Wer Arcade-Rennspiele mag, dürfte mit der Forza-Horizon-Reihe vertraut sein. Bald steht mit The Crew Motorfest ein Herausforderer in den Startlöchern. Im inoffiziellen dritten Teil geht es nach Hawaii. Doch ist Ubisofts neuer Racer nur eine schnöde eine Forza-Kopie oder ein eigenständiges Erlebnis?
Hier bedient sich The Crew Motorfest bei seinem Rivalen
Während der Vorgänger The Crew 2 diesen Monat die Xbox erobert hat, steht The Crew Motorfest kurz vor der Veröffentlichung. Ab Mitte September könnt ihr solo oder mit drei Mitspielern die Hawaii-Insel O’ahu mit Fahrzeugen, Booten und Flugzeugen unsicher machen.
Damit es für die Rennen eine Rahmenhandlung gibt, hat sich Entwickler Ivory Tower von Forza Horizon inspirieren lassen: Es dreht sich alles um das Motorfest. Ein Event mit spektakulären Rennen, DJ-Live-Musik und gehypten Zuschauern.
Dazu gesellen sich eine beeindruckende Landschaft, über 600 Fahrzeuge und Fremdscham-Monologe. Alles ähnlich wie bei Forza.
Das heißt nicht, dass The Crew Motorfest schlecht ist. Nur eben nicht komplett eigenständig. Und hier liegt eine verpasste Chance. Anstatt etwas Neues zu kreieren, kopieren die Entwickler in diesem Bereich die Konkurrenz.
So viel Abwechslung bieten Spielwelt und Renn-Events
Neue Eindrücke liefert euch die geschickt gewählte Location Hawaii: am Strand eine im Meer versinkende Sonne, ein matschiger Pfad durch dschungelartige Wälder oder eine Stadt bei Nacht. Im Foto-Modus sieht all das malerisch schön aus.
Grafisch lässt die gestreamte Preview-Version jedoch noch keinerlei Rückschlüsse auf die finale 4K-Auflösung zu. Stand jetzt: Es sieht gut aus, ist aber nicht Klassenbester.
Abwechslungsreich geht es auch bei allen Rennserien zu. Diese heißen Playlists, haben alle ein festes Thema und beinhalten sechs bis zehn Events. Bei Electric Odyssey nehmen nur E-Autos teil, bei Vintage Garage fahrt ihr Oldtimer ohne Fahrhilfen oder Lachgas-Einspritzung und die Porsche-911-Playlist ist selbsterklärend.
Ihr fahrt aber nicht jedes Mal einen Rundkurs oder eine Strecke von A nach B ab. Mal darf euer Auto keinen Schaden nehmen, dann müsst ihr eine Route abfahren, bei der euch eingeblendete Fotos den Weg weisen oder ihr tretet in einem Rallye-Event gegen die Bestzeit an. Alles nichts weltbewegend Neues, aber Altbewährtes mit angenehmen Detail-Innovationen.
Im Vorgänger gab es noch mehr Rennen
Zwischen den Rennen könnt ihr mit einem Flugzeug euer nächstes Ziel anfliegen oder ein Speedboot nutzen. Der Wechsel funktioniert wie gewohnt ohne Ladezeiten.
Bis jetzt gibt es aber keine dedizierten Boot- oder Flugzeug-Rennen, die im Vorgänger zum Standard-Repertoire gehörten. Es ist fraglich, ob sie bis zum Release den Weg ins Spiel finden.
Dafür sind nun Feasts enthalten. Das sind Mini-Herausforderungen in der offenen Spielwelt. Schlagt den Geschwindigkeitsrekord an Blitzern, fahrt Slalom in Bestzeit oder flüchtet vor einem Verfolger-Auto. Das ähnelt erneut ganz stark Forza Horizon.
Damit es euch auf Dauer nicht langweilig ist, gibt es die neue Main Stage. Dahinter verbergen sich Monat für Monat und Woche für Woche viele Events, in denen ihr Erfahrungspunkte sammelt und im Level aufsteigt. In anderen Worten: ein Battle Pass.
Beeindruckend auf den Ohren, aber unfertig am Controller
Der Spielspaß speist sich erneut aus den abwechslungsreichen Rennen und Herausforderungen. Dazu wehen euch authentische und brachiale Motorensounds entgegen, sowie neun Radiostationen, die jeden Musikgeschmack abdecken.
Frei von Schwächen des Vorgängers ist aber auch The Crew Motorfest nicht. Nach wie vor steuern sich die Autos schwammig, die Lenkwinkel in Kurven sind zu gering und allgemein weisen Straßenautos zu wenig Grip auf. Das kann besonders bei Rallye-Stages das Event doppelt herausfordernd machen.
Ein letzter Kritikpunkt ist die künstliche Intelligenz der Gegner. Generell ist das Spiel auf dem dritten von fünf Schwierigkeitsgraden fordernd und gleichzeitig fair, aber nicht gut ausbalanciert. Ähnliche Events spielen sich auf demselben Schwierigkeitsgrad unterschiedlich schwer. Und der Gummiband-Effekt ist leider omnipräsent.
The Crew Motorfest erscheint am 11. September (Vorabzugang) bzw. 14. September 2023 (Standard-Version) für PC, PS5, PS4, Xbox Series X|S und Xbox One.
In den Vorgänger habe ich über 70 Stunden investiert und ich freue mich bereits auf The Crew Motorfest. Dort bekomme ich das, was ich erwarte. Aber eben leider nicht mehr. Dieses verschenkte Potenzial schmerzt.
Ich hätte mich umso mehr gefreut, wenn die Entwickler die Steuerung verbessert hätten, die ganze Rahmenhandlung nicht einfach bei Forza Horizon kopieren und sich hier und da etwas Neues einfallen hätten lassen.
Stand jetzt hat Ubisoft erneut einen spaßigen Arcade-Racer für bis zu vier Spieler erschaffen. Auch wenn ich befürchte, dass es zumindest zum Release keine Flugzeug- oder Boot-Rennen geben wird.