das ist wohl nur eine Momentaufnahme, während die Versicherungsanbieter einen Fuß in die Tür des noch vergleichsweise jungen Markts bekommen. Vor allem durch die teure und im Schadensfall bei einigen Modellen schwer prüfbare Batterie dürften die Versicherungsprämien für Stromer in Zukunft eher steigen.
Für teurere E-Autos könnte außerdem eine Vorschrift sorgen, die im Rahmen von Euro 7 eingeführt werden soll. Denn E-Autos sollen in Zukunft strengen Vorgaben über die Langlebigkeit der Akkus genügen. Eigentlich gut, denn damit sorgt die EU dafür, dass Hersteller ihre Angaben einhalten müssen und Elektroautos bauen, die ein langes Fahrzeugleben haben werden.
Doch andererseits müssen dann noch leistungsfähigere Batterien verbaut werden. Leider passt es aus unternehmerischer Sicht nicht zusammen, hohe Ansprüche an Qualität zu stellen und gleichzeitig auf niedrige Preise zu spekulieren. Soll heißen: Mit der Akku-Garantie – geplant sind 70 Prozent der Ursprungskapazität noch nach acht Jahren oder 160.000 km – droht das Aus für den erschwinglichen Kompakt-Stromer. Wohlmöglich sogar, bevor es ihn wirklich gegeben hat.
Kostenvorteil bei E-Autos? Rechnung ohne Umweltbonus gemacht
Trotz all dieser Nachteile kommt das Fraunhofer-Institut zu dem Ergebnis, dass E-Autos auf lange Zeit gerechnet den Preisvorteil auf ihrer Seite haben. Bis ihr profitiert, dauert es aber wegen des höheren Kaufpreises von E-Autos einige Zeit. Einige E-Autos der Mittelklasse können der Analyse zufolge schon nach nur drei Jahren durch finanzielle Vorteile und niedrigere Stromkosten den höheren Kaufpreis wieder wettmachen.
Dazu kommt noch ein Problem: Die Kostenvorteile liegen in erster Linie an den Zuschüssen, die E-Auto-Fahrer sich derzeit sichern können. Wenn die wegfallen – und das werden sie – dauert es viel länger, bis sich der Umstieg rentiert. Bei kleineren Stromern könnte der Kostenvorteil sogar komplett verpuffen.
Das Rennen um den günstigeren Antrieb ist noch immer offen:
Beim Rennen um den Thron günstiger Elektroautos müssen die traditionellen Hersteller sich aber wohl ziemlich anstrengen. Das hat zumindest eine Analyse der Schweizer Finanzexperten von UBS ergeben. Demnach haben VW und Co. derzeit schlechte Chancen, ihre Stellung zu behaupten. Das Duell um die Vorherrschaft bei erschwinglichen Elektroautos wird der Ansicht der Schweizer zufolge eher zwischen Tesla und dem chinesischen Hersteller BYD ausgefochten.
Ein perfektes Beispiel für die Schwierigkeiten, die auf europäische Hersteller zukommen, hat in dieser Woche übrigens das chinesisch-amerikanische Joint Venture SAIC-GM-Wuling gebracht: Deren Modell Bin Guo macht richtig was her, bringt eine für den extrem günstigen Preis starke Reichweite mit und startet in China für umgerechnet nur rund 8.000 Euro.
Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, ein Nachfolger für das 9-Euro-Ticket in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität so getan?
Auch für den europäischen Markt würde dieser Stromer taugen, nur würde er hier wohl doch noch etwas teurer verkauft. Trotzdem hat der China-Stromer das Potenzial allen Konkurrenten zu zeigen, dass E-Autos eben doch nicht teurer sein müssen als Verbrenner. Zwar planen auch europäische Hersteller wie VW oder Citroën mit günstigen E-Autos, doch die Vorstellungen, welche Preisschilder günstig sind und welche nicht, gehen dabei offensichtlich weit auseinander.
E-Autos werden Kostenfrage für sich entscheiden – irgendwann
Mit Sicherheit lässt sich die Frage, welcher Antrieb in den kommenden Jahren der günstigere sein wird, also noch nicht beantworten. Gerade jetzt wird schließlich an allen Enden an Stellschrauben gedreht. Viele sollen der E-Mobilität zum endgültigen Durchbruch verhelfen. Andere Akteure wollen den Verbrenner und seine wirtschaftlichen Vorzüge erhalten.
Nur eines lässt sich mit einiger Sicherheit prognostizieren: Trotz der Ausnahmeregelung für E-Fuels ist der Verbrenner angezählt. Selbst wenn der Preiskampf sich durch künftige Marktverwerfungen noch bis 2035 hinziehen sollte, gehört dem Elektroantrieb die Zukunft. Allerspätestens dann werden Verbrennungsmotoren sehr viel seltener – und damit immer teurer.
Wenn ich also wetten müsste, ich würde auf die Elektroautos als Preissieger setzen – auch wenn es danach bisher noch nicht wirklich aussieht.