Auch im Jahr 2022 gingen die Zulassungszahlen für E-Autos weiter stetig nach oben. Krafträder mit Elektroantrieb scheinen Vollblut-Biker hingegen einfach kalt zu lassen. Doch es gibt auch Fahrzeuge, die richtig gut ankommen.
Leise oder Laut? Biker haben ihre Favoriten
Batteriebetriebene Motorräder gibt es zwar, die Begeisterung dafür hält sich aber in Grenzen. Nur 1.606 Exemplare wurden 2022 hierzulande verkauft. Am beliebtesten waren E‑Bikes von Zero Motorcycles. Basis hierfür sind die Daten des Industrie-Verbands Motorrad Deutschland für das Jahr 2022. Auch wenn fast doppelt so viele E‑Motorräder verkauft wurden wie 2021, ist das eine ernüchternde Bilanz. Besonders, wenn man dieses Ergebnis mit der Gesamtzahl der verkauften (Leicht-)Krafträder vergleicht. Das waren mehr als 143.000 Stück.
Helfried Sorger, Technikchef des Powertrain-Bereichs bei Pierer Mobility, bemängelt im Handelsblatt-Interview die Motorradindustrie. Sorger selbst betreut die Entwicklung von Antrieben bei großen Zweirad-Herstellern wie KTM und Husqvarna.
Eine batterieelektrische Umsetzung von kubikstarken Motorrädern sei kaum umsetzbar (Quelle: Handelsblatt). Das liege an den schweren Batterien, die für ordentliche Reichweiten nötig wären. Würde man das Gewicht außer Acht lassen, ginge das auf Kosten der Sicherheit.
Anders sieht es jedoch bei Elektrorollern mit einer Geschwindigkeit bis 45 Kilometern pro Stunde aus. Die Zulassungszahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr 2021 mit einer Anzahl von 8.026 fast vervierfacht. Besonders beliebt waren neben den Klassikern von BMW und Piaggio die Hersteller Niu, Scutum und Horwin (Quelle: Electrive).
Der Kampf um die Zielgruppe: vergebliche Liebesmüh?
Wer Motorrad fährt, der kennt das Gefühl: Der Wind reißt an euch, der Wald duftet frisch und unter euch brüllt und blubbert der Motor. Die Sinneseindrücke machen einen großen Bestandteil des Fahrspaßes aus. Doch der leise Antrieb dämpft die Begeisterung gar nicht unbedingt. Laut einer nicht repräsentativen Umfrage von Motorrad Online ist das Interesse am E‑Moped nämlich durchaus vorhanden. Viel eher hakt es an den langen Ladezeiten und den kurzen Reichweiten. Die allermeisten Teilnehmer forderten Reichweiten (weit) über 150 Kilometer (Quelle: Motorrad Online).
Grundsätzliche Probleme sind es also, aufgrund derer sich Vollblut-Biker mit den leisen E‑Motorrädern schwer tun, die Stadt-Flitzer aber einen Höhenflug erleben. Nicht nur sind Roller deutlich günstiger als „richtige“ Motorräder, in den Metropolen beträgt die durchschnittlich zurückgelegte Strecke pro Tag lediglich 39 Kilometer (Quelle: BMVD (PDF)). Der Branchenprimus Niu bietet Roller mit Reichweiten von 50 bis 80 Kilometern an – für die Zielgruppe ideal.
An Ideen mangelt es Herstellern von E‑Motorrädern nicht: