Weniger Papier und weniger Bürokratie: Der gelbe Schein, den Arbeitnehmer bei einer Krankmeldung vorlegen müssen, soll bald abgeschafft werden. Stattdessen wird auf eine digitale Lösung gesetzt – doch die Wirtschaft kritisiert das Vorhaben.
Ohne gelben Schein: Krankmeldung digital
Wer kennt es nicht: Man ist krank, schleppt sich zum Arzt und bekommt am Ende einen gelben Schein in die Hand gedrückt. Dieser wird dem Chef vorgelegt und auch die Krankenkasse wird benachrichtigt. Trotz Smartphone und Internet hat sich daran bislang nichts geändert. Nun gibt es ein Vorhaben der Bundesregierung, den ganzen Prozess zu digitalisieren. Persönlich beim Arzt vorbeischauen müssen wir aber weiterhin.
Geht es nach Wirtschaftsminister Peter Altmaier, dann wird die „Zettelwirtschaft“ ab dem Jahr 2021 abgeschafft. Ziel sei weniger Bürokratie für alle Beteiligten. Krankmeldungen sollen digital erfolgen, ohne Papier von einem Ort zum anderen transportieren zu müssen. Zusammen mit anderen Maßnahmen zur Entbürokratisierung sollen insgesamt 1,1 Milliarden Euro eingespart werden, so der Plan.
Geplant ist, dass die Krankenkassen bei allen gesetzlich Versicherten die Aufgabe übernehmen und den Arbeitgeber über Beginn und Dauer der Arbeitsunfähigkeit seines Arbeitnehmers informieren. Arbeitsminister Hubertus Heil sieht eine Win-Win-Situation kommen: „Mit dem Abrufverfahren (…) entlasten wir ab Jahresbeginn 2021 die Arbeitgeber um rund 550 Millionen Euro pro Jahr. Doch auch die Arbeitnehmer profitieren, denn sie sparen von da an jährlich Zeit und Mühe - geschätzt rund 19 Millionen Stunden und 77 Millionen Euro Versandkosten.“
Wer gerade krank ist und etwas Abwechslung gebrauchen könnte, der findet hier in der Bilderstrecke bestimmt etwas:
Abschaffung des gelben Scheins: Wirtschaft geht es nicht schnell genug
Vertreter der Wirtschaft halten die Digitalisierung des gelben Scheins für einen richtigen Schritt, melden aber gleichzeitig Kritik an. Dem Arbeitgeberverband BDA gehen die Neuregelungen nicht weit genug. Es müsse bedeutend mehr Bürokratie abgebaut werden, meint Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter laut tagesschau.de.
Zweifel herrschen auch bei den Gewerkschaften, allerdings aus einer ganz anderen Richtung. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach ist der Meinung, dass eine Entlastung der Arbeitnehmer an der mangelnden digitalen Infrastruktur scheitern könnte: „Solange viele Ärzte noch gar nicht auf elektronische Datenübermittlung eingestellt sind, sind hier erhebliche Zweifel geboten.“ Sie warnt zudem davor, dass Krankmeldungen „im digitalen Nirwana“ verschwinden und Arbeitnehmer deswegen belangt werden könnten.