Grand Theft Auto 5 ist eines der erfolgreichsten Spiele aller Zeiten und hat weltweit Millionen Fans. Trotz des Ausnahme-Hypes um die Rockstar-Reihe habe ich noch immer keinen Grund gefunden, warum ich dem Open-World-Game eine Chance geben müsste.
Eine Kolumne von Gregor Elsholz
Der Erfolg von GTA 5 ist phänomenal, beinahe märchenhaft. So als hätte Rockstar damals in einem schwachen Moment sein Erstgeborenes für eine sich selbst auffüllende Kammer voller goldener Strohballen verkauft.
Doch während sich der Rumpelstilzchen-Deal im Nachhinein für den Entwickler als Volltreffer herausgestellt hat (welches Erstgeborene verdient schließlich schon 6 Milliarden US-Dollar?), sehe ich neun Jahre nach dem Release noch immer keinen guten Grund, das Spiel zu installieren.
Grand Theft Auto: Chaos-Happen für zwischendurch
Meine persönliche Beziehung zu GTA besteht in erster Linie aus verschwommenen Jugenderinnerungen in GTA 2 & GTA 3, die sich bis auf die Perspektive gleich anfühlen: Den spielbaren Charakter bis Oberkante Unterlippe mit Waffen-Cheats vollpumpen und danach wie ein überambitionierter Bodybuilder im Anabolika-Rausch in bester Hulk-Manier eine Schneise der Zerstörung durch die Straßen ziehen lassen – so weit, so GTA.
Diese Momente waren anarchisches Fast-Food und nett für zwischendurch, haben mich allerdings nie enger an die Reihe gebunden. Nach GTA 3 habe ich erst wieder GTA 4 wegen der positiven Bewertungen eine Chance gegeben – und konnte mit dem Gangster-Drama rund um Niko Bellic mal so überhaupt nichts anfangen. Das Spiel hat sich sogar noch kürzer als Rockstars Red Dead Redemption 2 auf meiner PS4 gehalten.
GTA 5: Nicht meine Open World
In den Jahren nach dem GTA-4-Fiasko musste ich mir eingestehen, dass GTA 5 schlicht nichts zu bieten hat, wonach ich suche: Die Franchise-Bindung existiert für mich nicht, das Gangster-Genre langweilt mich und von Online-Multiplayer-Features halte ich mich aus Prinzip so weit wie möglich fern.
Erschwerend hinzu kommt, dass es an konkurrierenden Open-World-Spielen nicht mangelt und die Zeitinvestition bei jedem dieser Spiele gigantisch ist. Entsprechend fällt meine Wahl meistens auf Welten, die ich interessanter als einen fiktiven Teil Kaliforniens finde – was bei genauerem Überlegen fast alle Welten sind.
Rockstar hat den Coolness-Faktor verloren
Früher hätte ich GTA 5 möglicherweise doch noch irgendwann gespielt – allein wegen des subversiven Humors und der Gegenwartssatire, die in der Reihe verankert sind. Dies hat sich jedoch mit Rockstars Entwicklung der letzten Jahre geändert.
Nach Jahrzehnten des Erfolgs gehört der Entwickler nun nicht mehr zu den alternativen Spieleschmieden, sondern unumstößlich zum Establishment in der Gaming-Industrie und untermauert diesen Status, indem er GTA 5 von einer Konsolengeneration in die nächste schleift und nebenbei noch mit einem rein profitorientierten Abo-Service ausstaffiert.
Klar, Brötchen müssen wir alle verdienen, aber subversiver Humor und Satire über Konsum und Kapitalismus von einem Industriegiganten wie Rockstar schmecken ungefähr so gut wie Ernährungstipps von McDonalds.
GTA 5: Dann doch lieber Minecraft
Ich werde an dieser Stelle nicht behaupten, dass GTA 5 ein schlechtes Spiel ist – schließlich habe ich es nicht ausprobiert. Trotz seines unfassbaren Erfolgs und der Tatsache, dass es bisher die zweitmeisten Spiel-Exemplare verkaufen konnte, zieht es mich aber nicht in seinen Bann.
Vorher würde ich mich wahrscheinlich noch an das meistverkaufte Spiel aller Zeiten setzen, das ich ebenfalls noch nicht gezockt habe: Minecraft. Wenn ich das komplett durchgespielt habe, könnte ich GTA eventuell noch eine Chance geben…
Wenn ihr nach Alternativen zu GTA sucht, können wir euch diese Open-World-Spiele ans Herz legen: