Als der Kia EV9 vorgestellt wurde, war ich sofort begeistert. Was für ein geiles E-Auto. Es ist groß, kantig und passt eigentlich nicht zu einer nachhaltigen Zukunft – oder doch? Für mich sind E-Autos wie der Kia EV9 nötig, um den Absprung vom Verbrenner schaffen zu können.
Ein Kommentar von Peter Hryciuk.
Mit der Vorstellung des Kia EV9 ist eine rege Diskussion in der Redaktion ausgebrochen. Mein geschätzter Kollege Sven Kaulfuss hat seine Sicht bereits in einem Artikel festgehalten und findet solche E-Autos komplett übertrieben. Ich bin da ganz anderer Meinung. Ich stimme Sven hingegen zu, dass man die Ressourcen, die man zur Herstellung eines Kia EV9 benötigt, sicher für mehr als nur ein Elektroauto verwenden könnte. Doch wieso sollten Hersteller nur kleine Autos bauen, die an den Bedürfnissen der Käufer vorbei gehen? Dann steigt doch niemand auf ein E-Auto um.
Aktuell liegen SUVs im Trend. Wenn genau das nötig ist, um E-Autos zum Erfolg zu bringen, dann müssen die Autobauer nun einmal diese Art von Autos bauen. Man muss immer die Relation betrachten. Niemand würde eine G-Klasse mit V8-Motor gegen einen Opel Corsa-e tauschen. Bei einem Kia EV9 besteht die Chance schon eher. Dann würde man einen Spritschlucker durch ein E-Auto ersetzen, an dem der Besitzer sonst festhalten würde, da es eben keine gleichwertige Alternative gibt. Prestige und Aufsehen würde man mit dem Kia EV9 auch erregen, was bei dieser Art von Auto ja gewollt ist. Das habe ich ja sogar mit dem EV6 geschafft.
Der Kia EV9 hat mich einfach verzaubert:
Es muss eine große Auswahl von E-Autos geben
Für Sven wirkt das Verhalten der Autobauer wie eingefahren und als möchte man keine Änderungen umsetzen, um die Umwelt wirklich nachhaltig zu schützen. In meinen Augen ist aber jeder Umstieg von einem Verbrenner zu einem E-Auto ein großer Erfolg. Es ist schwer genug, Menschen, die sich nicht mit Elektromobilität beschäftigen wollen, zum Umstieg zu bewegen. Wenn aber der passende Wagen mit Elektroantrieb zur Verfügung steht, steigen die Chancen sehr.
Das hab ich bei meinem Test des Kia EV6 gemerkt. Ich bin damit eine Strecke von 1.900 Kilometern im Winter bei niedrigen Temperaturen, Schnee und Sturm gefahren und habe erst da gemerkt, dass das alles kein Problem ist. Ladesäulen gibt es genug. Reichweitenangst kam erst gar nicht auf und schnell geladen hat das Auto auch. Was will man eigentlich noch mehr? Groß genug war das Auto auch. Ich will vom Diesel umsteigen, doch es gibt halt noch nicht das Auto, das ich brauche.
Und da komme ich wieder auf den anfänglichen Punkt zurück. Es muss eine große Auswahl an E-Autos geben, damit für jeden die Möglichkeit besteht, ohne große Kompromisse umsteigen zu können. Ich suche nach einem City-Flitzer, mit dem ich auch mal 250 Kilometer über die Autobahn fahren kann, in den ich aber auch etwas einladen kann, wenn ich mal zu Hornbach fahre. Aber Menschen haben nun einmal unterschiedliche Ansprüche. Das hat also nichts mit eingefahrener Autoindustrie zu tun, sondern mit der Anpassung der Industrie an die Bedürfnisse der Käufer. Eine große Auswahl ist also gut für die Hersteller und die Umwelt.