Der Balkonkraftwerk-Skandal um Deye-Wechselrichter, denen ein eigentlich vorgeschriebenes Relais fehlt, zieht weitere Kreise. Immer mehr Experten melden sich zu Wort und verraten, dass die Probleme mit den Microwechselrichtern aus China wohl schon länger bekannt waren. Wie gefährlich das Fehlen des Relais wirklich ist, wird nun noch einmal im Detail erklärt.
Experte: Deye-Wechselrichter sind sicher
In den letzten Tagen wurde bekannt, dass bei Microwechselrichtern von der Firma Deye, die extrem beliebt sind, ein sicherheitsrelevantes Bauteil fehlt. In Deutschland ist laut VDE-Norm festgelegt, dass Wechselrichter für Balkonkraftwerke mehrere Schutzmechanismen besitzen müssen. Eines davon ist ein Relais, das dafür sorgt, dass beim Herausziehen des Steckers aus der Steckdose kein Strom mehr fliest. Genau das fehlt bei den Deye-Wechselrichtern. Das chinesische Unternehmen verlässt sich nur auf eine elektronische Trennung.
Letztere funktioniert zuverlässig und es sind bisher auch keine Fälle bekannt, in denen der Schutzmechanismus versagt hat. Marc vom YouTube-Kanal Marc testet hat auf dem Kanal Money for Future ein sehr aufschlussreiches Video veröffentlicht, in dem der Fall genau erklärt wird. Er arbeitet mit vielen Herstellern in dem Bereich zusammen und steht sowohl mit der Bundesnetzagentur als auch mit dem Hersteller Deye in Verbindung.
Laut ihm geht keine Gefahr von Deye-Wechselrichtern aus, selbst wenn ihnen das in Deutschland vorgeschriebene Relais fehlt. Entsprechend empfiehlt er, dass die Wechselrichter auch weiter genutzt und nicht zu Elektroschrott werden. Untersuchungen von ihm und Kollegen haben gezeigt, dass die Wechselrichter sicher abschalten.
Das komplette Video könnt ihr hier anschauen:
Was sagen Deye und die Bundesnetzagentur dazu?
Gegenüber heise haben sich sowohl die Bundesnetzagentur als auch der chinesische Hersteller Deye geäußert. Letzterer meint, dass es in den kommenden Tagen eine Erklärung dazu geben wird. Man stehe mit der Bundesnetzagentur in Verbindung, „um alle regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen“ (Quelle: heise).
Die Bundesnetzagentur deutet zumindest an, dass die Wechselrichter möglicherweise nicht mehr genutzt werden dürfen: „Nach Anwendungsregel VDE-AR-N 4105 Kap. 6.4.1. ist bei einer Inbetriebsetzung einer Erzeugungsanlage beispielsweise ein Auslösetest des Kuppelschalters vorzunehmen. Bei einem festgestellten Defekt des Kuppelschalters darf eine Erzeugungsanlage nicht einspeisen und darf nicht wieder einschalten.“ Dieser ist in Deye-Wechselrichtern gar nicht vorhanden.
Es wäre also möglich, dass ein Netzbetreiber einen entsprechenden Deye-Wechselrichter ohne Relais ablehnt und ihr diesen auch nicht in Betrieb nehmen dürft, selbst wenn kein Sicherheitsrisiko besteht. Laut aktuellen Informationen greift aber bisher noch kein Netzbetreiber durch und die Bundesnetzagentur hat auch noch kein direktes Verbot ausgesprochen. Ob es dazu kommt, werden die nächsten Tage zeigen.