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Ich habe Elden Ring aus Langeweile gekauft – und etwas Großartiges ist passiert

Ich bin völlig verblüfft: Ist es wirklich möglich, dass ich Elden Ring liebe? (© From Software)
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Souls ist nichts für mich. Ich hasse es, zu verlieren. Es frustriert mich und macht mich wütend – und es ist unfair! Außerdem habe ich keine Geduld dafür, lange an irgendwelchen Bossen zu scheitern. Als ich Elden Ring gekauft habe, war für mich eigentlich klar, dass ich mein Geld nur herausschmeiße.

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Ein Kommentar von Marina Hänsel

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Ich habe Elden Ring aus Langeweile gekauft

Es ist wahr. Elden Ring war während des Steam Summer Sales im Angebot und ich brauchte Abwechslung. Vorher bin ich in Stardew Valley Expanded und Dragon Age Inquisition versunken – mal wieder. Aber ich brauchte einfach etwas anderes. Und ich wusste eines: Wahrscheinlich kaufe ich hier ein noch immer teures Spiel, nur um es beiseitezulegen. Aber ich bin ein impulsiver Mensch und, na ja, was soll’s.

Souls war noch nie etwas für mich. Und ich hatte es probiert – der Anfang von Dark Souls 1 hat mich derart wütend und schambehaftet zurückgelassen, dass ich eines wusste: So will ich mich nicht wieder fühlen. Trotzdem habe ich Sekiro: Shadows Die Twice ausprobiert. Wenn alle Freunde ein Spiel hypen, ist es schwer, „Nein“ zu sagen. Als ich in Sekiro das erste Mal nicht sofort weitergekommen bin, war ich so verzweifelt, dass ich es gelassen habe.

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Souls ist nichts für mich. Sogar den Anfang von Elden Ring habe ich vor einigen Jahren einmal ausprobiert – und wieder: Frustration. Warum also Elden Ring nun doch noch kaufen? Wie gesagt, aus Langeweile. Aus Optimismus. Aus Impulsivität. Mal schauen, vielleicht ... vielleicht ... vielleicht ändert sich ja doch etwas!

Etwas ist passiert und plötzlich habe ich mich gut gefühlt

Es ist nicht so, dass ich niemals irgendetwas in einem Souls-Game gewonnen habe. In Dark Souls 1 bin ich ewig an irgendwelchen Ratten gestorben, aber irgendwann hatte ich es doch geschafft. In Sekiro gab es einen Mini-Boss, für den ich mehrere Anläufe brauchte, und dann habe ich ihn eben doch noch besiegt.

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Beide Male hat mich der Sieg nicht glücklich gemacht. Es hieß immer von anderen, Souls-Spiele seien frustrierend – aber wenn man es dann doch geschafft hat, fühle man sich so glücklich wie selten! Das war bei mir aber nicht so. Zumindest nicht während meiner ersten Souls-Versuche. Woran das lag? Keine Ahnung!

Zurück zu Elden Ring. Mittlerweile hatte ich bereits Teile von Let’s Plays gesehen und wusste so einiges über das Spiels. Ich kannte die Anfangssequenz bereits; ich habe anderen Spielern dabei zugesehen, wie sie ihr ersten Schritte in Limgrave machten und ein paar Techniken anwandten.

Ich wusste, ich brauchte den Abwehrkonter. Also habe ich ihn geübt. Nach kurzem Umherlaufen in Limgrave habe ich mich entschieden, dass ich die Soldaten im Lager vor dem Tor zu Schloss Sturmschleier besiegen werde. Einzeln waren sie kein Problem – in einer Gruppe wurde es schwieriger, und der Captain machte mir zu schaffen. Egal. Ich kann ja aufleveln, solange ich meine Runen zurückbekomme.

Schleichen, töten, erkunden. Ah, eine Nachricht von einem Spieler – ich soll auf die Hunde aufpassen. Ah ja. Blöde Hunde. Wer hat Hunde in solchen Spielen erfunden?! Aber irgendwie war ich gar nicht so schwach. Es ging. Es erschien mir möglich, dieses eine, winzige Ziel zu schaffen. Dass ich noch mehr erreichen könnte, glaubte ich übrigens nicht; immerhin hatte ich mir selbst mehrmals bewiesen, dass Souls-Spiele mich extrem frustrieren.

Es brauchte ein paar Versuche. Beim letzten hatte ich es geschafft, nahezu alle Soldaten abgesehen vom Captain zu neutralisieren. Dann war er dran. Abwkehrkonter. Und nochmal! Panisches Draufhauen! Rollen! Er sackte zu Boden. Ich hatte – ich hatte es geschafft.

Ich hatte es geschafft. Und plötzlich fühlte ich mich grandios.

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Ich konnte aufleveln! Ich konnte alle Schatztruhen leeren! Ich bekam die Map! ICH HATTE ES GESCHAFFT. Und die Betonung lag auf „Ich“ – denn dass ich so etwas in einem Souls-Spiel schaffen würde, ist mir wenige Sekunden vorher noch unmöglich vorgekommen. Dass es mir gefallen würde. Dass ich dieses sagenumwobene „Souls-Gefühl“ spüren würde. Eigentlich war ich doch gar nicht der Typ dafür. Oder?

Drei Tage und so einige Stunden später habe ich Godrick der Verpflanzte besiegt – den ersten so richtig starken Boss.

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Da war eine Wand in meinem Kopf, die jetzt weg ist

Die Wand in meinem Kopf hatte mir gesagt, dass ich nie irgendwelche Souls-Bosse schaffe werde. Schon gar nicht die wirklich starken! So etwas ist für jemanden wie mich nicht möglich und auch nicht erstrebenswert – immerhin würde es mir nur Frust bringen, auch dann, wenn ich den Boss doch noch geschafft habe.

Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Alles muss schnell gehen; wenn ich etwas erledige, dann immer im Eiltempo. Es gab eine Zeit, da habe ich versucht, nicht mit Warp 9 in meiner Wohnung aufzuräumen. Ich habe versucht, langsamer zu sein. Den Moment bei mir zu behalten und nicht schon an morgen, gestern oder einen Tag in zwei Wochen zu denken. Es ist bei dem Versuch geblieben.

Und jetzt ist etwas anders. Ich bin gelassener, wenigstens ein bisschen. Wenn ich eine Stunde lang versuchen kann, fünf Gegner in einem Spiel zu besiegen, dann darf ich mir auch Zeit beim Abwaschen lassen. Dann darf ich auch akzeptieren, dass nicht alles beim ersten Mal klappt. Dass es gute und schlechte Tage gibt – dass es nicht von Bedeutung ist, ob man verliert, sondern vielmehr, ob man wieder aufsteht.

Ich glaube, für mich ist Elden Ring im Wesentlichen genau das: Das Akzeptieren von Fehlern. Das Akzeptieren von Unglück. Es geht nicht darum, frustriert zu sein oder ein absoluter Pro-Gamer zu werden. Es geht darum, etwas in vielen kleinen Schritten – vor und zurück – zu schaffen. Wer erwartet, alles beim ersten Mal auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, kann ja nur unglücklich werden. Wer Verlieren aber auch als Fortschritt sehen kann und genug Geduld hat, um nicht aufzugeben, der kann wahrscheinlich beinahe alles schaffen.

Und für diese Lektion liebe ich Elden Ring. Jeden Tag warte ich darauf, wieder in der Welt zu versinken. Bosse zu schaffen. Runen zu sammeln. Meinen Build zu verfeinern. Ich bin keinesfalls ein sehr fähiger Spieler. Ich sterbe oft, und ja, ich verliere auch Runen. Aber eigentlich ist es mir egal geworden. Es frustriert mich nicht mehr. Sterben ist plötzlich okay, neu anfangen ist auch okay. Wenn mich doch etwas nervt, dann suche ich mir einfach eine andere Region in der Open-World.

Sollte ich Elden Ring tatsächlich komplett schaffen – und vielleicht sogar das DLC Shadow of the Erdtree – so werde ich mich nun doch noch an den alten From-Software-Spielen versuchen. Und ich freue mich darauf, diese neue Seite an mir weiter zu erkunden. Eine Seite, die geduldig ist; eine Seite, die mit kleinen Schritten einen gewaltigen, furchteinflößenden Berg erklimmen will und es vielleicht sogar schafft. Ich bin stolz auf diese neue Seite in mir.

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