Zuletzt erreichten uns leicht beunruhigende Nachrichten, denen nach schenkt sich Apple beim iPhone 14 den Einsatz eines Nachfolgers für den A15-Chip. So etwas gab es noch nie. Doch geht Apple wirklich so weit und wäre dies überhaupt ein Skandal? In der aktuellen Wochenendkolumne nehme ich mich dem Thema an.
Vorab in aller Kürze die aktuelle Nachrichtenlage zusammengefasst: Apple will dem Vernehmen nach im iPhone 14 erneut den schon vom iPhone 13 bekannten A15-Chip verbauen. Allein die Pro-Modelle des iPhone 14 würden demzufolge einen wirklich neuen Chip (A16) bekommen. Da der gut informierte Apple-Insider Ming-Chi Kuo dies ursprünglich verkündete und mittlerweile auch weitere Quellen diese Vorhersage bestätigen, spricht sehr viel für die Authentizität des Gerüchts. Besser wir freunden uns mit der Sachlage schon mal an.
iPhone mit A15-Chip: Was hätte Apple davon?
Allerdings galt bisher noch immer: Jedes neue iPhone im Herbst erhält einen neuen Chip, der wird auch immer prominent beworben. Doch warum sollte Apple dies nun ändern wollen und den Einsatz von alten Chips in Erwägung ziehen, was spricht für die Entscheidung und wie könnte man sie Kundinnen und Kunden schmackhaft machen?
Betriebswirtschaftlich könnte Apple nur gewinnen – der A15 ist fertig, wird in Massen produziert, die Entwicklungskosten könnten mit der Integration ins iPhone 14 nochmals gestreckt werden. Auch würde man so eine stärkere Separierung zwischen Consumer und Pro einführen, die teuren und gewinnträchtigeren Pro-Modelle würden ein Stück attraktiver. Am Ende steigen so oder die Margen und die Kasse klingelt. Braucht es da noch mehr Gründe? Wenn wir mal ehrlich sind, moderne Smartphone-Prozessoren sind mittlerweile so schnell, Kundinnen und Kunden brauchen nicht jedes Jahr einen neuen Chip.
Schon heute schnell und gut genug – der Apple 15 und seine Vorzüge von Apple erläutert:
Das Bauteil könnte zumindest für einen Großteil der Anwender einfach belassen werden. In der Praxis bringt der Geschwindigkeitszuwachs nämlich gar keinen echten Gewinn für den Anwender mehr. Ein Trend, den die Notebooks und Desktops schon seit Jahren vorwegnehmen. Nur wenige Profis und Spieler benötigen wirklich noch mehr Leistung, der Rest eben nicht.
Aus der Trickkiste: Aufs Marketing kommt es an
Doch wie möchte man dies den Kunden verkaufen, nach dem man ihnen über lange Zeit das Gegenteil erzählte und die Vorteile der neuen Chips immer in den Vordergrund stellte? Würden die einen alten Chip im neuen iPhone nicht als Rückschritt wahrnehmen? Wahrscheinlich schon, Apple müsste also tief in die Marketingkiste greifen, wie schon mal zuvor. So würde Apple beim altbekannten A15 wahrscheinlich nur einen Buchstaben dranhängen, minimal eine Winzigkeit ändern und schon tut es nicht mehr so weh – Vorschlag: Apple A15X oder A15E für „enhanced“.
Wir erinnern uns: Der Apple A12Z Bionic von Apple im iPad Pro 2020 war auch nur eine leicht modifizierte Variante des zuvor verwendeten Apple A12 Bionic. Ganz zu schweigen vom Apple S7 in der aktuellen Apple Watch, letztlich auch nichts weiter als ein Apple S6 mit neuem Namen. Kurz und gut: Apple hat darin Erfahrung, nur beim iPhone traute man sich so viel Chuzpe bisher noch nicht zu.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
Zukünftig könnte Apple dann die verbauten Chips sogar vollständig in den Hintergrund setzen. Frei nach dem alten Rolls-Royce-Motto: Leistung ist genügend da. Wer es noch nicht wusste, die Luxusschmiede verschwieg über Jahre die korrekte Leistung ihrer Limousinen und bezeichnete sie stets nur als „ausreichend“. Auch Apple tut dies zum Teil schon heute und gibt beim iPhone nie offiziell die Größe des Arbeitsspeichers an. Künftig könnte dies dann auch halt für den Prozessor gelten.
Nicht zu vergessen: Im Grunde würde man sich auf alte Tugenden besinnen, denn in den ersten Jahren des iPhones, als Apple noch keine eigenen Chips verbaute, wurden die auch nie erwähnt. Die Kunden haben sich nicht daran gestört, die hatten nämlich ganz andere Prioritäten.