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Rockstar, aufgepasst: Das kann GTA von Mafia lernen

Die Mafia-Spiele wären eine gute Richtung für Grand Theft Auto 6. (© 2K Games)
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GTA hat sich über die Jahre zu einem unglaublichen Erfolg entwickelt, auf den Rockstar definitiv stolz sein kann. Die Frage, die sich stellt, ist allerdings: Wie kann GTA 6 an diesen Erfolg anknüpfen? Die Konkurrenz-Games wie Mafia könnten hierzu einen Anreiz geben und gleichzeitig verdeutlichen, was GTA noch verbessern könnte. Ein Kommentar.

Mafia vs. GTA 5: Bei Gangstern geht es um „Blut und Schmutz“

Es gibt etwas an Gangster-Spielen, das mich besonders fasziniert. Es ist nicht das bloße Kriminelle, dass ich wie ein Trottel in der Stadt herumpöbeln, jedem NPC das Auto stehlen oder einen sinnlosen Streit mit der Polizei anfangen kann – es ist die gesamte Welt rund um die organisierte Kriminalität. Ihr wisst schon, dieses chaotische und brutale Spiel um Macht, bei dem stumpfe Sätze wie „Es geht nur ums Geschäft“ und „Es ist nichts Persönliches, Tony“ fallen. Das letzte Spiel in diesem Genre ist Mafia: Definitive Edition und stellt als Remake des 2002er-Spiels einen äußerst interessanten Kandidaten dar.

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Auch 20 Jahre später hat es trotz Upgrade immer noch eine leere Open World, zähe Ballereien, lineare Missionen – und dennoch fängt es für mich die angesprochene Gangster-Welt besser ein als GTA 5 mit all seiner Fülle. Ich würde sogar noch weitergehen und sagen, dass GTA 6 genau den Weg von Mafia einschlagen sollte, um in storytechnischer Hinsicht ein sehr gutes Spiel zu werden. Heißt das, dass GTA 6 in den 1920er-Jahren spielen soll? Nein, unabhängig von der Epoche greifen Mafia und GTA 5 tatsächlich ein ähnliches Gangster-Szenario auf, aber zeigen es aus zwei völlig verschiedenen Perspektiven.

Während Michael, Franklin und Trevor in GTA 5 schnell zu Hightech-Gangstern aufsteigen und professionell Unternehmen ausrauben, bleibt ihr in Mafia immer der Laufbursche und das kleinste, verwundbarste Glied der Kette. Protagonist Tommy stolpert als Taxifahrer in die kriminelle Welt und arbeitet für einen Boss, der in der Bar Zigarren raucht und damit den Schein des Zivilisierten wahrt, während Tommy immerzu schmutzige Aufträge und Morde durchführen muss, bei denen er sein eigenes Leben aufs Spiel setzt. Aber das ist es ihm wert, in dieser Welt will jeder Gangster nach oben, um reich und mächtig zu werden und ist bereit, alles dafür zu tun. Vor allem die großartigen Dialoge tragen zu dieser bedrohlichen Stimmung bei.

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GTA 5 versus Mafia Definitive Edition: Die eine Welt ist glatt und perfekt, die andere blutig und schmutzig.
GTA 5 versus Mafia Definitive Edition: Die eine Welt ist glatt und perfekt, die andere blutig und schmutzig.

Schnell zeigt sich, wie viel Tommy drauf hat und er bekommt immer wichtigere Aufgaben. Dieser Aufstieg ist gleichzeitig der Anfang vom Ende. Denn der Talentierteste wird in dieser Welt irgendwann als der Gefährlichste wahrgenommen – und ehe er sich's versieht, manövriert er sich mit seinen eigenen Plänen in eine Sackgasse, in der er von allen Seiten umzingelt wird. Andauernde Paranoia, schnelle Eskalationen, verkäufliche Ideale – in dieser Welt gibt es keine Gewinner und keine Aussteiger, es fängt mit Gewalt an, es endet mit Gewalt. Diese durch und durch klassische, aber spannungsgeladene Gangsterdynamik in Mafia: Definitive Edition veranschaulicht auf deutliche Weise, wie sehr die GTA-Reihe davon abgewichen ist und sich zu sehr auf professionelle, saubere Großverbrechen konzentriert.

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Das Gangsterleben erlebt man am besten vom richtigen Sitzplatz aus. In Mafia sitzen wir in der ersten Reihe, während wir spätestens in GTA 5 als Super-Verbrecher den exklusiven Logenplatz bekommen haben, der nahezu keine Blutspritzer abbekommt. Diese Welt ist nicht bedrohlich oder persönlich, alles ist durchgeplant und „vertraglich“ geregelt, alle Parteien gehen „fair“ miteinander um und abgesehen von Trevor sind alle Charaktere leidenschaftslos kriminell, als ob sie nicht wüssten, was sie sonst machen sollen. Die Unkontrollierbarkeit der kriminellen Welt geht verloren, sie existiert ausschließlich – und es überrascht mich selbst, dass ich das jetzt sage – im toxischen Multiplayer von GTA Online. Selbes Spiel, selbe Welt, aber trotz aller Probleme eine packendere Grundstimmung.

Die beste Gangsterwelt in dieser Richtung, die Entwickler Rockstar selbst geschaffen hat, lässt sich meiner Meinung nach in GTA 3 und GTA: Liberty City Stories finden, wenn ihr von eurer Freundin verraten und dann von Bande zu Bande gereicht werdet. Oder als Tony Cipriani, welcher der Mafia treu bleibt und sie gegen andere Banden verteidigen müsst. Keine Frage, GTA Vice City und GTA San Andreas sind durch ihre Buntheit und Abgedrehtheit ebenfalls starke Gangster-Spiele, aber die GTA-Reihe könnte wieder etwas mehr Düsternis, Personen, die sich durchbeißen müssen, brutale, unüberschaubare Machtkämpfe – kurz: alte Schule – gebrauchen. GTA 5 ist zu brav und zivilisiert, Business-Gangster sein ist zu einfach.

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Das perfekte GTA 6: Die Kombination aus GTA 5 und Mafia

Wie sollte das perfekte GTA 6 also aussehen? Mal kurz zusammengesponnen: Das bedrohliche Machtspiel von Mafia: Definitive Edition sollte den Kern ausmachen und GTA 5 die ganze Welt drumherum mit allen Möglichkeiten liefern. GTA 6 sollte einen Neueinsteiger in den Fokus nehmen, der kriminell werden muss, weil er Geld braucht, eine Schuld abzuleisten hat und/oder seine Familie bedroht wird. Diese Person kann nicht aussteigen, muss gefährliche Jobs ausführen und sich gleichzeitig gegen Konkurrenten behaupten.

Ein Feature, das in GTA 5 im Finale viel zu kurz kommt und den Spannungsbogen ins Unermessliche steigern könnte, wäre die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und eigene Pläne zu verfolgen, die wiederum mit Konsequenzen zusammenhängen. Für wen arbeitet ihr, wen verratet ihr, mit wem verbündet ihr euch? Ein Rogue-Like mit dutzenden Handlungsverläufen? Das klingt zu cool, um umgesetzt werden zu können. Eins ist aber wichtig: Der Protagonist darf nie zu mächtig werden, muss immer in der Mitte des Kräftefelds bleiben und von allen Seiten beschossen werden. Er bleibt an vorderster Front und kann es sich nicht auf dem Chefsessel gemütlich machen. Die Bedrohung muss immer spürbar sein.

Ständige Paranoia, moralische Debatten, eine absolut blutige Arbeit – das kombiniert mit einer detailierten Open World, einer tollen Stadt, packenden Dialogen, einer guten Missionsstruktur, ich könnte mir kein besseres Spiel vorstellen. Ob das GTA 6 oder Mafia 4 sein wird, ist mir egal. Aber hier haben wir die besten Zutaten für ein sehr gutes Gangsterspiel – mit dem Körper von GTA 5 und der Seele von Mafia.

Mafia hat mir gezeigt, worauf es in Gangster-Spielen ankommt und ich wünsche mir, dass Rockstar in GTA 6 wieder etwas mehr alte Schule einfließen lässt. Wann das der Fall sein wird, weiß noch niemand, aber ich bin sehr gespannt, in welche Richtung sich Videospiel-Gangster in Zukunft entwickeln werden. Lieber etwas zurück als in die falsche Richtung.

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