Heimlich, still und leise spielt sich buchstäblich vor unser aller Augen eine Streaming-Revolution ab. Es sieht ganz danach aus, als würde sich für immer verändern, wie wir Filme und Serien schauen. Das geht mir einfach nicht in den Kopf.
Ein Kommentar von Felix Gräber
Die Revolution hat sich Stück für Stück angeschlichen. Für viele Menschen ist das Smartphone vom schlichten Mobiltelefon längst zum Allround-Begleiter im Alltag geworden – auch zum Taschenkino. Man braucht sich nur auf der Straße umzusehen, um zu erkennen, dass sich kaum jemand diesem Trend widersetzt. Trotzdem gibt es Dinge, bei denen das Smartphone andere Geräte für mich nicht ersetzen kann. Ich arbeite an PC oder Notebook, zocke an der Konsole und schaue Filme wenn möglich im Kino oder eben am heimischen Smart-TV.
Smart TV vs. Smartphone: Beim Streaming ist es knapp
Offenbar gehöre ich damit bald einer Minderheit an: Wir alle erleben gerade einen Umbruch. Ein flüchtiger Moment des technologischen Fortschritts zieht an uns vorbei, ohne dass wir es so richtig bemerken. Denn es ist genau so angesagt, Filme und Serien per App auf dem Smartphone zu schauen wie auf dem Fernseher. Dafür fehlt mir das Verständnis.
Im „Global Consumer Survey“ (engl.: globale Verbraucherumfrage) von Statista ist festgehalten: 54 Prozent der Befragten schauten im ersten Quartal 2021 „digitale Videoinhalte“ am Smartphone. Das ist nicht nur mehr als die Hälfte, sondern lag auch exakt gleich auf mit dem Anteil derer, die dafür den Smart-TV nutzen. 54 Prozent zu 54 Prozent – ein empfindliches Gleichgewicht der Kräfte, das mich zu der Frage bringt: Warum nur?
Warum schauen Menschen Videos am Smartphone? Mal eben ein Katzenvideo bei YouTube anschauen in der Kaffeepause oder vielleicht hat man per WhatsApp eines geschickt bekommen – das verstehe ich. Aber darüber hinaus fehlt mir die Fantasie mir vorzustellen, warum ich das Smartphone dem Fernseher vorziehen sollte – oder ein Tablet, das gaben immerhin auch noch 31 Prozent als Gerät ihres Vertrauens an.
Natürlich gibt es Pendler, die unterwegs im Zug mal eine Folge ihrer aktuellen Lieblingsserie schauen. Aber Pendler wird es nach der Pandemie wohl insgesamt seltener geben als zuvor. Soll ich also glauben, dass es Leute gibt, die Zuhause sitzen, den Fernseher ausschalten und sich bei Netflix oder Disney+ auf dem Handy einen Film anmachen? Ich hoffe, ich irre mich.
Dafür spricht immerhin, dass die prozentuale Verteilung nicht weiter in Richtung Smartphone gekippt ist. In der Erhebung des Consumer Surveys vom vierten Quartal 2021 liegt der Fernseher mit 58 Prozent wieder leicht vor dem Smartphone (55 Prozent).
Ob fürs Handy oder am TV, wir helfen bei der Wahl des passenden Streaming-Dienstes:
Smartphones haben beim Streaming einfach keine Chance
Ich erinnere mich gut an einige persönliche, große Filmmomente: In „Star Wars Episode 1: Die Dunkle Bedrohung“, als im Kino ausgerechnet während des Podracer-Rennens die Filmrolle riss. Wie ich nach Teil 1 der Transformers-Reihe mit vor Adrenalin zitternden Händen wieder ans Tageslicht getorkelt bin. Die unfassbar eindrucksvollen 3D-Welten aus „Avatar: Aufbruch nach Pandora“, für die ich mehrmals die gepfefferten Kinopreise zahlte.
Viel davon geht schon verloren, wenn man gezwungen ist, von der Kinoleinwand vor den heimischen Fernseher zu wechseln. Aber auf einem nur wenige Zoll großen Smartphone-Display Blockbuster schauen? Oder preisgekrönte Serien, die mit ihrer Atmosphäre mitreißen sollen? Schauspielerische Leistungen im Kleinstformat bewundern? Das ist wirklich kein großes Kino.