Wer von einer Profi-Karriere als Magic: The Gathering-Spieler geräumt hat, guckt ab sofort in die Röhre. Das überraschende Ende der Magic Pro League schockierte kompetitive Magic: The Gathering-Spieler auf der ganzen Welt. Der Traum vom Vollzeit-Job als Magic-Profi ist damit vorbei. Trotz zahlreicher offener Fragen steckt in dem Kahlschlag jedoch auch ein Lichtblick für Gelegenheitsspieler.
Was ist passiert? 2018 wurde die Magic Pro League, kurz MPL, gegründet. Die 32 besten Magic-Spieler*innen traten in dieser in wöchentlichen Matches an, kämpften um Vorteile und Qualifizierungen für Prestige-Turniere wie die World Championship und wurden darüber hinaus mit einem Jahresgehalt von 75.000 US-Dollar finanziert. Mitglieder der MPL konnten ihre Karriere ganz dem Spiel widmen und mussten sich nicht durch reguläre Jobs über Wasser halten. Der wahr gewordene Traumberuf des Magic-Profi.
Am 13. Mai 2021 ist dieser Traum geplatzt, denn Wizards of the Coast hat bekannt gegeben, dass die MPL nach der Saison 2021/22 aufgelöst wird. Das bedeutet zwar nicht, dass es keine High-Level-Turniere mehr geben wird, ein gesichertes Einkommen für Magic-Profis gehört damit aber der Vergangenheit an.
Tatsächlich stand die MPL bereits seit ihrer Gründung in der Kritik. Wirklich zufrieden war mit dem 2018 eingeführten System niemand. Genau deshalb habe sich WotC auch dazu entschieden, einen kompletten Neuanfang zu starten, statt das System im Detail zu verbessern. Das erklärte Senior Communications Manager Blake Rasmussen in einem Live-Stream, wenige Stunden nach der Ankündigung.
Das tatsächliche Ende der MPL liegt noch 15 Monate in der Zukunft, aber genau aus diesem Grund wurde die Änderung schon jetzt bekannt gegeben. Somit sollten die aktuellen MPL-Mitglieder genügend Zeit haben, sich auf das neue System einzustellen. Problematisch ist nur, dass noch niemand genau weiß, wie dieses neue System aussehen wird.
So geht es ab 2022 weiter
Die Tatsache, dass die MPL endet, ist also streng genommen etwas positives, da sie dem langjährigen Wunsch nach einer Reform des Systems entspricht. Das Problem ist, dass die Ankündigung keine konkreten Details nennt, wie das System ab Ende 2022 aussehen wird. Im Stream erklärte Blake Rasmussen, dass Organized Play in fünf Säulen betrachtet wird:
- Friendly Play: Friday Night Magic, Kitchen Table Magic
- Aspirational Play: Grand Prix, MagicFest, PPTQs (offene Turniere mit Chancen auf Preisgelder und weiterführende Qualifikationen)
- Elite Play: MPL, World Championship (exklusive Turniere für die weltbesten Spieler*innen)
- Festivals: CommandFest
- Digital Play: MTG Arena, MTGO
Dabei fiel der Fokus in den letzten Jahren primär auf Elite Play, also auf die Finanzierung der MPL. Das Problem bestand jedoch darin, dass einerseits die wöchentlichen League Matches im Vergleich zu Turnieren nur extrem geringe Aufmerksamkeit genossen und andererseits weniger Budget für die übrigen vier Säulen zur Verfügung stand.
Durch das Ende der MPL soll die Balance aller fünf Säulen ermöglicht werden. Davon würde vor allem Aspirational Play profitieren, ein Bereich der nicht zuletzt durch COVID-19 in den letzten 15 Monaten nahezu nicht existierte. Wer im letzten Jahr kompetitiv Magic spielen wollte, hatte dafür im Grunde bloß die Möglichkeit, den mühevollen und zeitaufwendigen Ladder-Grind in MTG Arena zu überstehen. Dieser wiederum mündete in Qualifikationsturniere, bei denen nur die allerbesten die Chance bekamen, gegen MPL-Mitglieder anzutreten. Kurz gesagt: Für ambitionierte Spieler zwischen Profis und Gelegenheitsspielern gab es so gut wie keinen Platz im bisherigen System.
Nach dem Ende der Pandemie könnten dann hingegen wieder regelmäßige Turniere mit lukrativen Gewinnen auf lokaler und regionaler Ebene stattfinden. Und zwar nicht mehr nur digital, sondern wieder mit echten Karten. Dadurch wäre kompetitives Spielen auch abseits des Ladder-Grinds wieder möglich. Allerdings nur wenn die angesprochenen Änderungen auch wirklich umgesetzt werden.
Denn genau das ist aktuell das Problem: Fest steht nur das Ende der MPL. Für den Zeitraum danach gibt es zwar optimistische Versprechen, aber keinerlei Details oder Gewissheit. Professionelle Magic-Karrieren haben deshalb nach derzeitigem Stand keine Zukunft.