E-Fuels oder nicht E-Fuels? Über diese Frage streitet sich die EU mit einigen Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland. Verkehrsminister Wissing will, dass E-Fuels in Zukunft Verbrennern eine zweite Chance ermöglichen. Doch Expertinnen schlagen Alarm: Für sie sind E-Fuels eine Sackgasse.
Klare Ansage gegen E-Fuels: Expertinnen warnen Hersteller
„Die europäische Autoindustrie läuft Gefahr, bei Elektroautos gegenüber chinesischen Konkurrenten an Boden zu verlieren. Und die Gefahr ist ernst“, warnen die Mobilitätsexpertinnen Julia Poliscanova und Friederike Piper von Transport & Environment (T&E) (Quelle: Tagesspiegel via Elektroauto-News). Der Dachverband vertritt Nichtregierungsorganisationen aus Europa, die sich für nachhaltigen Verkehr im Einklang mit Klima- und Umweltschutz einsetzen.
Stein des Anstoßes ist für die Expertinnen die anhaltende Uneinigkeit zum Einsatz von synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, in der EU. Die FDP, allen voran Parteichef Christian Lindner und Bundesverkehrsminister Volker Wissing, will dafür sorgen, dass die EU sich nicht ausschließlich auf Elektroautos festlegt.
Stattdessen sollen Verbrenner nach dem eigentlich entschiedenen Aus ab 2035 weiter zugelassen werden können. Allerdings nur, wenn sie mit emissionsfreien Kraftstoffen betankt werden. Das Problem: Die gibt es zumindest bisher nicht. Die Industrie zweifele sogar daran, dass 100-prozentige Emissionsfreiheit über den gesamten Herstellungs- und Lieferprozess möglich sei, heißt es in einer Untersuchung der Expertinnen. Genau das fordert aber die EU für eine Ausnahme.
Die chinesische Auto-Konkurrenz schläft nicht:
Wissings Gegenvorschlag: 70 Prozent müssten reichen. Den Berechnungen von Poliscanova und Piper zufolge würden Verbrenner, die mit E-Fuels betrieben werden, 2035 immer noch 61 Gramm CO₂ pro gefahrenen Kilometer ausstoßen. Emissionen aus der Herstellung werden hier mit eingerechnet. Elektroautos hingegen würden auf 13 Gramm CO₂-Äquivalent aus der Produktion kommen, hat das Handelsblatt errechnet.
Dazu kommt der schlechtere Wirkungsgrad der E-Fuels: Nur rund 13 Prozent der für die Herstellung aufgewendeten Energie stehen letztlich einem Verbrenner zum Fahren zur Verfügung. E-Autos hingegen würden 69 Prozent nutzen.
Piper und Poliscanova kritisieren:
Es wird Deutschland teuer zu stehen kommen, wenn wir uns weiter dem E-Fuels-Märchen hingeben. Wir riskieren, weitere fünf Jahre mit Debatten zu verlieren, ob das Ausstiegsdatum aus dem Verbrenner 2035 richtig ist, während amerikanische und asiatische Konkurrenten den elektrischen Massenmarkt nicht nur in Europa, sondern weltweit erobern.
Kein Vorsprung mehr: China und Tesla bauen bessere Stromer
Deutsche Hersteller und die Politik müssten den Irrweg aufgeben und sich stattdessen darauf konzentrieren, den Vorsprung von Tesla, BYD und Co. aufzuholen. Deren Erfolg liege „nicht an unfairen Praktiken oder laxen Umweltstandards außerhalb Europas. Es liegt daran, dass chinesische Hersteller bessere Batterien, bessere Software und bessere Infotainment-Systeme produzieren und damit bei Autofahrern punkten“, zitiert der Tagesspiegel.