Das Auto ist der Deutschen liebstes Fortbewegungsmittel. Doch einfach so hinters Steuer setzen und losfahren ist nicht drin. Vorher muss der Führerschein her – und da hapert es gerade gewaltig. Noch nie zuvor wurden so viele Prüfungen abgelegt – und noch nie zuvor war das so dringend nötig.
Achtung, Autofahrer: Fahrschüler schneiden bei Prüfungen so schlecht ab wie nie
Der TÜV-Verband zeichnet ein desaströses Bild von Deutschlands Fahrnachwuchs. Noch nie zuvor sind so viele Fahrschüler durch die theoretische Prüfung gerasselt wie heute. Den aktuellen Zahlen des TÜV zufolge fliegt fast jeder zweite Prüfling beim ersten Anlauf durch die Theorie für den Führerschein Klasse B (Pkw) – und danach wird es noch schlimmer.
Denn wer glaubt, im zweiten Anlauf müsste die Theorie langsam sitzen – oder zumindest der Druck groß genug sein, um sich ordentlich vorzubereiten, irrt gewaltig: „Mehrfaches Scheitern ist eher die Regel als die Ausnahme“, erklärt der Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband Richard Goebelt. Während im ersten Anlauf fast die Hälfte scheitert, fallen bei der ersten Wiederholungsprüfung ganze 54 Prozent in der Theorie durch – über alle Fahrzeugklassen hinweg.
Kein Wunder, dass bei solchen Zahlen auch Betrugsversuche immer häufiger werden:
Auch bei der praktischen Prüfung läuft es schlecht, wenn auch nicht ganz so übel. Rund 40 Prozent fallen in der Praxis beim zweiten Versuch durch, während es im ersten Anlauf etwa 30 Prozent sind, die die eigentliche Fahrprüfung nicht bestehen. Auch hier sieht es bei den Prüfungen für einen Klasse-B-Schein schlechter aus: 42 Prozent rasseln durch ihre erste Praktische.
Auch weil viele Fahrschüler mehrfach zur Prüfung antreten müssen, wurde 2023 mehr geprüft als je zuvor. Fast 2 Millionen theoretische Prüfungen wurden abgehalten. Dazu kamen rund 1,77 Millionen Prüfungsfahrten. Beide Werte übertreffen damit die aus den Vorjahren deutlich. Laut TÜV-Verband sind satte 37 Prozent aller Theorieprüfungen inzwischen ein Zweitversuch (Quelle: Welt).
Führerschein fast nicht zu meistern: Wer lernt überhaupt noch fahren?
Der TÜV schiebt den schwarzen Peter in erster Linie den Fahrschulen zu. Sie müssten dafür sorgen, dass Prüflinge ausreichend vorbereitet sind – und auch von einer Prüfung abraten, wenn das nicht der Fall ist. „Für die Fahrschüler sind nicht bestandene Prüfungen eine enorme Belastung – finanziell und mental“, so Goebelt.
Ohne Lappen braucht ihr auf eine Elektro-Schönheit wie Skodas Epiq gar nicht erst hoffen:
Tatsächlich ist der Führerschein heute so teuer wie nie: 3.070 Euro kostete es 2023 im Durchschnitt, bis Fahrschülerinnen und -schüler den Lappen endlich in Händen hielten. Mit mehreren Prüfungsanläufen geht es schnell in Richtung 4.000 Euro.
Neben den Fahrschulen sieht der TÜV auch die Familien und Schulen in der Pflicht. Die Verkehrserziehung müsse gestärkt werden, auch weil der Straßenverkehr immer komplexer werde.